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Die selbst ernannten World Marathon Majors setzen auf Zusammenhalt und ein verstärktes Miteinander im elitären Kreis. Die „Six Stars“ signalisieren High-Quality-Events für Marathon-Abenteuer, eine besondere Auszeichnung lockt Marathon-Begeisterte auf der ganzen Welt. Auch der große Meister träumt von sechs Sternen.
Sind Sie enthusiastische Marathonläuferin? Oder enthusiastischer Marathonläufer? Dann erwecken folgende Schlagworte in Ihnen bestimmt eine emotionale Regung! 42,195 Kilometer im Laufschritt. Beim prestigeträchtigsten und größten Marathonlauf durch die fünf Stadtbezirke New Yorks. Auf der einzigartigen Strecke von Hopkington nach Boston, bei der Mutter aller Klassiker. Auf der pfeilschnellen Weltrekordstrecke und durch das Brandenburger Tor in Berlin. Beim Zieleinlauf in London mit dem Buckingham Palace im Rücken. Vor den architektonischen Highlights der Skyline von Chicago. Oder beim Erspüren der einzigartigen japanischen Laufkultur in Tokio. Das alles eingepackt in ein erlebnisreiches Reisewochenende mit der mythischen Laufdisziplin als Höhepunkt. Seite an Seite mit Zig-Tausenden Gleichgesinnten. Auf der Bühne der Elite-Veranstaltungen.
Als solche bezeichnen sich fünf Marathon-Giganten seit der Gründung 2006 selbst, der Tokio Marathon rückte sechs Jahre später auf. Mit Ausnahme des recht jungen japanischen Vertreters gehörte das Quintett bereits davor zu den globalen Top-Events. Mit der Bezeichnung „World Marathon Majors“ hievten sie sich auf ein separates Plateau, die Initiative diente auch der konsequenten Abgrenzung von anderen bedeutenden Marathons. Gedeihende Ideen von Zusammenschlüssen mit einer höheren Anzahl beteiligter Marathons wurden so abrupt im Keim erstickt, in Absprache mit dem Leichtathletik-Weltverband. Ein Miteinander in der Marathonszene könnte man auch anders interpretieren als mit einem Alleingang in kleinem Kreis.
Während es für zukünftige Neuzugänge – anvisiert werden nicht Marathon-Traditionsorte, sondern finanzstarke Märkte in Asien und Afrika, einen Kriterienkatalog gibt, ist die Ausgrenzung nicht auf genaue Definitionen zurückzuführen. Bei Messwerten wie Qualität sportlicher Ergebnisse, Finanzkraft oder Veranstaltungsgröße und Tradition hätten beispielsweise die Marathons in Valencia, Dubai oder Paris kräftige Gegenargumente. Der interne Zusammenhalt und die starke Position nach außen erzielen ihre Wirkung nicht nur im Spitzensport, sondern in die gesamte Laufszene hinein. Rund 235.000 Laufbegeisterte werden in Normalzeiten von den World Marathon Majors angelockt. Es könnte ein Vielfaches sein. Insbesondere in London, Tokio und New York ist das Gewinnen eines Startplatzes bei der Vergabe-Verlosung faktische Glückssache. Eine besondere Attraktion ist die „Six Star Finisher“-Medaille, eine Sammlung, die erst mit den Finisher-Medaillen aller sechs Majors komplett ist und sich zu einer großen, sternförmigen Medaille zusammenfügt.
Bedeutender ist die symbolische Auszeichnung. Die Kampagne „Six Stars. One Dream“ soll die Marathon-Emotionen kitzeln. Ihr Fokus liegt auf dem Breitensport, auf Marathonlauf für Jedermann und jede Frau. Dargestellt im selben Schaufenster, das die Stars ins Rampenlicht stellt. Die Scheinwerfer erleuchten jenen Spirit, den der Laufsport ausmacht. Eine Bühne für alle, die Teil dieser Szene sind und die in Gemeinsamkeit aufblühen. Ein friedliches Miteinander, ein Signal für Gesundheit, verankert in bedeutenden Metropolen der Welt, die die Volkssportart Nummer eins akzentuiert. Es ist eine erfolgreiche Plattform für Business und Tourismus. Nur: All das haben die sechs in der Marathonszene bei weitem nicht exklusiv. Ganz im Gegenteil, diese Beschreibung passt zumindest zu großen Teilen auf zahlreiche Events rund um den Globus. Und: Das Ziel der sechs Sterne kann eine Geduldsprobe sein, kostspielig ist es allemal.
Berühmteste „Six Star Finisherin“ ist Shalane Flanagan. Der Ex-Profi absolvierte im Herbst 2021 binnen sieben Wochenenden alle sechs Majors, den in Tokio abgesagten virtuell in der Heimat. Ihre Aktion ist in dieser Frequenz ein untaugliches Vorbild für die Laufszene, sorgte aber, auch aufgrund ihres beachtlichen Niveaus, für bemerkenswerte Schlagzeilen. In wenigen Jahren könnte sie aber vom zurzeit denkbar prominentesten Athleten als Hero der „Six Star Finisher“ abgelöst werden. Der zweifache Olympiasieger und Weltstar des Marathonsports schlechthin, Eliud Kipchoge, hat den „Strike“ ins Visier genommen.
Bisher war die Initiative der „Six Star Finisher“ ausschließlich auf den Freizeitsport ausgerichtet. Die Ambition, alle sechs Majors zu gewinnen, schien vor Kipchoge schlichtweg unerfüllbar. Natürlich gibt es Profis, die alle sechs World Marathon Majors gefinisht haben. Der Kreis ist überschaubar, die zweifache Weltmeisterin Edna Kiplagat ist die bekannteste. Dem schnellsten Marathonläufer der Welt fehlen seit seinem Tokio-Triumph im März noch die Siege in Boston und New York. Die beiden Klassiker ist er noch nie gelaufen. Läuft es für ihn so reibungslos wie bisher in seiner Marathon-Karriere, wird der Große Meister auch dieses Ziel schaffen. Für die World Marathon Majors könnte nichts besser als das, das nach außen hin abgegrenzte, innere Miteinander auf einer elitären Bühne bewerben.
Autor: Thomas Kofler
Bilder: Tokyo Marathon Foundation