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Dank Jemima Sumgong hat der kenianische Leichtathletik-Verband (Athletics Kenya) einen bedeutenden, weißen Fleck auf seiner Sport-Landkarte ausradiert und erstmals einen Olympiasieg im Marathon der Damen gefeiert. Die 31-Jährige zeigte ein geduldiges Rennen und übernahm in der Hitze von Rio erst…
Da Eunice Kirwa dem lukrativen Angebot aus dem Wüstenstaat Bahrain nicht widerstehen konnte, geht dieser Erfolg auf das Konto des Inselstaates im Persischen Golf. Für die 32-Jährige bedeutete diese bärenstarke Leistung den größten Erfolg ihrer Karriere. Bereits bei den Weltmeisterschaften von 2015 war sie als Dritte auf dem Podest gestanden. Das Stockerl in Rio wurde komplettiert von Weltmeisterin Mare Dibaba, die damit die äthiopische Ehre rettete. Lange Zeit erweckte die kleine Äthiopierin einen hervorragenden Eindruck, kurz vor der 40-Kilometer-Marke musste sie jedoch zum Spitzenduo abreißen lassen. Damit endete ein ereignisarmer, aber dennoch interessanter und bis zum Schluss spannender Marathon mit drei verschiedenen Nationalitäten auf dem Podest.
Pünktlich zur Halbzeit der Strecke, die bei einer Zeit von 1:12:56 Stunden passiert wurde, übernahm die Weißrussin Volga Mazuronak, die bis dato in einer Verfolgergruppe gelaufen war, erstmals das Kommando an der Spitze und sorgte für eine erste Tempoverschärfung. Die 27-Jährige ist eine der umstrittensten Marathonläuferinnen der Welt, seit sie beim London Marathon mit einem absurden negativen Split um ein Haar sensationell auf das Podest gelaufen wäre. Zum Trainerstab der in New York lebenden ehemaligen Geherin, die bereits eine Dopingsperre absitzen musste, gehört laut Informationen der live übertragenden deutschen TV-Anstalt – man kann es kaum glauben – Liliya Shobukhova… Am Ende kam Mazuronak trotz der schwierigen Bedingungen ihrem Landesrekord nahe und war als Gesamt-Fünfte die deutlich schnellste Europäerin in diesem Olympischen Marathon.
Diese Attacke hatte zur Folge, dass die bis dahin 13-köpfige Spitzengruppe auf neun Damen reduziert wurde. Unter anderem verlor mit Visiline Jepkesho, die am Ende abgeschlagen als 86. (!) das Ziel erreichte, die erste Kenianerin den Anschluss. Zu diesem Zeitpunkt nicht mehr im Rennen war neben Halbmarathon-Europameisterin Sara Moreira, die bereits nach knapp sieben Kilometern ausstieg, die ehemalige Siegerin des London Marathon, Tigist Tufa. Die 29-jährige Äthiopierin humpelte plötzlich und stieg nach knapp 18 Kilometern mit muskulären Problemen aus.
Am Ende jubelten die US-Amerikanerin hinter Ziellinie einträchtig und mit vollstem Recht. Alle drei US-Starterinnen zeigten Top-Leistungen, die sie in die Top Ten führten. Am besten schnitt Shalane Flanagan, die bis sechs Kilometer vor zur Spitzengruppe gehörte, als Sechste ab, Desireé Linden folgte einen Rang später, Flanagans vertraute Trainingsparnterin Amy Cragg, mit der sie große Teile des Marathons als unzertrennliches Duett absolvierte, wurde Neunte. In einer Mannschaftswertung wären die US-Amerikanerinnen nicht zu schlagen gewesen.
Die Tempoverschärfung, der Flanagan, in London 2012 bereits Marathon-Zehnte, bei Kilometer 36 zum Opfer fiel, sorgte übrigens für die Vorentscheidung in diesem Marathon. Zwei energischen Antritten von Eunice Kirwa konnten auch deren Landsfrau Rose Chelimo, eine Kenianerin, die erst wenige Tage vor den Olympischen Spielen die bahrainische Staatsbürgerschaft bekommen hatte, sowie das Duo Tirfi Tsegaye-Volga Mazuronak nicht mehr folgen. Die Äthiopierin, die die Weltjahresbestleistung hält, musste im 20. Marathon ihrer Karriere mit dem ungeliebten vierten Platz Vorlieb nehmen.
Während die US-Amerikanerinnen also die in ihnen gesetzten Hoffnungen erfüllten, erwischte das japanische Trio einen schlechten Tag. Am Ende hatte Kayoko Fukushi keine Chance auf eine vordere Platzierung und blieb als 14. gerade noch so unter 2:30 Stunden. Abgesehen von Mazuronak platzierten sich mit Jelena Prokopcuka aus Lettland, Valeria Straneo aus Italien, Ana Dulce Felix als einzige Portugiesin, die das Ziel erreichte, Diana Lobacevske aus Litauen und Fionnuala McCormack, trotz Temperaturen von über 25°C im Ziel mit persönlicher Bestleistung, unter den besten 20 – markanterweise alles Routiniers.
Am Ende waren alle der 133 Läuferinnen, die die Ziellinie erreichten, heilfroh, die Strapazen in der Hitze von Rio hinter sich gebracht zu haben. Österreichs Teilnehmerin Andrea Mayr (SVS Leichtathletik) startete verheißungsvoll ins Rennen und wählte eine Geschwindigkeit, die zu ihrem aktuellen Leistungsvermögen passte. Doch je länger das Rennen dauerte, desto mehr Zeit verlor die routinierte Oberösterreicherin, obwohl sie gleichzeitig im Klassement Plätze gut machen konnte. Im letzten Viertel konnte die 36-Jährige nicht mehr zulegen, sondern ging bei der von ihr ungeliebten Hitze sogar noch etwas ein und überquerte die Ziellinie nach 2:41:52 Stunden auf Rang 64. „Wahsinn, es war so hart, so heiß. Es war sichher der härteste Marathon, den ich jemals gelaufen bin. Natürlich ist die Zeit schlecht, aber andere hatten auch riesige Probleme. Am Schluss war es ein Kampf Sterbende gegen Sterbende“, analysierte Österreichs Vorzeige-Langstreckenläuferin gegenüber dem ORF. Auch wenn die Zielzeit und Platzierungen an diesem Marathontag, an dem sich der Tod ihres Vaters zum ersten Mal jährte und deshalb ein außergewöhnliches emotionales Erlebnis darstellte, keine wichtige Rolle spielten – Mayr konnte auch ihren zweiten Olympischen Marathon beenden.
Ins Ziel kamen auch die anderen vier Läuferinnen mit deutscher Muttersprache. Die Schweizer Rekordhalterin Maja Neuenschwander zeigte einen starken Auftritt und büßte erst im Finale etwas ein. Rang 29 in einer Zeit von 2:34:27 Stunden bedeutete dennoch ein tolles Ergebnis für die Siegerin des Vienna City Marathon von 2015. Als einzige Deutsche konnte Anja Scherl, die wie Mayr einem Fulltime-Job nachgeht, als 44. in einer Zeit von 2:37:23 Stunden sportlich einigermaßen überzeugen. Dagegen erwischten Anna und Lisa Hahner keinen guten Marathontag, überquerten vereint die Ziellinie jenseits von Rang 80. Dennoch traten die Hahner-Twins mit strahlenden Mienen vor die TV-Kameras und hoben das großartige Erlebnis hervor – ganz nach dem Olympischen Urgedanken.