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Ezekiel Kemboi ist nicht nur der erfolgreichste Hindernisläufer der Welt. Er dominiert seine Disziplin seit Jahren auf eine Art und Weise wie wenig andere in der Olympischen Kernsportart. Und er baut gleichzeitig an seiner Legende. Die Olympischen Spiele 2016 in…
Ezekiel Kemboi ist nicht nur der erfolgreichste Hindernisläufer der Welt. Er dominiert seine Disziplin seit Jahren auf eine Art und Weise wie wenig andere in der Olympischen Kernsportart. Und er baut gleichzeitig an seiner Legende. Die Olympischen Spiele 2016 in Rio de Janeiro, vielleicht der letzte große Höhepunkt in einer unvergleichlichen Karriere, stellen einen wichtigen Meilenstein in der vollendeten Legendenbildung dar. Als erster Läufer der Geschichte könnte der 34-Jährige den dritten Olympiasieg in einer Disziplin feiern – und damit in der brasilianischen Metropole auf den Spuren des Supersprinters Usain Bolt wandeln. Das Problem: Auf dem Papier hat ein anderer die Favoritenrolle inne, der junge Landsmann Conseslus Kipruto.
Bewerb: 3.000m-Hindernislauf der Herren
Startzeit: Donnerstag, 17. August um 11:50 Uhr Ortszeit / 16:50 Uhr MEZ
Olympiasieger 2012: Ezekiel Kemboi (Kenia)
Rekord-Olympiasieger: Volmari Iso-Hollo (Finnland) und Ezekiel Kemboi (Kenia) mit zwei Olympiasiegen
Erfolgreichste Nation: Kenia mit zehn Olympiasiegen
Olympischer Rekord: Julius Kariuki (Kenia) in 8:05,51 Minuten (Seoul 1988)
Favoriten: Ezekiel Kemboi, Conseslus Kipruto (beide Kenia)
Ezekiel Kemboi hat eine wichtige Parallele zu Mo Farah. Er war nie der Rekordläufer, aber bei Großereignissen schlug seine Stunde und über diese massiven Erfolge definiert er sich. Erstmals bei den Olympischen Spielen 2004 in Athen, unter Olympischen Ringen noch einmal in London, dazu bei vier Weltmeisterschaften. Wie der Brite ist Kemboi ein Meister der Konzentration und hat es immer geschafft, auf den Punkt topfit zu sein. Doch die Zeit ist auch für den Ausnahmeläufer aus Kenia nicht stehen geblieben. Er macht sich mittlerweile rar bei internationalen Meetings und wenn er da ist, passiert es ihm nicht selten, dass er ein enttäuschendes Rennen mit einem desolaten Resultat hinlegt. Dass ihn und seine Fans dies nicht beunruhigen muss, demonstrierte die Saison 2015, in der auch nicht viel ging. Aber bei der WM in Peking war er wieder die Nummer eins und hielt seine aufstrebenden Landsleute in Schach. Eine Wiederholung der Dramaturgie hofft er auch in diesem Jahr. In puncto Selbstvertrauen, Konzentration und Taktik ist er seinen Gegnern haushoch überlegen und kann somit auch etwaige physische Nachteile wettmachen.
Geht es nach den Ergebnissen dieser Saison, könnte man die Goldmedaille bereits vor dem Rennen Conseslus Kipruto umhängen. Nach schwierigen Jahren ist das immer noch erst 21 Jahre alte Talent wieder zurück auf der Bühne der Weltklasse und dominierte alle fünf Diamond League Rennen nach Belieben. Zwei Sachen blieben ihm verwehrt: eine Zeit unter acht Minuten und der Sieg bei den Kenya Trials. Den holte sich übrigens der wiedererstarkte Routinier Brimin Kipruto, der 2008 Olympia-Gold im Vogelnest von Peking errang, als Kemboi nur Siebter wurde. Der 31-Jährige will seine dritte Olympia-Medaille und vor allen Dingen ein Negativ-Erlebnis verarbeiten: in London kam er in der letzten Runde zu Sturz.
Gegen seine routinierten Landsleute spricht für Conseslus Kipruto die jugendliche Schnelligkeit. Aber es gibt ein warnendes Beispiel: Im vergangenen Jahr dominierte sein Landsmann Jairus Birech die gesamte Saison und fiel in Peking als Vierter sensationell vom Podest. Für die Spiele von Rio konnte er sich erst gar nicht qualifzieren, die hohe Dichte in Kenia macht’s möglich. Ähnliches soll Kipruto nicht passieren, mit zweimal WM-Silber 2013 und 2015 (jeweils hinter Kemboi) hat er bereits ausreichende Final-Erfahrung. Aber auch eine gegen Kemboi: Im Vorfeld der Weltmeisterschaften von Moskau besiegte er den großen Meister dreimal, bei der WM wendete sich das Blatt. „Das sind meine ersten Olympischen Spiele. Ich versuche mein Bestes zu geben“, ist der Respekt vor dem erfolgreichen Landsmann groß.
Der 3.000m-Lauf ist die Disziplin, in der sich die Überlegenheit Kenias am frappierendsten darstellt. Auch in der Olympischen Geschichte. Zehn Goldmedaillen, davon sieben als Doppelsieg stehen bereits zu Buche. Allerdings gab es „erst“ zweimal einen Sweep: 1992 in Barcelona und 2004 in Athen mit dem Sieger Ezekiel Kemboi und dem Silbermedaillengewinner Brimin Kipruto. Die Chancen sind durchaus intakt, dass der dritte Sweep in Rio folgt. Der letzte nicht-kenianische Olympiasieger über die Hindernisse war der Pole Bronislaw Malinowski 1980 bei den Spielen von Moskau – ein anderes Zeitalter, in das die Kenianer in Rio nicht wieder zurückgeholt werden wollen. Mit dem neunten Olympiasieg in Folge könnten die Kenianer übrigens die US-amerikanischen Hürdensprinter einholen, die zwischen 1932 und 1972 neunmal in Serie Olympia-Gold geholt haben. Darüber steht nur noch der schier unübertreffbare Rekord der US-amerikanischen Stabhochspringer, die zwischen der ersten Ausgabe der Modernen Olympischen Spiele und jener von Mexiko City 1968 unfassbare 16mal in Folge Olympisches Gold gewannen.
Wenn jemand die kenianische Überlegenheit durchbrechen und zum großen Coup ausholen möchte, kommen dafür eigentlich nur zwei Läufer überhaupt in Frage. Der Franzose Mahiedine Mekhissi-Benabbad, dreifacher Europameister, gewann in Peking und London jeweils Silber und ärgerte die Kenianer dabei mächtig. Ob er nach der langen Verletzung 2015 bereits wieder so weit ist, um die Weltklasse zu fordern, ist fraglich. Dagegen befindet sich der US-Amerikaner Evan Jager in hervorragender Form. Wenn er an die unglaublichen amerikanischen Leistungen im Laufbereich bei diesen Spielen anknüpfen kann, ist die erste Medaille in dieser Disziplin sein Brian Diemer (Bronze) vor 32 Jahren möglich.
Das Finalfeld über 3.000m mit Hindernissen offeriert ein Leistungsgefälle, das 2016 in kaum einer anderen Disziplin im Laufbereich zu beobachten ist – mit Ausnahme, wenn Ayana läuft. Die Medaillen-Aspiranten sind abgezählt, für den Rest des 15-köpfigen Teilnehmerfeldes geht es darum, sich so gut wie möglich aus der Affäre zu ziehen. Neben Kenia hat einzig die USA drei Starter, Hillary Bor und Donald Cabral vervollständigen das Team. Ein US-Trio in einem Hindernis-Finale gab es zuletzt vor 80 Jahren bei den Nazi-Spielen in Berlin. Aus Europa ist neben Mekhissi-Benabbad nur noch sein Landsmann Yoann Kowal dabei, dazu mit Hamid Ezzine, Soufiane Elbakkali (beide Marokko) und Amor Ben Yahia (Tunesien) drei Nordafrikaner, dem Ugander Jacob Araptay und dem Eritreer Yemane Haileselassie zwei weiterere Ostafrikaner, mit Matthew Hughes ein Kanadier und mit Altobeli da Silva ein Lokalmatador.
Olympische Spiele 2016 in Rio de Janeiro