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Das Exekutiv-Komitee der Welt Anti Doping Agentur (WADA) hat heute in Lausanne auf Anraten des unabhängigen Compliance Review Comitee (CRC) eine weitreichende Entscheidung getroffen und nicht nur die russische Anti-Doping-Agentur (RUSADA) erneut als nicht vertrauenswürdig eingestuft, sondern den russischen Sport…
Das Exekutiv-Komitee der Welt Anti Doping Agentur (WADA) hat heute in Lausanne auf Anraten des unabhängigen Compliance Review Comitee (CRC) eine weitreichende Entscheidung getroffen und nicht nur die russische Anti-Doping-Agentur (RUSADA) erneut als nicht vertrauenswürdig eingestuft, sondern den russischen Sport vier Jahre lang von globalen Sportevents (Olympische Spiele und Weltmeisterschaften) ausgeschlossen. Saubere russische Sportlerinnen und Sportler können damit nur unter neutraler Flagge an den Start gehen. Grund für die in ihrem Ausmaß historischen Entscheidung ist die Manipulation des Datensatzes aus dem Moskauer Anti-Doping-Labor, die die WADA als erwiesen ansieht. Mit der Freigabe der echten Daten hätte Russland einen wichtigen Schritt in der Rehabilitation getätigt, durch den Schwindelversuch aber das Tischtuch zerschnitten. Während die Sportnation Russland gegen das Urteil protestiert und Berufung vor dem Obersten Internationalen Sportgerichtshof in Lausanne (CAS) ankündigt, hat Thomas Bach, Präsident des Internationalen Olympischen Komitees (IOC), in einer ersten Stellungnahme das Urteil der WADA akzeptiert.
Helleland: „Nicht glücklich mit dieser Entscheidung“
Die vierjährige Sperre der Sportnation Russland, die u.a. die Olympischen Spiele von Tokio 2020 und Peking 2022 sowie oder die Fußball-Weltmeisterschaften 2022 im Katar umfasst, hat sich in den letzten Wochen angekündigt. Betroffen sind übrigens auch Events, die in Russland geplant sind, wie die Volleyball-WM der Männer 2022, die Eishockey-WM 2023 oder die Universiade 2023, denn Russland darf vier Jahre lang keine internationalen Sportevents ausrichten. Die entschiedene Haltung war auch der erste Stimmungstest des neuen WADA-Präsidenten Witold Banka, der Ankündigungen eines harten Vorgehens im Manipulationsskandals nun in Form der Entscheidung des Exekutiv-Komitees Taten folgen lassen kann. WADA-Vize-Präsidentin Linda Helleland, bekannterweise eine der härtesten Doping-Gegnerinnen im Sport, nahm das Urteil leicht verstimmt zur Kenntnis: „Ich bin nicht glücklich mit dieser Entscheidung. Wir konnten nur so weit gehen.“ Die Norwegerin hätte sich ein noch drastischeres Urteil gewünscht, eines, „das sich nicht verwässern lässt“. „Schließlich ist das der größte Skandal im Sport aller Zeiten. Eine vollständige Entschuldigung von russischer Seite ist das mindeste, was die Athleten und Fans erwarten können“, sagte sie gegenüber der englischen Tageszeitung „The Telegraph“.
Ganus: „Das ist die Realität“
Während der russische Sportminister Pavel Kolobnev die Manipulation der Daten, die laut WADA rund 145 Athleten betreffen sollen, weiterhin öffentlich leugnet, hat sich eine wichtige russische Sport-Persönlichkeit bereits mit dem Rückschlag abgefunden. Yury Ganus, seit kurzem der RUSADA vorstehend, hat die Manipulationen bereits vor Wochen als glaubhaft bezeichnet und die Sanktionen in dieser Form erwartet. „Das ist die Realität. Die Entscheidung stürzt uns in eine neue Anti-Doping-Krise“, sagt er. „Wir haben viele Probleme im Sport. Aber das Dramatischste ist, dass unsere Sportler Geiseln der Aktionen der Funktionäre geworden sind.“ Ganus sieht keine Chancen auf Erfolg, falls Russland vor dem CAS in Berufung geht. „Es ist eine Tragödie!“
Keine Auswirkungen auf die Leichtathletik
Für die Leichtathletik bedeutet diese Entscheidung der WADA vorerst keine Änderung. Denn im Gegensatz zur WADA mit der RUSADA hat der Leichtathletik-Weltverband die seit 2015 andauernde Suspendierung des russischen Verbandes (RuSAF) noch nicht aufgehoben. Bisher konnten Leichtathleten, die nachweisen konnten, nichts mit dem alten Dopingsystem und den darin verstrickten Protagonisten zu tun zu haben, und außerdem eine bestimmte Anzahl von Doping-Kontrollen belegen konnten, unter neutraler Flagge an internationalen Wettkämpfen teilnehmen. World Athletics will nun entscheiden, wie diese Sonderregelung in Zukunft definiert wird.
Die WADA-Entscheidung von heute betrifft übrigens lediglich alle Sportverbände, die den internationalen Anti-Doping-Code der WADA unterschrieben haben. Ausgenommen von der Sperre ist damit etwa die Ausrichtung des Grand Prix von Russland in der Formel 1 oder die Teilnahme der russischen Fußballnationalmannschaft an der kommenden Europameisterschaft, bei der St. Petersburg als Co-Gastgeber auftritt. Die UEFA hält sich nicht nur nicht an den Anti-Doping-Code, sondern hat sich in einer ersten Präventiv-Reaktion gleich als „regionales Event“ kleingemacht.
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