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Spanischer Doppelsieg nach Fotofinish

Vielleicht hat es überhaupt noch nie einen derartig spannenden Zieleinlauf in einem 5.000m-Lauf gegeben wie bei den Europameisterschaften in Amsterdam. Momente nach dem Rennen wusste keiner der Athleten oder Zuschauer, wer denn nun gewonnen hätte und wer nicht. Der Druck…

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Vielleicht hat es überhaupt noch nie einen derartig spannenden Zieleinlauf in einem 5.000m-Lauf gegeben wie bei den Europameisterschaften in Amsterdam. Momente nach dem Rennen wusste keiner der Athleten oder Zuschauer, wer denn nun gewonnen hätte und wer nicht. Der Druck auf jene Entscheidungsträger, die das Fotofinish genaustens unter die Lupe nahmen, stieg. Denn praktisch waren fünf Läufer gleichzeitig über die Ziellinie gestürmt und selbst nach Auswertung der Laufzeiten wurden drei Athleten mit der exakt selben Zeit gewertet, unglaublich. Aus dem Zielsprint dieser Titelkämpfe gingen die Spanier als die Sieger hervor. Die Ränge eins und zwei für Ilias Fifa und Adel Mechaal, Bronze ging an den Deutschen Richard Ringer. Und Henrik Ingebrigtsen war der große Verlierer: nur 0,01 Sekunden langsamer als der Sieger und dennoch ohne Edelmetall.

Das Fotofinish muss entscheiden
Über 5.000m entwickelte sich von Beginn an ein enges Rennen, mit dem engsten Zieleinlauf der Geschichte am Ende. © European Athletics via Getty Images / Dean Mouhtaropoulos
Über 5.000m entwickelte sich von Beginn an ein enges Rennen, mit dem engsten Zieleinlauf der Geschichte am Ende. © European Athletics via Getty Images / Dean Mouhtaropoulos
Durch das Fehlen von Ali Kaya, der offensichtlich doch mehr unter seinem Husten litt als zuerst angenommen, entwickelte sich ein unruhiges Rennen, bei dem sich dauernd die Spitze ablöste, ohne jedoch ein übertrieben hohes Tempo anzuschlagen. Am meisten Initiative zeigte der Vize-Europameister 2014, Hayle Ibrahimov, der das Feld auch in die letzte Runde und aus der letzten Kurve herausführte. Seine Tempoverschärfung hatte die Spitzengruppe auf sechs Leute verkleinert, aber ausgerechnet er sollte im dramatischen Finale keine Rolle spielen. Mourad Amdoune forcierte auf der Innenbahn, rechts daneben überholte ihn mit angestrengtem Gesichtsausdruck der Spanier Adel Mechaal, als ganz außen plötzlich Henrik Ingebrigtsen sein Finish zündete. Der Norweger, der nicht einmal 24 Stunden davor die Bronzemedaille im 1.500m-Lauf gewonnen hatte, war auf der Gegengerade bereits distanziert, als er auf sein 1.500m-Tempo umschaltete und die Lücke schloss. Kurze Zeit sah es aus als könnte der Skandinavier alle überholen, doch innen hielt Mechaal dagegen. 20 Meter vor dem Ziel öffnete sich dann ganz in der Mitte zwischen Mechaal und Richard Ringer eine Lücke, in die der zweite Spanier Ilias Fifa aus dem Hintergrund hineinstach. Noch Wimpernschläge vor dem kollektiven Überqueren sah es so aus, als würde Mechaal die Nase vorne haben, doch der hoch gewachsene Spanier kam tief gebückt bereits leicht ins Straucheln und so schob sein Landsmann Ilias Fifa, der den stärksten Sprint auf den letzten Metern hatte, die Brust ganz leicht nach vorne und sicherte sich damit EM-Gold in einer der denkwürdigsten Entscheidungen der EM-Geschichte. Irgendwie schade, dass im Sport solche geringste Unterschiede nach zwölfeinhalb Stadionrunden über Sieg und zweiten oder dritten Platz entscheiden müssen, andererseits wird dieses dramatische Finale lange in Erinnerung bleiben.

Ringer auf dem Podest

„Eigentlich bin ich zufrieden mit der Medaille, aber ich habe bis kurz vor Schluss geführt und deshalb hätte es auch Gold sein können“, wusste Mechaal nicht, ob er sich freuen oder ärgern soll. Dafür jubelte sein Landsmann und kostete sein neu gewonnenes Selbstvertrauen voll aus: „Ich bin als schnellster Europäer ins Rennen gegangen und folgerichtig hab ich nun den Titel gewonnen. Ich bin der europäische 5.000m-König, fantastisch!“ Eine gewagte Aussage, wenn die ersten Drei bis auf die Hundertstelsekunde mit der gleichen Zeit gewertet wurden. Der Dritte im Bunde ist Richard Ringer, der sich über den größten Erfolg seiner Karriere freute. „Das war ein typisches Meisterschaftsrennen. Die letzten Meter waren unfassbar eng, aber ich denke, der Beste hat heute gewonnen“, lautete das faire Fazit des Deutschen, der alles in die Waagschale geworden und das schnellste 5.000m-Rennen seiner Saison absolviert hat. Auch seine Landsleute Florian Orth und Martin Sperlich klassierten sich unter den besten Zehn, so dass Deutschland hinter der ehemaligen Läufernation Spanien, die ein tolles Comeback feiern konnte, die zweitbeste Mannschaft stellte.

Rowe im Rahmen seiner Möglichkeiten

Von Beginn an hat sich Brenton Rowe (team2012.at) im Hinterfeld des 19-köpfigen Starterfelds eingeordnet. Im Wissen, dass er mit den Spitzenleuten nicht mitgehen konnte, hielt er so lange wie möglich mit und lief so gut es ging sein Tempo. Am Ende belegte er Rang 15 und ließ immerhin vier Läufer hinter sich. „Es war okay. Aber eigentlich mag ich so unrhythmische Läufe nicht“, gab der Austro-Australier nach dem Rennen zu Protokoll.

Ergebnis 5.000m-Lauf der Herren

1. Ilias Fifa (Spanien) 13:40,85 Minuten
2. Adel Mechaal (Spanien) 13:40,85 Minuten
3. Richard Ringer (Deutschland) 13:40,85 Minuten
4. Henrik Ingebrigtsen (Norwegen) 13:40,86 Minuten
5. Mourad Amdouni (Frankreich) 13:40,94 Minuten
6. Hayle Ibrahimov (Aserbaidschan) 13:42,20 Minuten
7. Florian Orth (Deutschland) 13:45,40 Minuten
8. Yemaneberhan Crippa (Italien) 13:46,30 Minuten
9. Aras Kaya (Türkei) 13:47,42 Minuten
10. Martin Sperlich (Deutschland) 13:48,81 Minuten

15. Brenton Rowe (Österreich) 13:58,96 Minuten

Europameisterschaften 2016 in Amsterdam

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