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Sabastian Sawe triumphiert in London vor Jacob Kiplimo

Halbmarathon-Weltmeister Sabastian Sawe hat fünf Monate nach dem Valencia Marathon auch seinen zweiten Marathon in überzeugender Manier gewonnen.
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Aufgrund des tragischen Todes von Weltrekordhalter Kelvin Kiptum vor einem Jahr ist die Marathonszene nach wie vor in einer schwebenden Suche nach einem Superstar der Zukunft, der in die großen Fußstapfen Eliud Kipchoges als Marathon-Weltstar treten soll. Der 40-jährige Kenianer, der am gestrigen Sonntag den London Marathon auf Rang sechs beendete, war direkter Augenzeuge zweier Bewerber für diese Aufgabe. Sein Landsmann Sabastian Sawe triumphierte in einer Zeit von 2:02:27 Stunden mit einer starken zweiten Marathon-Hälfte in unter 1:01 Stunden vor Jacob Kiplimo, bei dessen Marathon-Debüt Wunder ausblieben. Der zweite Platz stimmte den 24-Jährigen aber zufrieden.

Zweifelsohne: Dieser Sieg war ein großer. Erstens, weil Sabastian Sawe sich aus einem der stärksten Marathon-Felder der Geschichte als Triumphator deutlich abheben konnte. Zweitens, weil der 30-jährige Kenianer auch in seinem zweiten Marathon eine sehr überzeugende Leistung an den Tag legte. Der Vorsprung von einer Minute und zehn Sekunden auf den Zweitplatzierten ist der zweitgrößte in den letzten Jahren beim London Marathon. Und drittens, weil er trotz einer für die heutigen Verhältnisse und angesichts des Feldes fast konservativen Angangszeit von 1:01:30 Stunden bei der Halbmarathon-Zwischenzeit noch die zweitschnellste je beim London Marathon erzielte Siegerzeit erreichte. Noch zehn Sekunden vor Eliud Kipchoges persönlicher London-Bestzeit und nur hinter dem Streckenrekord von Kelvin Kiptum aus dem Jahr 2023.

Es ist nicht leicht, keine Parallelen zum bei einem Verkehrsunfall verunglückten Ausnahmeläufer Kiptum zu ziehen: Starke Halbmarathon-Vorleistungen, Super-Marathon-Debüt in Valencia, als Sawe in 2:02:05 Stunden nur knapp hinter dem „Debüt-Weltrekord“ von Kiptum zurückblieb, Triumph in London. Kiptums nächster – und leider letzter – Schritt war der Weltrekordlauf beim Chicago Marathon 2023.

Sabastian Sawe:
Halbmarathon-Splits: 1:01:30 / 1:00:57 Stunden
5km-Teilzeiten: 14:25 / 14:32 / 14:39 / 14:41 / 14:43 / 14:47 / 13:56 / 14:20 / 6:24 (2,195 km) Minuten

Enorme Beschleunigung bei Kilometer 30

Bei guten Marathon-Bedingungen mit etwas hohen Temperaturen für spitzensportliches Ideal von über 15°C führte das Team der Tempomacher ein zehnköpfiges Elitefeld zu einer Halbmarathon-Zwischenzeit von 1:01:30 Stunden – doch erheblich an der geplanten Durchgangszeit von 1:01:00 Stunden vorbei. Besonders im Mittelteil des Rennens war das Tempo nicht so hoch wie vermutet.

Das änderte sich allerdings ab Kilometer 25, als Sabastian Sawe das Heft des Handelns in die Hand nahm. Ab da wurde der Marathon zur Show des Kenianers, der ungefähr bei der Zwischenzeit von Kilometer 30 merklich beschleunigte und recht schnell der Konkurrenz enteilte. „Ich war voller Selbstvertrauen, weil ich hervorragend vorbereitet nach London gekommen bin. Davon habe ich heute im Rennen sehr profitiert.“ Der taktische Kniff: Sawe ließ eine Verpflegungsstation aus und gab Gas, während die anderen ihre Aufmerksamkeit ein paar Sekunden ihrem Getränk widmeten.

London Marathon 2025

Jacob Kiplimo machte sie auf die alleinige Verfolgung, dahinter bildeten Berlin-Sieger Milkesa Mengesha und Außenseiter Hillary Kipkoech ein Tandem noch vor Titelverteidiger Alexander Mutiso und Olympiasieger Tamirat Tola, die gemeinsam mit New-York-Champion Abdi Nageeye liefen. Eliud Kipchoge lag bei Kilometer 35 nur auf Position acht.

Während vorne Sawe wie ein Uhrwerk dem Sieg entgegeneilte und Kiplimo konstant Zweiter blieb, arbeiteten sich Mutiso und Nageeye auf die Plätze drei und vier vor und setzten sich auch von Tola ab. Kiplimo finishte in 2:03:37 Stunden als Zweiter, Mutiso gewann den Endspurt um Platz drei gegen den Holländer in 2:04:20 Stunden. „Dieser Sieg bedeutet mir so viel“, strahlte Sawe nach einer zweiten Marathon-Hälfte in 1:00:57 Stunden, die ihn zu einer Siegerzeit von 2:02:27 Stunden führte.

© SIP / Johannes Langer

Next Top-Athlet by Claudio Berardelli

Sabastian Sawe ist ein klassischer Spätzünder. Trainiert wird er vom italienischen Starcoach Claudio Berardelli, der in den vergangenen Jahren mit Benson Kipruto, Amos Kipruto und Evans Chebet diverse Siege bei World Marathon Majors feiern konnte. Martin Lel, der in den 2000er Jahren den London Marathon gleich dreimal gewinnen konnte, war einer der ersten Aushängeschilder des italienischen Trainers.

Jacob Kiplimo:
Halbmarathon-Splits: 1:01:31 / 1:02:06 Stunden
5km-Teilzeiten: 14:26 / 14:32 / 14:40 / 14:41 / 14:42 / 14:47 / 14:17 / 14:44 / 6:48 (2,195 km) Minuten

Gegen den 5km-Split Sawes von 13:56 Minuten zwischen Kilometer 30 und Kilometer 35 hatte kein Kontrahent ein Mittel. „Ich habe versucht, die Lücke zu schließen. Aber, wow, meine Beine waren schon ziemlich müde“, gab Kiplimo zu. Dennoch konnte der Ugander ein gutes Tempo bis ins Ziel durchlaufen und zeigte sich insgesamt zufrieden.

Kiplimo mit Premiere zufrieden

Der 24-jährige Weltrekordhalter im Halbmarathon, dem Fachleute den Sieg bei der Premiere in London zugetraut hätten, hatte im Vorfeld angekündigt, mit einem Stockerlplatz und einer guten Zeit zufrieden zu sein – das gelang ihm mit Platz zwei und einer Zeit von 2:03:37 Stunden, die ihn auf Platz 28 der ewigen Weltbestenliste führt. Kiplimo blieb 71 Sekunden unter dem bisherigen ugandischen Marathonrekord von Stephen Kissa und schaffte einen erheblich überzeugenderen Einstieg in den Marathon als sein berühmter Landsmann und zweifacher Olympiasieger Joshua Cheptegei, der Anfang März in Tokio nur auf Platz neun ins Ziel kam – bei seinem zweiten Marathon.

© SIP / Johannes Langer

Kipchoge stoppt Trend

Angesichts seiner überragenden Erfolgsserie vergangener Jahre scheinen ein sechster Platz beim London Marathon und eine Zeit von 2:05:25 Stunden für Eliud Kipchoge unterdurchschnittlich. Aber der 40-jährige, zweifache Olympiasieger verließ das Zielareal gut gelaunt. „Ich bin sehr zufrieden mit diesem Ergebnis. Ich bin 40 Jahre alt und ich habe kein Problem mit dem natürlichen Verlauf der Dinge. Ich muss schließlich niemand mehr etwas beweisen“, so der Kenianer, über den immer wieder der Verdacht geäußert wird, dass er möglicherweise sogar etwas älter ist als entsprechend seinem offiziell bekannten Geburtsdatum.

Außerdem war die Leistung gestern die zweitbeste in den letzten beiden Jahren. Kipchoge gewann zwar den Berlin Marathon 2023 in einer Zeit von 2:02:42 Stunden, die restlichen drei Marathons gingen aber untypischerweise schief. 2023 kam er als Sechster des Boston Marathon in einer Zeit von 2:09:23 Stunden schwer geschlagen ins Ziel. Noch drastischer fiel Rang zehn beim Tokio Marathon 2024 ins Gewicht. Die Abwärtsspirale setzte sich mit der Aufgabe bei den Olympischen Spielen von Paris, als er chancenlos im Rennen war, fort. Insofern hat er diesen Trend mit dem London Marathon 2025 vorerst gestoppt.

Eliud Kipchoge:
Halbmarathon-Splits: 1:01:31 / 1:03:54 Stunden
5km-Teilzeiten: 14:25 / 14:32 / 14:39 / 14:42 / 14:42 / 14:49 / 15:08 / 15:42 / 6:46 (2,195 km) Minuten

Neuer holländischer Rekord

Der beste Europäer beim diesjährigen London Marathon war der 36-jährige Abdi Nageeye, im vergangenen Jahr Champion beim Rotterdam und beim New York City Marathon. Nageeye verbesserte als Vierter seinen eigenen holländischen Landesrekord um 25 Sekunden auf eine Zeit von 2:04:20 Stunden, es ist der fünftschnellste europäische Marathonlauf der Geschichte.

Der zweite Europäer, der sich gut in Szene setzen konnte, war Amanal Petros. Der 29-jährige Deutsche attackierte, trotz der für ihn rasanten Angangszeit, sogar unmittelbar nach der Halbmarathon-Durchgangszeit, hatte dann natürlich gegen die Weltklasse im Kampf um die Spitzenplätze keine Chance. Er lief den Marathon in einer Zeit von 2:06:30 Stunden auf dem achten Platz zu Ende und erzielte damit die viertschnellste Marathonzeit seiner Karriere. Nur eine Sekunde fehlte auf die deutsche Jahresbestzeit von Samuel Fitwi, der den Hannover Marathon gewonnen hat. Seine Topform hatte Petros vor drei Wochen mit dem deutschen Halbmarathon-Rekord in Berlin angekündigt. Dennoch konnte er nach der schnellen ersten Hälfte nicht in Richtung des deutschen Marathonrekords laufen.

Bester Lokalmatador und damit neuer britischer Meister war Mahamad Mahamad als Neunter in 2:08:52 Stunden. Laut „Athletics Weekly“ hat der gebürtige Äthiopier den London Marathon in Marokko und mit viel Late-Night-Training aufgrund des Fastenmonats Ramadans vorbereitet. Triathlon-Olympiasieger Alex Yee debütierte in 2:11:08 Stunden, die angepeilte Zeit unter 2:10 Stunden verlor er auf den letzten Kilometern aus den Augen. Dennoch sprach er in der BBC von einer der schönsten Erfahrungen seines Lebens: „Ich bin so stolz, einen Marathon beendet zu haben!“ Der italienische Halbmarathon-Europameister Yemaneberhan Crippa verließ das Rennen nach gut 30 Kilometern, nachdem ihm bewusst wurde, dass er seine Zielsetzungen nicht halten konnte.

Ergebnis TCS London Marathon 2025 der Männer
1. Sabastian Sawę (KEN) 2:02:27 Stunden
2. Jacob Kiplimo (UGA) 2:03:37 Stunden
3. Alexander Mutiso (KEN) 2:04:20 Stunden
4. Abdi Nageeye (NED) 2:04:20 Stunden
5. Tamirat Tola (ETH) 2:04:42 Stunden
6. Eliud Kipchoge (KEN) 2:05:25 Stunden
7. Hillary Kipkoech (KEN) 2:06:05 Stunden
8. Amanal Petros (GER) 2:06:30 Stunden
9. Mahamed Mahamed (GBR) 2:08:52 Stunden
10. Milkesa Mengesha (ETH) 2:09:01 Stunden

13. Sondre Nordstand Moen (NOR) 2:09:57 Stunden
14. Alex Yee (GBR) 2:11:08 Stunden

Autor: Thomas Kofler
Bilder: © SIP / Johannes Langer

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