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Ende März fällt in Lausanne vor dem Obersten Internationalen Sportgerichtshof (CAS) ein bedeutendes Urteil für den Frauensport, das in primären Auswirkungen die internationale Leichtathletik betrifft, sekundär aber praktisch die gesamte Sportwelt. Der Leichtathletik-Weltverband (IAAF) kämpft um eine neue Regelung zur…
Ende März fällt in Lausanne vor dem Obersten Internationalen Sportgerichtshof (CAS) ein bedeutendes Urteil für den Frauensport, das in primären Auswirkungen die internationale Leichtathletik betrifft, sekundär aber praktisch die gesamte Sportwelt. Der Leichtathletik-Weltverband (IAAF) kämpft um eine neue Regelung zur Teilnahme an Frauen-Wettkämpfen. Dafür müssen Frauen mit einem biologisch bedingt höheren Testosteronwert als die biologische Definition einer Frau vorsieht ihr Hormon-Level unter eine gewisse Grenze senken. Praktisch seit Beginn seiner Amtszeit verfolgt IAAF-Präsident Sebastian Coe sein Ziel einer neuen Lösung, nachdem die alte Regelung einer Hormontherapie 2015 vom CAS für nichtig erklärt wurde. Dafür ging die IAAF zuletzt in die verbale Offensive und präsentierte ein Team hochkarätiger Wissenschaftler für den Zeugenstand in Lausanne (siehe RunAustria-Bericht). Ein Vorgehen, das Caster Semenya gar nicht gefällt. Die Südafrikanerin ging nun durch ihre Anwälte zur Gegenoffensive über. „Frau Semenya ist der Ansicht, dass die Pressemitteilung der IAAF ein klarer Verstoß gegen die Vertraulichkeitsbestimmungen darstellt, die im Bestreben, die öffentliche Meinung nicht zu beeinflussen, beschlossen wurde“, heißt es in einem Statement. Die IAAF konterte, die Veröffentlichung sei vom CAS abgesegnet worden. Gleichzeitig präsentierten die Anwälte der zweifachen Olympiasiegerin eine Liste von sieben Wissenschaftlern, darunter der Genetiker Eric Vilain, für den eigenen Zeugenstand. Die Positionen der beiden Parteien stehen wie zwei Pole gegenüber. Die IAAF fordert Gerechtigkeit im Wettbewerb, Semenya will ihre Persönlichkeitsrechte verteidigen.
„Eine monumentale Entscheidung“
Berichte darüber, dass die südafrikanische Regierung die Prozesskosten Semenyas übernimmt, dementierte die 28-Jährige öffentlich. Tatsächlich werde sie von privaten Gönnern maßgeblich unterstützt und auch die südafrikanische Regierung hätte einen kleinen Beitrag geleistet, sagt sie gegenüber Insidethegames.biz. „Ich bin dankbar für all den südafrikanischen und weltweiten Support, den ich erhalte.“ Die Südafrikanerin präsentierte sich genauso wie Coe vergangenen Montag dem CAS in Lausanne. Für sie geht es um die Zukunft ihrer bisher so erfolgreichen Karriere. Unbestätigten Schätzungen zu Folge, die die britische Tageszeitung „The Telegraph“ in einem Online-Bericht aber veröffentlichte, könnte Semenya zukünftig über 800m zwischen fünf und sieben Sekunden langsamer sein. Das würde die Seriensiegerin mit einem Schlag ins Niemandsland des Sports verschwinden lassen.
Der Brite hat bereits angekündigt, das CAS-Urteil zu akzeptieren. „Wir können und werden nicht ständig zum CAS laufen. Dies wird eine verbindliche Entscheidung sein. Wir werden sie respektieren“, sagte Coe in der FAZ. „Dies wird ein monumentales Urteil für die Zukunft des Frauensports. Aus vielen Gesprächen mit Präsidenten anderer Sportverbände weiß ich, warten sie mit angehaltenem Atem auf die Entscheidung des CAS.
Polarisierende Diskussion
Das Thema Hyperandrogenismus und wie der Sport damit zukünftig umgeht ist ein Thema, das in der Zeit bis zum CAS-Urteil und womöglich darüber hinaus polarisiert. Etliche Sportgrößen weltweit haben ihre Meinung bereits kundgetan. Marathon-Weltrekordhaltern Paula Radcliffe schrieb auf Twitter: „Die Effekte eines erhöhten Testosteronspiegels auf die Leistung können nicht ignoriert werden. Ich glaube an das Interesse, die Rechte von Sportlerinnen im Wettbewerb zu schützen.“ Das Thema sei zu komplex, als dass es um Rassismus, Feminismus oder die genetische Bevorteilung einer bestimmten Person geht. „Gäbe es den genetischen Unterschied zwischen Semenya und anderen Sportlerinnen nicht, wären wir nicht in dieser Situation. Ich fürchte eine Zukunft, in der Frauen mit normalen Testosteron-Level nicht mehr in der Lage sein würden, globale Final-Wettkämpfe zu erreichen.“ Tennis-Legende Billie Jean King dagegen bezeichnete Caster Semenya, ebenfalls auf Twitter, als „Freundin“ und die geplante medikamentöse Regulierung des Testosterons als „barbarisch, gefährlich und diskriminierend.“ (vgl. athleticsweekly.com)
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