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An einem sehr schwierigen Tag für Favoriten in Atlanta ist Galen Rupp als einziger seiner Rolle gerecht geworden. Eineinhalb Jahre nach der Operation an der Achillessehne und vier Monate nach der erzwungenen Trennung mit Alberto Salazar, der wegen Doping-Praktiken suspendiert…
An einem sehr schwierigen Tag für Favoriten in Atlanta ist Galen Rupp als einziger seiner Rolle gerecht geworden. Eineinhalb Jahre nach der Operation an der Achillessehne und vier Monate nach der erzwungenen Trennung mit Alberto Salazar, der wegen Doping-Praktiken suspendiert wurde, lief der 33-Jährige auf dem schwierigen Kurs in Atlanta bei guten Lauftemperaturen, aber sonst windigen Bedingungen unbeeindruckt von allen möglichen Störfaktoren zu einem souveränen Sieg. In einer Zeit von 2:09:20 Stunden krönte er sich zum zweiten Mal zum Sieger der Trials – bis dato hatte das, beide Geschlechter zusammengezählt, einzig der legendäre Frank Shorter geschafft. Nur die Sieger der Trials in den Jahren 2008 und 2012, Ryan Hall und Meb Keflezighi liefen in Olympia-Ausscheidungsrennen schneller als Galen Rupp im Olympia-Austragungsort von 1996.
Für die Überraschungen im Männer-Rennen waren andere zuständig. In einem dramatischen Finish auf den letzten Kilometern sicherten sich Jacob Riley, vor einem Jahr noch ein völlig unbekannter Läufer, und der 43 Jahre alte Abdi Abdirahman die weiteren Startplätze für den Olympischen Marathonlauf am 9. August 2020 in Sapporo. Dagegen ging Leonard Korir wenige Monate nach seinem furiosen Marathon-Debüt in Amsterdam in einer Zeit von 2:10:06 Stunden als Vierter leer aus. Drei Sekunden – und damit so wenig Zeit wie seit 48 Jahren nicht mehr – fehlten ihm auf das Olympia-Ticket. So dramatisch sind die Trials, ein Mitgrund, warum die Amerikaner diese Wettkämpfe lieben.
Riesiges Feld und flottes Tempo
Einen Trial-Marathon zu kontrollieren ist angesichts der riesigen Dimensionen des Starterfeldes immer schwierig und Galen Rupp leistete 42,195 Kilometer lang durchwegs eine starke Leistung aus seiner Favoritenrolle heraus. Als Brian Shrader sich nach wenigen Kilometern als der Mann entpuppte, der getrieben von Hoffnung mit vollem Risiko die Flucht nach vorne versuchte, und Dan Nestor mitging, blieben Rupp und die anderen Favoriten ruhig. Und so lagen die beiden Außenseiter bei der Zwischenzeit beim Halbmarathon 58 bzw. 16 Sekunden vor dem großen Feld. Shraders Durchgangszeit betrug flotte 1:04:53 Stunden – der 28-Jährige ist noch nie unter 1:04 Stunden im Halbmarathon gelaufen. Die große Gruppe umfasste beim Halbmarathon 44 (!) Läufer, die exklusive der beiden Führenden alle noch um die Top-Drei kämpften. Shraders Move sorgte aber dafür, dass sich ein für Trials eher untypisch schnelles Rennen entwickelte.
Attacke bei Kilometer 34
Eine erste leichte Tempoverschärfung zu Beginn der zweiten Rennhälfte beendete die Alleingänge von Shrader und Nestor und reduzierte die große Gruppe auf elf Kandidaten. Mit Altmeister Bernard Lagat, Scott Fauble und Jared Ward mussten drei heiße Eisen im Feuer bereits zu diesem Zeitpunkt abreißen lassen und öffneten somit das Tor für Überraschungen. Rupp ging nach rund 30 Kilometern in die Offensive und legte einige Schritte zwischen sich und seinen Verfolgern, dann ging alles recht schnell. Bei Kilometer 34 setzte sich der Olympia-Dritte von Rio 2016 ab und lief souverän zum klaren Sieg.
Dahinter entwickelte sich ein spannender Kampf um die weiteren Plätze. Augustus Maiyo schien lange in der besten Position, doch dann kam Jacob Riley, der nach 16 Kilometern nur auf Position 35 gelegen ist und nach rund 25 Kilometern eigentlich aus der Spitzengruppe zurückgefallen war, und erlebte seinen zweiten Frühling. 42 Sekunden fehlten ihm auf Rupp nach 32 Kilometern, bei Kilometer 40 lag er 57 Sekunden hinter dem Sieger, aber alle anderen Läufer dazwischen hatte er überholt. Der 31-Jährige stürmte beim Chicago Marathon aus dem Nichts zu einer Zeit von 2:10:36 Stunden und erarbeitete sich mit einer weiteren Steigerung einen unerwarteten Startplatz bei den Olympischen Spielen. Laut „Let’s Run“ hat der neue Olympionike keinen Sponsor und stieg vor dem Start der Trials erstmals in einen Nike Alphafly. Den Nike-Dreifachsieg bei den Männern komplettierte Abdi Abdirahman, der gegenüber „Let’s Run“ sagte, dass 2020 seine letzten Olympischen Spiele werden, Atlanta 2020 aber nicht seine letzten US-Trials gewesen wären.
Lagats Olympia-Serie reißt
Eigentlich wollte Bernard Lagat seine Karriere nach den Olympischen Spielen 2012 in London, als er im 5.000m-Lauf knapp an einer Medaille vorbeischrammte, beenden. Doch aus dem plangemäßen Karriereende wurde nichts, die Liebe zum Laufsport hielt in einige weitere Jahre in der Szene. Nach einem überraschenden Sieg bei den Trials kam der gebürtige Kenianer unverhofft zu seinen fünften Olympischen Spielen und wurde in Rio Fünfter über 5.000m. Das Kuriose: Aufgrund kurzfristig ausgesprochener und nachher zurückgenommener Disqualifikationen hatte Lagat zwischenzeitlich eine Medaille gewonnen. Nach Rio beendete Lagat tatsächlich seine leistungssportliche Karriere und stieg in den Freizeitsport um – mit dem neuen Ziel Marathon. Da der 45-Jährige allerdings eine Chance sah, verfolgte er seine sechste Olympia-Teilnahme als großes Ziel. In Atlanta, wo er in einer Zeit von 2:14:23 Stunden ins Ziel kam, platzte der Traum.
Die negative Überraschung des Tages war aber ein anderer. Jared Ward, bester Amerikaner beim Houston Halbmarathon im Jänner und Olympia-Sechster von Rio, scheiterte krachend und belegte in einer Zeit von 2:15:55 Stunden – 50 Sekunden hinter Ultralauf-Star Jim Walmsley – nur Platz 27. Auch Scott Fauble, der ein unauffälliges Rennen in 2:12:39 Stunden auf Rang zwölf beendete, galt als aussichtsreicher Kandidat auf einen Olympia-Startplatz.
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