Eine siebenköpfige Spitzengruppe kämpfte im 5.000m-Lauf der Frauen um den Sieg, nachdem die ursprünglich intendierte Ambition einer Zeit unter 14:30 Minuten sich auch wetterbedingt nicht entwickelt hatte. Dicht an dicht ging die Gruppe in die letzte Runde, sechs Ostafrikanerinnen und Jessica Hull aus Australien. Die Schlussrunde gehörte dann der Kenianerin Beatrice Chebet, die sich zum Glockenton der letzten Runde perfekt positionierte und in der ersten Kurve der letzten Runde an die Spitze zog, Tempoverschärfung inklusive. Sofort wurde die Gruppe weit auseinander gezogen, die 23-jährige Vize-Weltmeisterin von 2022 hatte keine Kontrahentin mehr und siegte in einer Zeit von 14:36,52 Minuten eineinhalb Sekunden vor Lemlem Hailu, im Winter Gesamtsiegerin der World Indoor Tour über 3.000m. Es war Chebets zweiter Saisonsieg in der Diamond League nach jenem über 3.000m vor zweieinhalb Wochen in Oslo, ihr vierter insgesamt. „Ich war die einzige Kenianerin im Feld und die äthiopischen Läuferinnen helfen einander immer. Daher war das heute nicht leicht“, erklärte sie. Mit diesem Erfolg ist die ehemalige Crosslauf-Junioren-Weltmeisterin seit den Weltmeisterschaften von Eugene, als Gudaf Tsegay triumphierte, im 3.000m- und 5.000m-Lauf ungeschlagen. Dritte wurde die ehemalige Junioren-Weltmeisterin Medina Eisa in einer deutlichen persönlichen Bestleistung von 14:40,02 Minuten, es war erst ihr zweites Diamond-League-Rennen.
Klosterhalfen mit roter Laterne
Dahinter steigerte die viertplatzierte Sarah Chelangat ihren eigenen Landesrekord für Uganda um zehn Sekunden auf eine Zeit von 14:40,88 Minuten. Hull, die ihren australischen Rekord nur knapp verpasste und das WM-und Olympia-Limit nun in der Tasche hat, wurde Fünfte, die zweifache Junioren-WM-Silbermedaillengewinnerin Melknat Wudu lief als Siebte eine neue persönliche Bestleistung. Eine Enttäuschung des Wettkampfs war Konstanze Klosterhalfen, die in der ersten Rennhälfte aufwändig lief und sich immer wieder in Positionskämpfe begab. Auf dem vierten Kilometer fiel sie deutlich aus der Spitzengruppe zurück und konnte das Rennen lediglich auf Platz 14, dem letzten Rang, beenden. Es war ihr erster Wettkampf seit zwei Monaten, als sie beim Diamond-League-Auftakt in Doha Neunte über 1.500m war.
Äthiopischer Dreifachsieg im 1.500m-Lauf
Im 1.500m-Lauf der Frauen, der chronologisch ersten Laufentscheidung des Nachmittags, in der Punkte für die Diamond-League-Finalqualifikation verteilt wurden, wollte keine der Favoritinnen das auf den Meetingrekord ausgelegte Tempo der beiden Tempomacherinnen aufnehmen, gerade in diesen Minuten regnete es intensiv. So entwickelte sich aus einem dichten Spitzenfeld die Entscheidung in der Schlussrunde. Diribe Welteji, zuletzt Siegerin beim World Athletics Continental Tour Meeting in Ostrava, führte die Gruppe in die letzte Runde. Die auf Platz vier laufende Laura Muir versuchte auf der Gegengerade außen eine Attacke, in dem sie der 17-jährigen Birke Haylom folgte. Doch just in diesem Moment kam auf Bahn zwei Freweyni Hailu mit Sieben-Meilen-Stiefeln angelaufen und setzte sich abrupt an die Spitze des Feldes. Diese Position gab die Olympia-Vierte von Tokio 2020 nicht wieder ab und sicherte in einer Zeit von 4:02,31 Minuten ihren zweiten Diamond-League-Sieg nach Lausanne 2021. Mit diesem Erfolg übernahm Hailu auch die Führung in der Qualifikationswertung für das Finale im September in Eugene.
Welteji folgte in 4:02,79 Minuten vor Hirut Meshesha, die ihre erste Top-Drei-Platzierung der Diamond-League-Saison erreichte. Muir konnte die „britischen Bedingungen“ nicht für sich nutzen und brach im Schlussspurt auf Bahn eins sogar etwas ein – am Ende nur Rang sechs als drittbeste Europäerin hinter der Irin Ciara Mageean und ihrer britischen Landsfrau Melissa Courtney-Bryant. Auch der Australierin Linden Hall gelang der Wettkampf nicht, sie wurde gar nur Elfte hinter der Spanierin Esther Guerrero, die unlängst bei der Team-EM den 1.500m-Lauf gewonnen hat.
El Bakkali ohne Schwierigkeiten
Im 3.000m-Hindernislauf der Männer versuchten die Äthiopier Getnet Wale und Abrham Sime Soufiane El Bakkali mit einem flotteren Tempo herauszufordern. Doch der Marokkaner blieb locker dran und ging 550 Meter vor dem Ziel in Führung. Seiner Schlussrunde hatte Wale wenig hinzuzusetzen, der Olympiasieger und Weltmeister erreichte die Zielgerade mit einem großen Vorsprung und siegte in einer Zeit von 8:09,84 Minuten. „Es war erst der zweite Wettkampf dieses Jahres für mich und ich fühle mich gut“, meinte der 27-Jährige, der zum zweiten Mal nach 2017 das Diamond-League-Rennen in Stockholm gewann. Nach seinem 14. Diamond-League-Sieg insgesamt bleibt El Bakkali seit fast zwei Jahren weiterhin ohne Niederlage, ein direktes Duell mit dem neuen Weltrekordhalter Lamecha Girma gab es im Kalenderjahr 2023 in der Spezialdisziplin der beiden noch nicht.
Wale wurde wie schon in Rabat hinter El Bakkali Zweiter, der junge Sime erklomm erstmals ein Diamond-League-Stockerl. Eine weitere Bestzeit gelang dem viertplatzierten George Beamish aus Neuseeland in einer Zeit von 8:17,63 Minuten. Bester der drei Schweden war Simon Sundström auf Platz sieben.
Premierensieg für Sedjati
Bei mittlerweile abgeklungenen Regenschauern fand mit dem 800m-Lauf die letzte der vier Laufentscheidungen im Diamond-League-Programm statt. Djamel Sedjati setzte sich nach einer Runde mit einer Durchgangszeit von fast genau 50 Sekunden nach 400 Metern an die Spitze. Nur Saul Ordonez hielt engen Kontakt entlang der Gegengerade, auf der Zielgerade lieferten sich die beiden ein spannendes Duell. Bei ausgehenden Kräften rettete sich der algerische WM-Silbermedaillengewinner in einer Zeit von 1:44,59 Minuten über die Ziellinie, der Spanier folgte acht Hundertstelsekunden später. Während Ordonez in seinem dritten Saison-Wettkampf erstmals nicht als Sieger ins Ziel kam und dennoch seine beste Diamond-League-Platzierung nach zwei dritten Plätzen 2018 erzielte, war der Sieg für den 24-jährigen Sedjati eine Diamond-League-Premiere. Den Spurt um den dritten Platz gewann Gabriel Tual aus Frankreich knapp gegen Lokalmatador Andreas Kramer, wie im Vorjahr Vierter in der Hauptstadt seines Heimatlandes. Olympiasieger und Weltmeister Emmanuel Korir lief gnadenlos hinterher und wurde nur Achter – knapp zwei Monate vor den Weltmeisterschaften ist er noch drastischer von seiner Topform entfernt als vor einem Jahr, als er im Frühsommer ebenfalls nicht konkurrenzfähig wirkte und in Oregon dennoch Weltmeister werden konnte.
Im Vorprogramm besiegte Emil Danielsson im 3.000m-Lauf der Männer in einer persönlichen Bestleistung von 7:39,70 Minuten überraschend seinen schwedischen Landsmann Andreas Almgren, der Franzose Jimmy Gressier wurde in einer persönlichen Bestleistung von 7:40,21 Minuten Dritter. Einen „Hausrekord“ erzielte auch der Deutsche Sam Parsons als Siebter in 7:42,58 Minuten. Die Äthiopierin Worknesh Mesele gewann den 800m-Lauf der Frauen in 2:00,05 Minuten deutlich vor der Finnin Eveliina Määttänen und der zweifachen ukrainischen Europameisterin Nataliia Krol. Sieger im B-Lauf der Männer war der Schwede Samuel Pihlström in 1:48,62 Minuten.
Das nächste Diamond-League-Meeting steht in zwei Wochen in Chorzow auf dem Programm, das kommende Wochenende ist für die nationalen Meisterschaften vorgesehen.
Ergebnisse Bauhaus Galan 2023 (Laufentscheidungen)
5.000m-Lauf der Frauen
- Beatrice Chebet (KEN) 14:36,52 Minuten
- Lemlen Havlu (ETH) 14:38,06 Minuten
- Medina Eisa (ETH) 1:40,02 Minuten *
- Sarah Chelangat (UGA) 14:40,88 Minuten **
- Jessica Hull (AUS) 14:44,24 Minuten
- Tsigie Gebreselama (ETH) 14:44,94 Minuten
- Melknat Wudu (ETH) 14:47,48 Minuten *
- Axumawit Embaye (ETH) 15:04,41 Minuten
…
10. Sarah Lahti (SWE) 15:06,80 Minuten
14. Konstanze Klosterhalfen (GER) 15:13,06 Minuten
DNF Karoline Bjerkeli Grövdal (NOR)
3.000m-Hindernislauf der Männer
- Soufiane El Bakkali (MAR) 8:09,84 Minuten
- Getnet Wale (ETH) 8:12,27 Minuten
- Abraham Sime (ETH) 8:16,82 Minuten
- George Beamish (NZL) 8:17,63 Minuten *
- Avinash Sable (IND) 8:21,88 Minuten
- Mohammed Msaad (MAR) 8:22,47 Minuten
- Simon Sundström (SWE) 8:24,18 Minuten
- Hailemariyam Amare (ETH) 8:26,21 Minuten
1.500m-Lauf der Frauen
- Freweyni Hailu (ETH) 4:02,31 Minuten
- Diribe Welteji (ETH) 4:02,79 Minuten
- Hirut Meshesha (ETH) 4:03,01 Minuten
- Ciara Mageean (IRE) 4:03,46 Minuten
- Melissa Courtney-Bryant (GBR) 4:03,81 Minuten
- Laura Muir (GBR) 4.03,83 Minuten
- Birke Haylom (ETH) 4:05,21 Minuten
- Katie Snowden (GBR) 4:05,28 Minuten
800m der Männer
- Djamel Sedjati (ALG) 1:44,59 Minuten
- Saul Ordonez (ESP) 1:44,67 Minuten
- Gabriel Tual (FRA) 1:44,85 Minuten
- Andreas Kramer (SWE) 1:44,85 Minuten
- Yanis Meziane (FRA) 1:45,43 Minuten
- Tom Dradiga (UGA) 1;47,01 Minuten
- Joseph Deng (AUS) 1:47,54 Minuten
- Emmanuel Korir (KEN) 1:48,96 Minuten
3.000m-Lauf der Männer
- Emil Danielsson (SWE) 7:39,70 Minuten *
- Andreas Almgren (SWE) 7:40,01 Minuten
- Jimmy Gressier (FRA) 7:40,21 Minuten *
…
7. Sam Parsons (GER) 7:42,58 Minuten
800m-Lauf der Frauen
- Worknesh Mesele (ETH) 2:00,05 Minuten
- Eveliina Määttänen (FIN) 2:01,50 Minuten
- Nataliia Krol (UKR) 2:01,56 Minuten
* neue persönliche Bestleistung
** neuer Landesrekord für Uganda
Wanda Diamond League Meeting in Stockholm