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Saisondebüt mit Selbstbewusstsein und kleinen Fragezeichen
Vor kurzem wäre es noch unvorstellbar gewesen, dass ein österreichischer Läufer den RAK Halbmarathon bestreitet. Jene mit dem Gold Label von World Athletics ausgezeichnete Veranstaltung mit der – wenn der Wind an der Küste keine Rolle spielt – vielleicht schnellsten…
Vor kurzem wäre es noch unvorstellbar gewesen, dass ein österreichischer Läufer den RAK Halbmarathon bestreitet. Jene mit dem Gold Label von World Athletics ausgezeichnete Veranstaltung mit der – wenn der Wind an der Küste keine Rolle spielt – vielleicht schnellsten Halbmarathon-Strecke der Welt. Wer hier gewinnen wolte, musste bei 13 Gelegenheit schon fünfmal unter 59 Minuten (Männer) und siebenmal unter 1:06:10 Stunden (Frauen) laufen. Dementsprechend sucht sich der in der Weltelite begehrte Event sein Klientel aus. In der Nacht von Donnerstag auf Freitag unserer Zeit sind bei der 14. Auflage des Events in Ras Al Khaimah in der Vereinigten Arabischen Emirate aber gleich zwei Österreicher am Start: Peter Herzog (Union Salzburg LA) und Lemawork Ketema (SVS Leichtathletik). Zu verdanken haben dies die beiden Olympia-Starter im Marathon zwei Gründen: Erstens sind beide aufgrund ihrer Marathon-Leistungen im Jahr 2019 heuer als Bronze-Label-Athleten des Leichtathletik-Weltverbandes geführt und daher als europäische Läufer grundsätzlich attraktiv für Laufevents, zweitens der Vermittlungskunst von ÖLV-Sportkoordinator Hannes Gruber, der die Startplätze organisierte.
Auch wenn der Organisator des RAK Halbmathons wechselte und die Strecke, die drei Wendekurven und fünf rechtwinklige Kurven aufweist, leicht adaptiert wurde, bleibt die Philosophie des Events dieselbe: so schnell wie möglich laufen. Klingt auf dem Papier auch für die Ambitionen der beiden Österreicher gut, zumal insbesondere Ketema seine Halbmarathon-Bestleistung seit langem verbessern will, und ist auch das erklärte Ziel der beiden ÖLV-Asse, wenngleich beide reserviert reagieren. „Ich sehe mich noch in der Winter-Vorbereitung und die ist für mich immer schwierig. Daher ist das Rennen am Freitag ein Formtest“, bremst der Salzburger die Erwartungen. Etwas offener wirkt der ÖLV-Rekordhalter im Marathon: „Ich werde mein Bestes geben und versuchen, eine gute Leistung zu bringen. Dann werden wir sehen, was im Rennen möglich sein wird. Ich glaube, es ist einiges möglich.“
Sowohl Herzog als auch Ketema wissen die Gefahr, die im Wettkampf steckt und die Unsicherheit bringt. Im Gegensatz etwa zum Barcelona Halbmarathon am vergangenen Wochenende ist das Feld im Leistungsbereich von 62 oder 63 Minuten eher dünn besetzt, dagegen im Leistungsbereich um 60 Minuten oder darunter dicht. Die Folge: Es wird von Anfang an ein Tempo angeschlagen, dass die beiden Österreicher nicht mitgehen können. „Wenn ich in 2:50 Minuten pro Kilometer oder noch schneller angehe, muss ich nach acht Kilometern ins Taxi steigen und ins Hotel fahren“, winkt Herzog ab. „Ich werde nicht unvernünftig laufen, im schlimmsten Fall alleine.“ Sowohl er als auch sein Landsmann hoffen, dass sich doch eine kleine Gruppe eingeladener Läufer bildet, die nicht brachial anläuft, wie es in der Weltklasse mittlerweile zum „guten Ton“ gehört. Ansonsten bleibt noch die Option einer Zusammenarbeit untereinander. „Ich treffe Peter am Donnerstag und dann werden wir besprechen, ob wir am Freitag vielleicht gemeinsam etwas machen“, sagt der gebürtige Äthiopier, der direkt aus Addis Abeba aus dem Höhentrainingslager anreist. „Wenn unsere Vorhaben für den Wettkampf sich ähneln, ist das eine gute Option“, schlägt Herzog, der aus dem Trainingslager an der Algarve anreist, in dieselbe Kerbe.
Trainingslager mit hochkarätigen Trainingspartnern
Wie in den letzten Jahren startete Lemawork Ketema bald nach Jahresbeginn in die Höhenlage nahe Äthiopiens Hautstadt und trainierte seither dort. „Mein Trainingslager war völlig in Ordnung. Es ging von Woche zu Woche besser, die Trainingsleistungen waren ansprechend. Ich fühle mich zurzeit sehr gut“, zieht der 34-Jährige in einem Statement gegenüber RunAustria eine positive Bilanz seines Aufenthalts in der Höhe. In diversen Social-Media-Beiträgen betont der WM-Teilnehmer von Doha 2019 die Wichtigkeit der Trainingsgruppe rund um seinen Kumpel Mosinet Geremew, seines Zeichens Vize-Weltmeister im Marathon. Auch der neue Adidas-Laufschuh, den Ketema am Freitag einsetzen wird, gefällt.
Ein sehr holpriger Start
Weniger sorgenfrei, was seine sportliche Form betraf, ging Peter Herzog in seine Saison-Vorbereitung. Ein schwieriger Wiedereinstieg nach der Regenerationspause nach dem Berlin Marathon und eine Trainingspause aufgrund eines widerspenstigen grippalen Infekts im Dezember warfen den 32-Jährigen zurück. Dazu hielt der Winter in seiner Heimat Saalfelden Einzug, was die Trainingsläufe auf das Laufband transferierte, weil kaum eine schnee- und eisfreie Laufstrecke weit und breit zu finden war – Laufkollegen aus Wien dürften das angesichts des dort gar nicht winterlichen Winters kaum glauben können. Ein Umstand, den Herzog kennt. „Es gäbe echt etliche gscheitere Sportarten, die man betreiben könnte, wenn aus Saalfelden kommt“, sagt er lachend.
Herzog strich den Silvesterlauf in Peuerbach und den 10km-Lauf in Valencia und drückte mit einem neu ausgerichteten Trainingsplan seines Trainers Hannes Langer den Neustart-Button. Das Trainingslager in Monte Gordo Ende Jänner, wo auch Christian Steinhammer (ULC Riverside Mödling), Timon Theuer (DSG Wien) und weitere starke Halbmarathonläuer aus Deutschland und der Schweiz trainierten, kam früh, bedeutete aber die Wende zum Guten. „Ich habe bereits nach wenigen Tagen sehr gut ins Training gefunden und ein viel besseres Gefühl bekommen. Dennoch war das zweite Trainingslager die vergangenen knapp zwei Wochen in Albufeira sehr wichtig für mich, weil ich noch ein paar sehr gute Trainingseinheiten gebraucht habe. Deshalb kam der Barcelona Halbmarathon für mich zu früh und der RAK Halbmarathon ist vom Timing her, auch wenn nur wenige Tage Unterschied sind, deutlich besser“, erklärt der EM-Zehnte von Berlin 2018. So gut wohl wie jetzt habe er sich zu diesem Zeitpunkt des Jahres noch nie gefühlt, verrät er.
Biorhythmische Fragezeichen
Ein letztes Fragezeichen hinblicklich Freitag stellt sich für Peter Herzog deshalb, weil er aufgrund der knappen Vorbereitung keine biorhythmische Anpassung macht. Der Startschuss fällt am Freitag um 7 Uhr Ortszeit, das ist 4 Uhr früh mitteleuropäischer Zeit und 3 Uhr nachts in jener Zeitzone, in der der Pinzgauer bis heute trainiert hat. „Das bedeutet für mich: aufstehen um Mitternacht“, bedenkt er, verbunden mit der Hoffnung, dass biorhythmisch alles funktionieren wird. Lemawork Ketema braucht sich diese Gedanken nicht zu machen, der Zeitunterschied zwischen Addis Abeba und Ras Al Khaimah beträgt nur eine Stunde.
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