Rio 2016: Trotz Hitze – Jebet gewinnt Rekordrennen über die Hindernisse
Nahezu 30°C zur späten Vormittagszeit im Olympiastadion von Rio de Janeiro – gefühlt auf der Laufbahn war es deutlich heißer – und eine gewaltige Luftfeuchtigkeit von über 90% stellten kein Hindernis für die Läuferinnen über 3.000m mit Hindernissen dar. Zwar…
Nahezu 30°C zur späten Vormittagszeit im Olympiastadion von Rio de Janeiro – gefühlt auf der Laufbahn war es deutlich heißer – und eine gewaltige Luftfeuchtigkeit von über 90% stellten kein Hindernis für die Läuferinnen über 3.000m mit Hindernissen dar. Zwar verpasste die Favoritin und am Ende überraschend überlegene Siegerin Ruth Jebet den Weltrekord der russischen Olympiasiegerin von Peking, Gulnara Galkina in der letzten Runde noch, obwohl sie lange Zeit wie vor einigen Monaten in Eugene in ihrer unnachahmlich dominanten Laufweise auf Kurs war. Dennoch jubelte sie nach einem großartigen Rennen über einen neuen Asien-Rekord von 8:59,75 Minuten. Bronzemedaillengewinnerin Emma Coburn bedrängte noch am letzten Wassergraben die Kenianerin Hyvin Kiyeng, die im Duell mit Jebet keine Chance hatte, feierte einen nordamerikanischen Kontinentalrekord und auch die deutsche WM-Medaillengewinnerin Gesa Felicitas Krause überzeugte bei schwierigen Bedingungen mit einem neuen deutschen Landesrekord auf Rang sechs.
Volle Attacke
Eigentlich hätte man erwartet, dass die kenianische Rekordhalterin Hyvin Kiyeng etwas näher an Jebet heranlaufen würde. Doch als die erst 19-jährige Kenianerin, die für den Bahrain antritt, nach rund 800 Metern an die Spitze ging und das an sich hohe Tempo noch einmal forcierte, verloren die Verfolgerinnen alsbald bereits den Anschluss. Für das schnelle Tempo von Beginn an war übrigens Emma Coburn verantwortlich, die sich mit dieser Taktik präventiv endschnelle Rivalinnen vom Leib halten wollte – ein Plan, der hervorragend aufging und der auch ganz nach dem Geschmack von Jebet war. Unangefochten zog der Youngster seine Runden an der Spitze und feierte den Olympiasieg 2016 mit der zweitschnellsten Zeit der Geschichte. Als erste Läuferin in den Annalen der noch jungen Disziplin, in der bei den Damen erst zum dritten Mal Olympia-Gold vergeben wurde, gelang es ihr, zwei Zeiten unter der ominösen Neun-Minuten-Marke zu laufen.
Kenianisches Verfolgerduell, Coburns starkes Finale
Als Jebet wegzog, wurde das Feld an der Spitze aufgebröselt. Hinter der neuen Olympiasiegerin formierten sich die beiden Kenianerinnen zu einem Verfolgerduo. Mit etwas Abstand folgte Coburn als Solistin. Die zur Olympiasiegerin von London aufgerückte und am Ende abgeschlagene Habiba Ghribi übernahm gemeinsam mit Gesa Felicitas Krause die Führungsarbeit in der Verfolgerguppe und wurde in der Schlussphase von der Australierin Genevieva Lacaze und der Äthiopierin Sofia Assefa unterstützt. Dass Beatrice Chepkoech sich als Zugpfeld vor die stärker einzuschätzende Hyvin Kiyeng spannte, erweckte den Eindruck einer smarten Team-Strategie der Kenianerinnen, die aber nicht den ganz großen Erfolg brachte.
Zumal Emma Coburn das Rennen ihres Lebens bestritt und bei den harten Bedingungen auch in der Schlussphase noch ein Pfund drauf hatte. Erst schnappte sie sich die zurückfallende Chepkoech, in der letzten Runde lief sie zu Kiyeng auf und eine Attacke auf der Außenbahn direkt am letzten Wassergraben ließ kurz an eine sensationelle Silbermedaille denken. Doch der einzig technisch verpatzte Sprung im erhöhten Erschöpfungsgrad verhinderte Silber. Die Bronzemedaille ist dennoch ein grandioser Erfolg für die hochgewachsene Läuferin aus Colorado mit den langen blonden Haaren. In einer Zeit von 9:07,63 Minuten pulverisierte die 25-Jährige ihren eigenen US-Rekord um über drei Sekunden.
Europameisterin mit starkem Rennen
Nach WM-Bronze im vergangenen Jahr hatten viele der deutschen Leichtathletikfans auf eine weitere überraschende Medaille durch Europas überlegene Hindernisläuferin Gesa Felicitas Krause gehofft. Doch in diesem von Coburn und Jebet initiierten, pfeilschnellen Rennen hatte sie realistisch gesehen keine Chance. Krause zeigte ein hervorragendes Rennen, wählte die richtige taktische Variante und belohnte sich mit einem neuen deutschen Landesrekord von 9:18,41 Minuten. Damit war sie exakt eine Viertelsekunde schneller gelaufen als bei den Europameisterschaften in Amsterdam und kam im Vergleich zum Olympischen Finale von London um zwei Positionen besser platziert ins Ziel. Das intensive Training mit insgesamt fünf Höhentrainingslagern von mehreren Wochen in Kenia hat sich ausgezahlt. „Ich habe mein Minimalziel, den deutschen Rekord erreicht. Das Rennen ist mir wirklich schwer gefallen, mir hat etwas die Lockerheit gefehlt. Das Ergebnis ist in Ordnung, ich habe bis zum Ziel gekämpft“, analysierte die 24-Jährige im deutschen Fernsehen und erkannte lobend an: „Die Zeiten an der Spitze sind gigantisch.“
Schlumpf im Pech
Weitere Rekorde brachte das flinke Rennen nicht, allerdings feierten Beatrice Chepkoech auf Rang vier, die Australierinnen Madeline Heiner-Hills und Genevieve Lacaze auf den Rängen sieben und neun sowie die zwischen den beiden Ozeanierinnen platzierte US-Amerikanerin Colleen Quigley neue persönliche Bestleistungen. Nach ihrer sensationellen Final-Qualifikation mit neuem Schweizer Rekord verlierf das Finale für Fabienne Schlumpf nicht nach Wunsch. Ein Sturz in der Frühphase zerstörte sämtliche Träume und ließen auch den Genussfaktor sinken. Am Ende wurde es Rang 18, der ihre erfolgreiche Olympia-Bilanz allerdings nicht trüben sollte.
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