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Sieger der Laufmerksamkeit

Welche Läufer begeistern die Fans auf Social Media? RunUp hat sich in der Szene umgeblickt und überraschende Ergebnisse gefunden.

Welche Läufer begeistern die Fans auf Social Media? RunUp hat sich in der Szene umgeblickt und überraschende Ergebnisse gefunden.

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Welche Läufer begeistern die Fans auf Social Media? RunUp hat sich in der Szene umgeblickt und überraschende Ergebnisse gefunden.

„Die Aufmerksamkeit anderer Menschen ist die unwiderstehlichste aller Drogen“, schreibt der Autor Georg Franck. So gesehen befindet sich Cristiano Ronaldo in einem dauerhaften High. Denn 255 Millionen Follower und Likes auf Facebook, Twitter und Instagram machen den Stürmerstar zum Social Media King. Auch Usain Bolt erreicht mit 30 Millionen lichte Höhen. David Alaba kommt auf acht, Mo Farah auf drei. Die Spitzenverdiener des Sports zählen auch in Social Medias zu den Großen. Sie verbreiten Style und Sportart, Sponsoren und Meinungen, Produkte und Services, und natürlich vor allem: ihre Körper und sich selbst.

Eigenmarketing boomt

Ein paar Stufen darunter ist auch im Laufsport der Wettbewerb um Klicks und Shares am Brodeln. Eine mehr oder weniger ausgeprägte Social-Media-Prominenz lässt sich in Einfluss und Euros ummünzen. Jeder wird selbst zum Medium und kann das Schwungrad der eigenen Bedeutung und angeschlossener Online-Shops am Laufen halten. Nicht immer ist mit dem häufigen Posten ein Business-Modell verbunden. Oft geht es nur um den Spaß daran. Aber schlecht fürs Geschäft ist die soziale Aufmerksamkeit sicher nicht. Nicht selten befeuert das eine das andere. Die Chance zum Eigenmarketing ist gerade bei Sportlern und in Sportarten hochwillkommen, die von traditionellen Medien wenig wahrgenommen werden.

Laufszene unter der Lupe

RunUp analysiert, welche Laufsportler aus Österreich und Deutschland bei den Fans am meisten überzeugen. Berücksichtigt wurden Läufer auf Distanzen von 800 Meter aufwärts bis zum Berg-, Trail- und Ultralauf. Die Szene ist groß und Abgrenzungen zwischen Läufern, Verkäufern, Coaches und Medienmenschen, die gerne laufen, sind oft nicht ganz leicht zu treffen. Man muss kein Spitzensportler sein, um Bekanntheit zu erlangen. Beispielsweise erreicht Spiegel-Online-Kolumnist „Achim Achilles“ einen größeren Kreis als die meisten Leistungssportler. Berücksichtigt wurden Personen mit aktuellen oder vergangenen guten Leistungen auf zumindest nationaler Ebene. Gewertet wurde die Summe der jeweiligen Follower auf Facebook, Twitter und Instagram. Dabei steht Leistung nur bedingt im Vordergrund. Professionalität in Bildsprache und Inszenierung schlagen sportliche Erfolge manchmal bei Weitem.

Wer an erster Stelle steht, hätte wohl jeder Interessierte auch ohne Blick auf die Datenlage sagen können: Die Social-Media-Queens des Laufsports im deutschen Sprachraum sind ganz klar Anna und Lisa Hahner. Als „Hahnertwins“ erreichen die Marathon-Zwillinge einen Gesamtscore von über 100.000 Followern. Auf den Plätzen folgen der stets lässige Ultraläufer Florian Neuschwander (74.000) und die fröhliche „Mocki“, Sabrina Mockenhaupt (68.000). Als Vierte bringt es Hindernislauf-Europameisterin Gesa Krause auf beachtliche 57.000 Follower. Dahinter fällt die Social-Media-Prominenz rasch ab. Die Gefolgschaft von Marathon-Rekordhalter Arne Gabius umfasst mit rund 17.000 nur ein Fünftel jener von Neuschwander.

Und in Österreich?

Im kleineren Österreich sind die sportlichen Erfolge geringer, ebenso die absoluten Zahlen und Abstände. Einzig Elisabeth Niedereder, Fitnesscoach, fallweise Model und vielfache Mittelstrecken-Staatsmeisterin sticht mit rund 14.000 Kontakten heraus. Dahinter gibt es einen doch überraschenden Mix an Läuferinnen und Läufern, die zum Teil selbst in Laufsport-Fachmedien kaum vorkommen. Die Bergläufer Markus Kröll und Peter Fankhauser schaffen es mit läuferischen Alpinbildern auf die Plätze zwei und drei.

Halbmarathon EM-Teilnehmerin Anita Baierl liegt an vierter Stelle mit geringem Vorsprung auf Annabelle Mary Konczer, die Silber und Bronze sowie Staffelgold bei Staatsmeisterschaften als größte läuferische Erfolge aufzuweisen hat. Ultraläufer Rainer Predl erreicht etwas mehr Follower als die Sub-3 Marathonläuferin Monika Kalbacher. Erst danach folgt Österreichs beste Bahnlangstrecklerin Jennifer Wenth, die Olympia-, WM- und EM-Finalistin über 5.000 Meter.

Kritik berechtigt?

Rankings sind ungerechte und lustige Tabellen. Man sollte sie nicht zu dramatisch nehmen, schon gar nicht, falls jemand nicht darin vorkommt. „Der Kapitalismus der Aufmerksamkeit trägt zweifellos närrische Züge. Nur gehört es zur Komödie, dass die Narretei sehr ernst genommen wird“, heißt es im Buch „Ökonomie der Aufmerksamkeit“ von Georg Franck. Die Zahlen lassen sich aber auch nicht wegdiskutieren. Sie zeigen zum einen, wie aktiv und klick-orientiert sich jemand um seine Online-Präsenz kümmert oder kümmern lässt. Sie sind zudem ein Ausdruck davon, wie der Leistungssport abseits der glänzenden Spitze an Bedeutung verloren hat. Eine verspielt, cool und vorteilhaft in Szene gesetzte Pose vom letzten Workout, ein Bild vom selbstgebackenen Kuchen oder Impressionen vom „Laufen in der Landschaft“ bringen mehr Sympathie ein als ein 16. Platz bei Olympia.

Wäre nicht auch eine Verbindung von beidem möglich: Leistung und Style? Die vielgeliebten und vielkritisierten Hahnertwins erreichen und motivieren jedenfalls Zielgruppen, die dem Laufsport sonst eher fern stehen. Das kann nicht wegdiskutiert werden. Und im Vergleich zu anderen Sportarten hat das Laufen durchaus Aufholbedarf.

Selbstverständlich sind es nicht die Sportler alleine, die zum Thema Laufen in den sozialen Medien etwas zu sagen haben. Große Laufveranstaltungen wie die Marathons in Berlin (144.00 auf Facebook, Twitter und Instagram), Wien (59.000), Frankfurt (49.000) und viele andere sind stärker präsent als die meisten einzelnen Läufer. Dazu kommt eine wachsende Zahl an Running-Plattformen und Blogs voll von individuellen Fakten und zum Teil beträchtlicher Reichweite – aber hier wird es wirklich unübersichtlich.

Was darüber hinaus nicht vergessen werden soll: Es gibt auch Sportler ohne Social-Media-Aktivitäten wie Andrea Mayr und Fate Tola. Die beiden aktuell besten Marathonläuferinnen aus Österreich und Deutschland sind gar nicht in den sozialen Medien vertreten. Und sie laufen trotzdem.

Autor: Andreas Maier
Bilder: © Salzburger Frauenlauf / Salzburg Cityguide

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