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Mo Farah hat sich für die Saison 2016 große Ziele gesetzt: Nach seinem kurzen Abstecher zur Halbmarathon-WM in Cardiff, wo er die Bronzemedaille gewann, steht für ihn in diesem Sommer nur die Bahn im Vordergrund. Die Zielsetzung ist eine ambitionierte,…
Es ist für Farah die erste Standortbestimmung auf dem Weg zu den Olympischen Spielen und der Brite hat bei jedem Rennen, bei dem er an der Startlinie auftaucht, automatisch die Favoritenrolle inne. Das Starterfeld in Eugene könnte nicht idealer besetzt sein für den Briten, um Schwung und Selbstvertrauen zu holen. Es demonstriert große Qualität, es fehlen aber die ganz harten Rivalen, die im Verdacht stehen, Farah bei Olympia herausfordern zu können. Die Kenianer Emmanuel Bett, Josephat Bett, Leonard Barsoton, Stephen Sambu und Titus Mbishei sowie die Äthiopier Muktar Edris, Tariku Bekele, Imane Merga und Ibrahim Jeilan bieten ein optimales Umfeld für Farah, gefordert zu sein und seine Stärken präsentieren zu können. Ibrahim Jeilan war übrigens der Letzte, der Farah bei einem Meisterschaftsrennen besiegen konnte – vor fünf Jahren bei den Weltmeisterschaften in Daegu genau über diese Distanz. Nicht zu vergessen ist auch der von den Bestzeiten schnellste Mann im Feld. Halbmarathon-Weltmeister Zersenay Tadese lief vor zehn Jahren in Brüssel eine Zeit von 26:37,25 Minuten. Diese Marke widerspiegelt jedoch nicht die Leistungsfähigkeit des 34-Jährigen in der Jetzt-Zeit. Erst recht nicht über 10.000m, wo er vor zwölf Jahren in Athen eine Olympische Medaille gewann.
Eine interessante Komponente des Prefontaine Classic, so der offizielle Name des Meetings im Nike-Heimatort, ist, dass sich Mo Farah und Geoffrey Kamworor – die designierten großen Konkurrenten um Olympia-Gold in Rio über 10.000m – aus dem Weg gehen. Der kenianische Halbmarathon-Weltmeister hat sich für ein Antreten im 5.000m-Lauf entschieden und verleiht damit der Aussage Nachdruck, in Rio das Doppel zu wagen und Mo Farah gleich zweimal herauszufordern. Laut seiner eigenen Bestleistung ist der 23-Jährige über 5.000m (noch) keine große Nummer, doch der talentierte Alleskönner hat bereits bewiesen, von Crosslauf über Bahnrennen und Halbmarathon bis hin zum Marathon auf allen Distanzen Weltklasseleistungen abrufen zu können.
Auch Kamworor bietet sich – im 5.000m-Lauf geht es im Gegensatz zum 10.000m-Lauf um Punkte für das Diamond Race – ein starkes Feld. Muktar Edris kommt nach seinem Sieg in Shanghai mit viel Selbstvertrauen nach Eugene und ist der erklärte Favorit. Doch mit seinen Landsleuten Yenew Alamirew und Hagos Gebrhiwet sowie den Kenianern Isiah Koech, Thomas Longosiwa und Caleb Ndiku meldet hochkarätige Konkurrenz Siegesambitionen an. Spannend dürfte sein, ob der junge Joshua Cheptegei sich wie in Shanghai wieder im Spitzenfeld einordnen kann und ob der US-Amerikaner Ryan Hill nach einer bärenstarken Hallen-WM über 3.000m auch im Freien mit der Weltklasse mithalten kann. Die starke US-amerikanische Delegation wird ergänzt durch Ben True, der bereits einmal ein Diamond League Rennen gewinnen konnte, Hassan Mead und dem nimmermüden Altmeister Bernard Lagat, der das Ziel Rio noch nicht aus den Augen verloren hat.
Nicht erst seit den überragenden Leistungen bei den Hallen-Weltmeisterschaften ein paar Kilometer südlich von Eugene, in Portland, der Hauptstadt von Oregon, haben die US-Amerikaner mittlerweile in jedem Mittel- und Langstreckenrennen auf der Bahn mindestens eine Athletin oder einen Athleten im Rennen, die oder der um die vordersten Plätze ein Wörtchen mitspricht. Im 3.000m-Hindernislauf der Damen ist das Emma Coburn, die ihr Saisondebüt gibt. Dabei trifft sie auf die versammelte Weltklasse mit Hyvin Kiyeng, Viriginia Niyambura, Sofia Assefa und Ruth Jebet, die in Shanghai trotz Sturz einen neuen Asienrekord gelaufen ist. Auch WM-Bronzemedaillengewinnerin Gesa Felicitas Krause stellt sich der Herausforderung Diamond League. Im Weltklassefeld von Eugene kann sie erneut ihr Können unter Beweis stellen und wichtige Erfahrung Richtung Olympia aufsagen. Die Olympia-Norm von 9:45 Minuten stellt für die 23-Jährige eine reine Formalie dar.
Für Spannung ist auch im 800m-Lauf der Herren gesorgt, bei dem es als einzigem Laufevent bereits zum dritten Mal in dieser Saison um Punkte für das Diamond Race geht. Zuletzt in Rabat, wo Pierre Ambroise Bosse gewann, hatte Vize-Weltmeister Adam Kszczot für einen Lacher gesorgt. Der Pole hatte sein Visum zu Hause vergessen und musste am Flughafen umkehren. In Eugene startet er den Versuch eines Saisoneinstieg und trifft auf interessante Gegner: Allen voran ist das Duell mit Boris Berian prickelnd. Denn Kszczot hatte alle wichtigen Hallen-Rennen im Winter gewonnen, dann aber auf die WM verzichtet, wo der Lokalmatador triumphierte. Überhaupt bleibt abzuwarten, wie sich der kräftige US-Amerikaner in der Freiluftsaison 2016 schlägt, denn die Erwartungshaltung ist nach dem Coup von Portland enorm gestiegen. Ebenfalls im Rennen sind WM-Bronzemedaillengewinner Amel Tuka, der kenianische Olympia-Dritte von London, Timothy Kitum, Nijel Amos, der zuletzt in Rabat eine deftige Niederlange einstecken musste, und der äthiopische Ex-Weltmeister Mohammed Aman, der in seiner Wahlheimat zu alter Stärke zurückkehren wollte.
Bei all den interessanten Laufentscheidungen im Rahmen des Meetings am alt ehrwürdigen Hayward Field, welches in Kürze für die Weltmeisterschaften 2021 fit gemacht wird – die (vor allem für die Amerikaner) Laufhöhepunkte des Samstagnachmittags amerikanischer Zeit sind die programmgemäß letzte Laufentscheidungen: der 1.500m-Lauf der Damen und das Meilenrennen der Herren.
Gleich sieben US-Amerikanerinnen stehen am Start des 1.500m-Laufs der Damen, darunter ex-Weltmeisterin Jennifer Simpson, US-Rekordhalterin Shannon Rowbury, Brenda Martinez, die ehemalige 800m-Hallen-Weltmeisterin Chanelle Price und die talentierte Nachwuchshoffnung Alexa Efraimson, die im Alter von 19 Jahren vor ihrem größten Rennen steht. Das Ziel der US-Spitze ist ein ambitioniertes, nämlich die kenianische Überfliegerin Faith Kipyegon zu stoppen. Die 22-Jährige, die sich bei der WM im Vorjahr hinter Weltrekordläuferin Genzebe Dibaba anstellen musste, raste in Shanghai zu einem neuen Afrikarekord und strotzt nur so vor Selbstvertrauen. Ebenfalls beste Aussichten auf eine gute Platzierung haben die beiden jungen Äthiopierinnen Dawit Seyaum und Gudaf Tsegay, die in Portland beide auf dem Podest standen, sowie ihre Landsfrau Axumawit Embaye. Zwei Europäerinnen haben den Flug in den Nordwesten der USA angetreten, Laura Weightman aus Großbritannien und Renata Plis aus Polen.