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Der Finne Lasse Artturi Viren ist eine Sportlegende in seiner Heimat, der letzte der in der Urzeit der Leichtathletik begründeten „fliegenden Finnen“. Er schaffte eine Leistung, die kein anderer Läufer jemals erringen konnte. Viren gewann bei den Olympischen Spielen 1972…
Der Finne Lasse Artturi Viren ist eine Sportlegende in seiner Heimat, der letzte der in der Urzeit der Leichtathletik begründeten „fliegenden Finnen“. Er schaffte eine Leistung, die kein anderer Läufer jemals erringen konnte. Viren gewann bei den Olympischen Spielen 1972 in München und 1976 in Montreal jeweils die Goldmedaille im 5.000m-Lauf und im 10.000m-Lauf und ist damit einer der erfolgreichsten Läufer aller Zeiten. Am Samstag könnte der bisher einmalige „doppelte Doppelschlag“ seine Exklusivität verlieren. Nach den beiden Olympiasiegen in London und dem Titel über 10.000m in Rio fehlt Mo Farah nur mehr ein Olympiasieg, um den Rekord des heute 67-jährigen Skandinaviers einzustellen. Dabei ist der Brite der haushohe Favorit im Rennen.
Bewerb: 5.000m-Lauf der Herren
Startzeit: Samstag, 20. August um 21:30 Uhr Ortszeit / 02:30 Uhr Ortszeit
Olympiasieger 2012: Mo Farah (Großbritannien)
Rekord-Olympiasieger: Lasse Viren (Finnland) mit zwei Olympiasiegen
Erfolgreichste Nation: Finnland mit sieben Olympiasiegen
Olympischer Rekord: Kenenisa Bekele (Äthiopien) in 12:57,82 Minuten (Peking 2008)
Favorit: Mo Farah (Großbritannien)
Viren war herausragende Langstreckenläufer der 70er Jahre. Er liebte das Training in den finnischen Wäldern. „Die Ruhe der Natur ist ein Faktor, der zur Stärkung der mentalen Kraft beiträgt. Wenn du im Wald läufst, musst du ständig das Tempo und den Laufrhythmus ändern, um zum Beispiel Wurzeln auszuweichen. Und das verlangt eine ständige Wachsamkeit, wie im Wettkampf“, sagte er nach seinem ersten Olympiasieg. Rückblickend waren seine Leistungen nicht unumstritten. Viele warfen Viren vor, mit gezieltem Blutdoping seine Leistungsfähigkeit gesteigert zu haben, was damals noch nicht verboten war. Viren bestritt dies stets.
Abgesehen davon gibt es eine erstaunliche Parallele zwischen Lasse Viren und Mo Farah. Nicht, dass beide eine Ära im Langstreckenlauf beherrschten. Beim ersten Olympiasieg Virens im 10.000m-Lauf im Olympiastadion von München kam der Finne nach einer Kollision mit dem Belgier Emiel Puttemans und der Folgeberührung mit dem US-Amerikaner Frank Shorter zu Sturz. Es geschah zu Rennmitte. Viren rappelte sich auf und gewann doch noch im damaligen Weltrekord von 27:38,35 Minuten. Mo Farah stürzte zu Rennmitte bei seinem dritten Olympiasieg, dem 10.000m-Lauf von Rio, rappelte sich auf und triumphierte.
40 Jahre nach Virens letztem Olympiasieg steht Mo Farah als großer Favorit an der Startlinie des 5.000m-Laufs. Der 33-Jährige hat akribisch gearbeitet und alles für diese beiden Wettkämpfe in Rio getan. Die Dominanz über die doppelte Distanz hat ihm sicherlich zusätzliches Selbstvertrauen eingeimpft, die Überlegenheit auf der letzten Runde wird eine verdammt harte Herausforderung für die Konkurrenz. Die ist sicherlich gut beraten, sich ein gut durchdachtes, taktisches Konzept einfallen zu lassen. Die erbärmlichen Versuche der Kenianer im 10.000m-Lauf entpuppten sich als wirkungsloses Strohfeuer – so kann man Farah nicht kitzeln, und in der letzten Runde folgerichtig nicht halten.
Es ist durchaus erstaunlich, dass es bei Olympischen Spielen erst fünf ostafrikanische Siege über 5.000m gab, dazu kommen noch drei nordafrikanische. Mit Kenenisa Bekele (2008), Million Wolde (2000) und Miruts Yifter (1980) waren auch drei Äthiopier darunter. Die drei Äthiopier im Rennen sind wohl auch die stärksten Herausforderer Farahs im Rennen, nachdem sie die bisherige Saison in Abwesenheit des britischen Stars dominiert haben. Der Verband hatte sich im Vorfeld dazu entschieden, Hallen-Weltmeister Yomif Kejelcha nicht zu nominieren. Dafür ist mit Muktar Edris der Weltjahresschnellste dabei, dazu der zweifache WM-Medaillengewinner Hagos Gebrhiwet und Dejen Gebremeskel, in London vor vier Jahren Zweiter hinter Farah. Im Gegensatz zum Briten waren alle drei über 10.000m nicht am Start und dürften daher einen Tick frischer sein. Dennoch sehen Experten die Äthiopier nur im Kampf um Rang zwei, zumal exakt eine Woche zwischen beiden Langstrecken-Entscheidungen liegt, was Farah als Regenerationszeit genügen müsste.
In der Geschichte gab es durch John Ngugi 1988 erst einen kenianischen Olympiasieger über diese Distanz. Das wird auch so bleiben. Denn die Kenianer erlebten in den Vorläufen ein sportliches Waterloo. Alle drei Kenianer scheiterten und schauen im Finale zu, womit es erstmals seit Sydney 2000 keine Medaille für Kenia geben wird. Kenianische Medien sprachen von der größten Schande Kenias seit den 60er Jahren, als Ostafrika den Laufsport gerade für sich zu entdecken begann.
Mit seinen fünften Olympischen Spielen und der dritten Finalteilnahme über die 5.000m (davor feierte er zwei Medaillen im 1.500m-Lauf) geht am Samstagabend brasilianischer Zeit eine große Lauf-Karriere zu Ende. Bernard Lagat hat es bei seinem letzten Höhepunkt noch einmal ins Finale geschafft. Mit seinen 41 Jahren ist er fast zwei Jahrzehnte älter als etwa die beiden Äthiopier Edris und Gebrhiwet, was sich natürlich auch auf seine Leistungsfähigkeit in den letzten Jahren ausgewirkt hat. Doch Lagat ist immer noch gut genug, um die Trials und Olympische Vorläufe zu überstehen. Auch wenn er im Vorlauf Riesenglück hatte, dem vor ihm gestürzten Hassan Mead mit einer Blitzreaktion im Sprung auszuweichen. Und so drängt sich neben dem Genuss des Abschiedsrennens auch die Ambition einer Topplatzierung auf. Eine beeindruckende Schlussrunde bei den US-Meisterschaften, die schneller war als jene von Farah bei den Olympischen Spielen von London, hat die Konkurrenz aufhorchen lassen. Wer weiß, welche Möglichkeiten der Routinier bei einem langsamen Rennen hat…
Dass es Lagat im Alter von 41 Jahren noch einmal gelungen ist, sich für die Olympischen Spiele zu qualifizieren, ist alleine eine beachtliche Leistung. „Ich glaube nicht, dass ich alt bin. Wenn ich das denken würde, würde ich auch wie ein alter Mann laufen“, lautet sein Motto, ergänzt aber, dass einzelne Mitglieder des US-amerikanischen Nationalteams ihn aufgrund seines Alters aufziehen würden – rein als Scherz, versteht sich. Motivation kam dabei auch von seiner Tochter Gianni, die sich die Olympia-Qualifikation ihres Vaters wünschte. Übrigens nicht in erster Linie, um ihrem Vater im Stadion die Daumen zu drücken. Sondern wollte sie sich unbedingt einen Olympischen Turnwettkampf live anschauen.
Neben Lagat ist auch ein weiterer US-Amerikaner im Rennen, Paul Chelimo. Wenn man so will, gemeinsam mit dem Bahraini Alberto Rop die letzten verbliebenen Kenianer im Rennen. Dazu kommen Mohammed Ahmed aus Kanada, David Torrence aus Peru, Birhanu Balew aus Bahrain (im Original ein Äthiopier), Abrar Osman aus Eritrea, Elroy Gelant aus Südafrika, Joshua Cheptegei aus Uganda, der Australier Brett Robinson und mit dem Briten Andrew Butchard ein zweiter Europäer. Die Deutschen Richard Ringer und Florian Orth sind wie alle restlichen Europäer in den Vorläufen gescheitert.
Olympische Spiele 2016 in Rio de Janeiro