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Erstmals seit vier Jahren und zum vierten Mal im neuen Jahrhundert finden die Österreichischen Staatsmeisterschaften im Halbmarathon am Wörthersee statt. Der Wörthersee Halbmarathon im Rahmen der Laufsport-Veranstaltung Kärnten Läuft hat sich in den letzten Jahren als beliebte Anlaufstelle für prominente…
Erstmals seit vier Jahren und zum vierten Mal im neuen Jahrhundert finden die Österreichischen Staatsmeisterschaften im Halbmarathon am Wörthersee statt. Der Wörthersee Halbmarathon im Rahmen der Laufsport-Veranstaltung Kärnten Läuft hat sich in den letzten Jahren als beliebte Anlaufstelle für prominente internationale Läuferinnen und Läufer, aber auch für die heimische Laufelite etabliert, in Vorbereitung der Marathon-Ziele im Herbst einen feinen Halbmarathon zu absolvieren. Aufgrund der erheblichen Leistungssteigerungen der österreichischen Top-Läuferinnen und Top-Läufer in letzter Zeit versprühen die Staatsmeisterschaften im Halbmarathon große Attraktivität. Während bei den Frauen mit Eva Wutti (SU Tri Styria) die klare Favoritin auf die Goldmedaille ist, verspricht das Rennen bei den Männern auf den Spitzenplätzen große Spannung. Schließlich geht es für die heimische Elite nicht nur um Edelmetall bei den Staatsmeisterschaften, sondern um die Qualität der Standortbestimmung vor wichtigen Zielen im Herbst.
Höchst motiviert durch seinen österreichischen Marathon-Rekord beim Vienna City Marathon im April und beflügelt durch den guten Auftakt im Höhentrainingslager in Afrika spielte Lemawork Ketema (SVS Leichtathletik) mit dem Gedanken, beim Wörthersee Halbmarathon in die Nähe des österreichischen Rekordes von Günther Weidlinger (1:01:42 Stunden) zu laufen. Unabhängig davon, dass ein nationaler Rekord beim Wörthersee Halbmarathon aufgrund der Punkt-zu-Punkt-Strecke von Velden nach Klagenfurt laut Regelauslegung des Leichtathletik-Weltverbandes (IAAF) ohnehin nicht offiziell anerkennt werden würde (lediglich als persönlicher Bestwert, Anm.), und die Tatsache, dass die Strecke entlang des beliebten Badesees im Süden Österreichs nicht die leichteste ist, ist es seit längerem ein wichtiges Ziel für den 33-Jährigen, seine persönliche Bestleistung im Halbmarathon zu verbessern. Die steht bei einer Zeit von 1:03:55 Stunden, aufgestellt bei den Staatsmeisterschaften vor einem Jahr in Graz.
Aufgrund eines unglücklichen Zwischenfalls im Trainingslager hat Ketema sich nun von den Rekord-Träumen verabschiedet. Weil sein Ischias-Nerv seit einiger Zeit ziemlich schmerzt, hat der 33-Jährige sogar einen österreichischen Physiotherapeuten ins Trainingslager einfliegen lassen, der diese Verletzung therapierte. Zwar befindet sich Ketema auf dem Weg der Besserung, in Top-Form wird er am Sonntag allerdings nicht an der Startlinie stehen. Holt sich Ketema die Goldmedaille, wäre er der erste Läufer seit dem Kärntner Roman Weger, der drei Staatsmeistertitel im Halbmarathon in Folge gewinnen würde.
„Genau der richtige Zeitpunkt“
Der schnellste österreichische Teilnehmer laut persönlicher Bestleistung ist Peter Herzog (Union Salzburg LA), der bei den Halbmarathon-Weltmeisterschaften 2018 eine Zeit von 1:03:22 Stunden erzielt hat. Dennoch liegt die Favoritenrolle auf die Goldmedaille bei den Staatsmeisterschaften klar auf den Schultern von Lemawork Ketema, wenn dieser mit entsprechenden gesundheitlichen Voraussetzungen laufen kann.
Der Auftritt des Salzburgs in Kärnten darf mit Spannung erwartet werden, denn nach einer wenig geglückten ersten Jahreshälfte geht es seit dem Wiedereinstieg ins Training nach dem Vienna City Marathon steil bergauf. „Ich bin wirklich glücklich über meine Entwicklung im Training. Die viele neue Reize und Veränderungen im Training kamen nach dem VCM genau richtig. Ich bin sehr fit“, erzählt der 32-Jährige, der sich in St. Moritz auf die kommenden Aufgaben – Halbmarathon-Staatsmeisterschaften und Berlin Marathon – vorbereitet hat bzw. nach Kärnten Läuft weiterhin vorbereiten wird. „Der Wörthersee Halbmarathon ist für mich ein wichtiger Zwischenschritt in Richtung Berlin Marathon. Mein Ziel lautet, meine Trainingsleistungen im Wettkampf umzusetzen und mir ein positives Gefühl zu holen. Konkret möchte ich natürlich um die Medaillen mitkämpfen“, lauten seine Erwartungen für Sonntag. Fünf Wochen vor dem Berlin Marathon kommen die Halbmarathon-Staatsmeisterschaften genau zum richtigen Zeitpunkt, findet er.
Pfeil und Steinhammer auf Auslandsmission
Nicht am Start sind Valentin Pfeil (LAC Amateure Steyr) und Christian Steinhammer (ULC Riverside Mödling), die zeitgleich in Berlin einen Halbmarathon laufen. Der Oberösterreicher, der beim Vienna City Marathon mit einer deutlichen persönlichen Marathon-Bestleistung geglänzt hat, wohnt seit einigen Monaten in der deutschen Hauptstadt und trainiert unter der Leitung von Dieter Hogen. „Mein Fokus liegt im Moment voll und ganz auf dem Berlin Marathon und da hat sich die Möglichkeit, schon davor einen Halbmarathon mit meiner Trainingsgruppe in Berlin zu laufen, als sehr gute Variante dargestellt“, begründet der zweifache Halbmarathon-Staatsmeister seine Abwesenheit. Steinhammer gab dem Halbmarathon in Berlin den Vorzug, weil er ihn „für die rein sportlich bessere Option“ hält.
Dichtes Gedränge im Kampf um die Medaillen
Das Fehlen der beiden Medaillenkandidaten dürfte den Kampf um die begehrten Stockerlplätze bei den Staatsmeisterschaften intensivieren, da der Kreis der Anwärter sich schlagartig vergrößert hat. Ambitionen auf Edelmetall hat Routinier Isaac Toroitich Kosgei, die die österreichische Jahreswertung im Halbmarathon anführt. Die Zeit von 1:05:10 Stunden, die auch seine persönliche Bestleistung ist, ist der Marathon-Staatsmeister von 2018 im März in Wels gelaufen. Traditionell ein Spezialist für Meisterschaftsrennen ist Manuel Innerhofer (LC Oberpinzgau), der im laufenden Kalenderjahr bereits die Titel im Crosslauf, im 10.000m-Lauf und im Berglauf sammeln konnte. Bei den Halbmarathon-Staatsmeisterschaften im Vorjahr war der 24-jährige Salzburger Zweiter hinter Ketema, aber noch vor seinem Zwillingsbruder Hans-Peter, der in diesem Jahr nicht am Start ist, Stephan Listabarth (DSG Wien) und Christian Robin (LC Villach). Während ein Medaillengewinn von Robin, heuer Sieger des Halbmarathons beim Linz Marathon, vor heimischem Publikum eine Überraschung wäre, haben Listabarth und Mario Bauernfeind (KUS ÖBV Pro Team), Sieger des Halbmarathons beim Vienna City Marathon, aussichtsreiche Chancen auf eine Medaille. Listabarth hat sich von seiner hartnäckigen Verletzung am Sprunggelenk zu Jahresbeginn erholt und trainiert aktuell fleißig auf seinen zweiten Karriere-Marathon hin, der im Herbst gelingen soll. „Seit rund drei Wochen befinde ich mich in der spezifischen Trainingsphase für einen Herbst-Marathon. Ich habe so umfangreich wie noch nie trainieren können und bin auch mit der Qualität ganz zufrieden“, berichtet der Wiener. Die Erwartungen für die Halbmarathon-Staatsmeisterschaften schraubt er bewusst herunter, da er diesen Wettkampf ohne spezielle Vorbereitung, sondern direkt als Abschluss eines ersten Belastungsblockes im Marathon-Trainingsplan bestreitet. „Ich hoffe dennoch, dass ich ein gutes Rennen abliefern und vielleicht auch um die Medaillen mitlaufen kann“, blickt der 26-Jährige voraus.
Eva Wutti vor erstem Staatsmeistertitel im Laufsport
Bei den Frauen steht Eva Wutti vor der Nachfolge der aktuell am Becken verletzten Cornelia Stöckl-Moser (SC Leogang), die vor einem Jahr Staatsmeisterin im Halbmarathon war. Die Kärntnerin, der beim diesjährigen Vienna City Marathon ein bemerkenswerter Leistungssprung gelang, ist sportlich die klare Favoritin auf die Goldmedaille. Für sie geht es bei Kärnten Läuft allerdings um mehr. Sie möchte ihre persönliche Bestleistung, die sie im Frühjahr auf einem nicht leichten Kurs in Granollers aufgestellt hat (1:15:42), attackieren und sich damit Selbstvertrauen für den Amsterdam Marathon (voraussichtlich) holen. In der holländischen Hauptstadt versucht die 30-Jährige den nächsten, wichtigen Schritt in Richtung Olympischen Traum 2020 im Marathon zu setzen.
Mit einer Steigerung ihrer persönlichen Bestleistung könnte Wutti auch in der Gesamtwertung des Wörthersee Halbmarathon eine Spitzenplatzierung einnehmen. Im Kampf um die Medaillen bei den Staatsmeisterschaften im Halbmarathon haben Leyla Reshed (LCAV Jodl packaging), Elisabeth Smolle und Sarah Riffel (LTV Köflach) sowie Victoria Schenk (LCU Euratsfeld) gute Chancen. Mit weniger als 50 Meldungen laut ÖLV-Meldesystem (alle Altersklassen addiert), ist die weibliche Klasse beim nationalen Höhepunkt im Halbmarathon beachtlich dünn besetzt.
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