Sieben Wochen vor seinem geplanten Start beim Vienna City Marathon (siehe RunAustria-Bericht) ist Timon Theuer (Union St. Pölten) ein guter erster Wettkampf im neuen Kalenderjahr gelungen. Beim Halbmarathon in Paris lief er lange in der europäischen Topgruppe mit und finishte in einer Zeit von 1:04:07 Stunden in den Top-Ten. „Der Wettkampf heute war irrsinnig wichtig, weil mein letzter sechs Monate her ist“, betont der Niederösterreicher, der sich angesichts der Umstände sehr zufrieden mit seiner Leistung zeigte. Es war der drittschnellste Halbmarathon seiner Karriere. 19,75 km/h lautete Theuers Durchschnittsgeschwindigkeit, das entspricht einem Schnitt von 3:02 Minuten pro Kilometer.
Leichtes Frösteln
Zum Zeitpunkt des Starts kurz nach Sonnenaufgang in der französischen Hauptstadt lag die Lufttemperatur nur knapp über dem Gefrierpunkt. Ein Fakt, der etliche Spitzenläufer entweder zur Vorsicht drängte oder dafür sorgte, dass das Heranlaufen an die individuelle Leistungsgrenze erschwert wurde. „Nach einigen Minuten hatte ich das leichte Gefühl, dass meine Zehen frieren würde – so wie man es vom Skifahren kennt“, erzählt der 28-Jährige, „außerdem leichte Atemprobleme aufgrund der kalten Luft.“ Zusätzlich ist die Strecke der zweitgrößten Laufveranstaltung Frankreichs alles andere als einfach, einige Unterführungen sorgen dafür.
Timon Theuers 5km-Teilzeiten: 14:59 / 15:18 / 15:06 / 15:20 / 3:25 (1,0975 km) Minuten
Gute Gruppe
Theuer war vier Kilometer lang Teil der Spitzengruppe, die sich für eine konservative Anfangsphase entschied. Dann lief der Österreicher in einer Gruppe mit dem polnischen Rekordhalter Krystian Zalewski, dessen geplantes Marathon-Debüt in Wien 2020 von der Pandemie vereitelt wurde, und dem Franzosen Benjamin Choquert, der zwei Wochen nach seiner persönlichen Marathon-Bestleistung in Sevilla (2:09:22) schon wieder Lust auf Wettkampflaufen hatte. „Ich habe mich gut gefühlt in dieser Gruppe, wir sind einen guten Rhythmus gelaufen. Der 19. Kilometer war ein selektiver, da sind sie weggezogen“, berichtet Theuer. Was ok war, denn sowohl Choquert und Zalewski haben eine deutlich bessere Halbmarathon-Bestzeit als Theuer, der am Tag vor dem Rennen seinen 28. Geburtstag gefeiert hat. Top-Europäer war schlussendlich der fünftplatzierte, 21-jährige Franzose Mohammed Benyettou, der mit seinem Halbmarathon-Debüt von 1:02:15 Stunden für die Überraschung des Tages sorgte.
Sieben Wochen bis zum VCM
Eine Woche lang wird sich Theuer von der Belastung des gestrigen Wettkampfs regenerieren, danach folgt ein vierwöchiger, marathonspezifischer Vorbereitungsblock mit einem Trainingsumfang zwischen 180 und 200 Kilometern pro Woche, ehe die Marathon-Vorbereitung auf Wien in eine ruhige, unmittelbare Vorbereitung mündet. Möglicherweise steht noch ein Wettkampf auf nationalem Terrain auf dem Programm: „Ein Trainingslauf mit Startnummer ist immer eine Bestätigung für das Gefühl. Außerdem bin ich immer gut gelaufen, wenn ich vor einem wichtigen Wettkampf mehr als einen Wettkampf gemacht habe.“
Fotofinish bei den Frauen
Gewonnen hat den Paris Halbmarathon der Kenianer Boniface Kibiwott, der sich in einer persönlichen Bestleistung von 1:00:52 Stunden vor seinem Landsmann Vincent Yegon (1:01:18, PB) und Rennfavorit Benard Kimeli durchsetzte. Siegerin bei den Frauen war die Äthiopierin Nigisti Haftu in 1:07:37 Stunden vor den Kenianerinnen Joyce Tele, die nur haarscharf und zeitgleich hinter der Siegerin landete, und Brillan Kipkoech. Ebenfalls zeitgleich liefen die beiden besten Europäerinnen über die Ziellinie, Carolina Wikström aus Schweden und Margaux Sieracki aus Frankreich, beide in persönlicher Bestleistung von 1:11:01 Stunden.
Boniface Kibiwotts 5km-Teilzeiten: 14:56 / 14:32 / 14:06 / 14:04 / 3:15 (1,0975 km) Minuten
Nigsti Haftus 5km-Teilzeiten: 15:59 / 16:18 / 16:01 / 15:55 / 3:26 (1,0975 km) Minuten
Über 40.000 waren für den Halbmarathon in Paris gemeldet, womit der französische Laufsport ein kräftiges Lebenszeichen von sich gab. In vier Wochen steht der Paris Marathon, der größte seiner Art in Europa, auf dem Programm.
Ergebnisse Harmonie Mutuelle Semi de Paris 2022
Männer
- Boniface Kibiwott (KEN) 1:00:52 Stunden *
- Vincent Yegon (KEN) 1:01:18 Stunden *
- Benard Kimeli (KEN) 1:01:23 Stunden
- Moses Kibet (KEN) 1:01:46 Stunden
- Mohammed Benyettou (FRA) 1:02:15 Stunden **
- Abdisa Tola (ETH) 1:03:27 Stunden
- Benjamin Choquert (FRA) 1:03:38 Stunden
- Krystian Zalewski (POL) 1:03:43 Stunden
- Gaspar Csere (HUN) 1:03:57 Stunden *
- Timon Theuer (AUT) 1:04:07 Stunden
Frauen
- Nigsti Haftu (ETH) 1:07:37 Stunden
- Joyce Tele (KEN) 1:07:37 Stunden
- Brillian Kipkoech (KEN) 1:09:18 Stunden
- Lydia Mathati (KEN) 1:11:00 Stunden
- Caroline Wikström (SWE) 1:11:01 Stunden *
- Margeaux Sieracki (FRA) 1:11:01 Stunden *
- Méline Rollin (FRA) 1:11:22 Stunden *
- Kataryna Jankowska (POL) 1:11:41 Stunden
- Angelika Mach (POL) 1:11:51 Stunden
- Tess Barrett (USA) 1:14:32 Stunden *
* neue persönliche Bestleistung
** Halbmarathon-Debüt
Harmonie Mutuelle Semi de Paris 2022