
Newsletter Subscribe
Enter your email address below and subscribe to our newsletter
Eine Woche nach dem Amsterdam Marathon hat auch der Frankfurt Marathon seine erste Siegerzeit unter 2:20 Stunden bei den Frauen – als 13. Marathon weltweit. Das Besondere am neuen, deutlichen Streckenrekord von Valary Aiyabei war jedoch nicht die Tatsache, dass…
Eine Woche nach dem Amsterdam Marathon hat auch der Frankfurt Marathon seine erste Siegerzeit unter 2:20 Stunden bei den Frauen – als 13. Marathon weltweit. Das Besondere am neuen, deutlichen Streckenrekord von Valary Aiyabei war jedoch nicht die Tatsache, dass sie einen durch den Veranstalter offensiv angekündigten Streckenrekord realisierte und sich nahtlos in die Spitzenleistungen weiblicher Marathonläuferinnen in den letzten Monaten einreihte – schließlich fiel die 2:20er-Marke bereits achtmal im laufenden Kalenderjahr. „Ich freue mich wahnsinnig über diese tolle Streckenrekordzeit und dass wir das Traumziel unter 2:20 Stunden verwirklichen konnten“, kommentierte Renndirektor Jo Schindler mit Nachdruck. Das Außergewöhnliche war die Art und Weise, wie die Kenianerin in einem merkwürdigen Verfolgungsrennen, in dem es eigentlich nur darum ging, wer am besten „überlebte“, zur Siegerzeit von 2:19:10 Stunden kam. In einem unfassbaren Alleingang mit einem waghalsigen Angangstempo kürte sich die 28-Jährige zur 34. Läuferin der Geschichte mit einer Zeit unter 2:20 Stunden. Sie liegt nun auf Rang zwölf der ewigen Bestenliste des Leichtathletik-Weltverbandes (World Athletics).
Der RunAustria-Bericht zum Marathon der beiden ÖLV-Topläufer: PB für Steinhammer, Enttäuschung für Listabarth
Der RunAustria-Bericht des Männer-Rennens: Überraschungsmann Bekele gewinnt Ausscheidungsrennen
Die ersten Teilzeiten nach dem Startschuss zur 38. Auflage des Frankfurt Marathon erscheinen wie Tippfehler auf den Monitoren. Die ersten fünf Kilometer hatte Valary Aiyabei, die offensichtlich nichts vom Laufen in einer starken Spitzengruppe hält, in 15:38 Minuten absolviert. Die schnellsten Österreicher des Jahres, Lemawork Ketema (SVS Leichtathletik) und Peter Herzog (Union Salzburg LA), liefen bei ihren Marathons in Wien bzw. in Berlin im Schnitt über die gesamte Distanz nur unwesentlich schneller als Aiyabei auf den ersten fünf Kilometern des Frankfurt Marathon 2019 – nur um zu verdeutlichen, wie schnell die Kenianerin loslief. Nur eine Marathonläuferin in der Geschichte ist die ersten fünf Kilometer noch verrückter angegangen: Brigid Kosgei beim Chicago Marathon 2019. Auch bei den Durchgangangszeiten von 31:44 Minuten nach zehn Kilometern und 47:45 Minuten nach 15 Kilometern lag Aiyabei nur rund 20 Sekunden hinter deren Durchgangszeit beim unfassbaren Weltrekordlauf vor zwei Wochen.
Erst in der Folge normalisierte sich das Tempo von Aiyabei etwas – ausgenommen den Abschnitt zwischen Kilometer 25 und 30, als sie noch einmal an die 16-Minute-Grenze für fünf Kilometer herankam. Der Grund dafür war ein einfacher: Ihr persönlicher Tempomacher Kenneth Tarus, gleichzeitig auch Ehemann von Aiyabei, die mit einer Bestleistung von 2:20:53 Stunden nach Deutschland gekommen war, stieg nach rund 15 Kilometern mit Magenproblemen aus. Für die Kenianerin kein Problem, das Werk ohne die Hilfe des Gatten zu vollenden. Dabei wurden nach der Halbmarathon-Durchgangszeit von 1:07:42 Stunden Erinnerungen an den Prag Marathon 2017 wach. Damals war Aiyabei in einer Zeit von 1:08:24 Stunden durchgegangen, verlor aber auf der zweiten Hälfte deutlich an Pace und kam am Ende in einer Zeit von 2:21:57 Stunden ins Ziel. Auch in Frankfurt wurde die Kenianerin auf der zweiten Marathon-Hälfte deutlich langsamer – natürlich, schließlich hatte sie das Leistungsniveau für wundersamen Wunder-Dinge (bisher) noch nicht nachgewiesen. Die Verbesserung der persönlichen Bestleistung von 1:43 Minuten ist Ausnahmeleistung genug.
Valary Aiyabeis Halbmarathon-Splits: 1:07:42 / 1:10:28 Stunden
Valary Aiyabeis 5km-Teilzeiten: 15:38 – 16:07 – 16:01 – 16:21 – 16:39 – 16:06 – 16:41 – 17:32 – 8:11 (2,195 km) Minuten
Trotz der Erfahrungen von Prag 2017, die vielleicht künstliche Spannung ob einer möglichen Aufholjagd der Gruppe der Verfolgerinnen erweckte, kam Aiyabei nie in Gefahr, das Rennen nicht zu gewinnen. 1:15 Minuten Vorsprung hatte sie bereits nach zehn Kilometern, 1:43 beim Halbmarathon, 1:46 nach 30 Kilometern. Obwohl Aiyabei ab Kilometer 35 merklich langsamer wurde, erhöhte sich der Vorsprung auf 2:18 Minuten bei Kilometer 40. Die harten letzten 2,195 Kilometer bewältigte sie in 8:11 Minuten – die einzige Teilstrecke, die von der Siegerin nicht in Weltklassetempo absolviert wurde. „Mein Ziel war es, meine persönliche Bestzeit zu unterbieten. Es ist nicht einfach, alleine zu Laufen. Ich musste mich wirklich durchkämpfen“, lautete das Resümee der 28-Jährigen, die den größten Erfolg ihrer Karriere feierte.
Der Sieg von Aiyabei überstrahlte in Frankfurt alles – dabei durfte sich auch der Kampf um Rang zwei blicken lassen. Denn während auf der einen Seite eine glorreiche Sololeistung zu Buche stand, herrschte im Kampf um die Plätze dahinter besonders auf den finalen Kilometern ein echtes Drama. Geschockt von der waghalsigen Strategie von Aiyabei benötigte der Rest des Feldes einige Minuten, um sich in einer Verfolgergruppe zu sortieren. Hiwot Ayalew, eine ehemalige Hindernislauf-Spezialistin, und ihre Landsfrau Megertu Kebede überlegten kurz, volles Risiko zu gehen. Kurz nach der Zwischenzeit bei Kilometer fünf war die leistungsstarke Verfolgergruppe rund um Titelverteidigerin Meskerem Assefa und Lonah Chemtai-Salpeter formiert und lief ein sehr flottes Tempo. Nach 1:09:25 Stunden erreichte die Gruppe einträchtig die Zwischenzeit beim Halbmarathon. Auch diese Pace deutete auf eine klare Zeit unter 2:20 Stunden hin, aber ob der hohen Geschwindigkeit wurde das Rennen nur für alle hart.
Als Erste musste Debütantin Ayalew gleich nach dem Halbmarathon abreißen lassen. Am Ende kam die 29-Jährige als Neunte ins Ziel. Etwas länger, fast bis Kilometer 30, hielt Bedatu Hirpa Anschluss, dafür artete ihr Einbruch dramatischer aus. Nach der Zwischenzeit von 1:09:26 Stunden beim Halbmarathon erreichte sie das Ziel nur in einer Zeit von 2:32:19 Stunden – von Kilometer 35 bis ins Ziel benötigte sie über 34 Minuten. Die ersten zehn Kilometer des Rennens hatte sie in exakt 33 Minuten absolviert.
13 Kilometer vor dem Ziel unternahm Lonah Chemtai-Salpeter den Versuch, ihr Ziel, das Rennen zu gewinnen, in die Tat umzusetzen und löste sich aus der Verfolgergruppe. Als einzige hielt die Israelin neben der Führenden zu diesem Zeitpunkt die bis dato gelaufene Geschwindigkeit – sprich: Der Abstand nach vorne änderte sich nur unwesentlich, aber bei Kilometer 35 lag die Europameisterin im 10.000m-Lauf 28 Sekunden vor Assefa und fast eine Minute vor Kebede. Doch die Aufholjagd der Israelin lief nicht so wie erwünscht, die 30-Jährige, die bei der WM vor vier Wochen kollabiert war, hatte sich übernommen. Die Zwischenzeit bei Kilometer 40 überquerte sie noch als Zweite, elf Sekunden vor Assefa und 36 vor Kebede. Nun stellte sich aber alles auf den Kopf. Denn Kebede, Siegerin des Rom Marathon im Frühjahr, überholte beide Konkurrentinnen und wurde in einer deutlichen persönlichen Bestleistung von 2:21:10 Stunden Zweite. Assefa, die bei Kilometer 40 noch 25 Sekunden vor Kebede lag, wurde in einer Zeit von 2:22:11 Stunden Dritte. Lag also im Ziel 61 Sekunden hinter Kebede. Wenige Meter vor der Ziellinie war sie voller Erschöpfung gestürzt. Noch dramatischer der Unterschied zu Chemtai-Salpeter. Während Kebede ab Kilometer 40 7:14 Minuten ins Ziel brauchte, waren es bei der besten Europäerin fast zehn Minuten, die zu einer Endzeit von 2:23:11 Stunden führten. Ein Marathon ist halt erst nach 42.195 Metern zu Ende, keinen früher…
Megertu Kebedes Halbmarathon-Splits: 1:09:26 / 1:11:44 Stunden
Megertu Kebedes 5km-Teilzeiten: 16:22 – 16:38 – 16:15 – 16:32 – 16:31 – 16:26 – 17:22 – 17:54 – 7:14 (2,195 km) Minuten
Meskerem Assefas Halbmarathon-Splits: 1:09:26 / 1:12:45 Stunden
Meskerem Assefas 5km-Teilzeiten: 16:28 – 16:31 – 16:17 – 16:33 – 16:32 – 16:22 – 16:54 – 17:59 – 8:40 (2,195 km) Minuten
Lonah Chemtai-Salpeters Halbmarathon-Splits: 1:09:25 / 1:13:45 Stunden
Lonah Chemtai-Salpeters 5km-Teilzeiten: 16:28 – 16:31 – 16:16 – 16:32 – 16:31 – 16:18 – 16:32 – 18:15 – 9:52 (2,195 km) Minuten
Alle Ankündigungen ihrer Top-Form und der Realisierung des Olympia-Limits mit persönlicher Bestleistung hat Katharina Steinruck bei ihrem Heimrennen realisieren können. Ein Traum, wenn man nach dem Rennen hinter all diesen ambitionierten Vorhaben ein Häkchen machen darf. Die 30-Jährige, die sich vor einem Jahr einer Fersenoperation unterzogen hatte, verdiente sich die laute Anerkennung des Frankfurter Publikums an diesem Tag deutlich. Sie absolvierte ein starkes Rennen mit einem negativen Split („Es war ein sehr angenehmes, harmonisches Laufen“), finishte in einer Zeit von 2:27:26 Stunden auf dem zehnten Gesamtrang und verbesserte damit ihre persönliche Bestleistung um 1:08 Minuten. „Ich habe mich während des gesamten Rennens gut gefühlt, wollte aber nicht zu früh losmarschieren. Ab Kilometer 40 hieß es ,Feuer frei’, die Beine haben definitiv gebrannt“, erzählte sie, nachdem sie mit einem breiten Lächeln das Ziel erreichte. Auf den letzten 2,195 Kilometern des Rennens war die Deutsche die Zweitschnellste, nur knapp hinter Megertu Kebede. Steinruck, die unter ihrem Mädchennamen Heinig besser bekannt ist, ist nun die Nummer zehn der ewigen DLV-Bestenliste, Mutter Katrin Dörre-Heinig liegt noch knapp drei Minuten vor ihr auf Position zwei. „Heute habe ich viel Selbstbewusstsein gesammelt. Es war ein großes Erlebnis hier zu Hause in Frankfurt“, betonte sie. Damit hat Steinruck, die in Frankfurt 25 Kilometer lang von Miriam Dattke als Tempomacherin begleitet wurde, als zweitbeste Deutsche im laufenden Qualifikationszeitraum beste Chancen auf ein Olympia-Ticket für Tokio 2020.
Katharina Steinrucks Halbmarathon-Splits: 1:14:00 / 1:13:26 Stunden
Katharina Steinrucks 5km-Teilzeiten: 17:34 – 17:50 — 17:17 – 17:37 – 17:23 – 17:22 – 17:45 – 17:23 – 7:18 (2,195 km) Minuten
Besser als bei Heinig lief es aus europäischer Sicht nur bei Chemtai-Salpeter und bei Steph Twell. Die Schottin steigerte sich in ihrem zweiten Marathon auf eine hervorragende Zeit von 2:26:40 Stunden und liegt damit nun auf Rang fünf der von Paula Radcliffe angeführten, ewigen Bestenliste Großbritanniens. Auf der Jagd nach einer klaren persönlichen Bestleistung und dem Olympia-Limit von 2:29:30 Stunden startete Twell flink und lag bei der Halbmarathon-Zwischenzeit bei einer Zeit von 1:12:54 Stunden. Die Britin profitierte davon, dass in Frankfurt Männer- und Frauenrennen zeitgleich starten, denn dadurch hatte Twell Lauf-Begleiter. Frauen waren weder vor ihr noch hinter ihr sichtbar. Die 30-Jährige lief ihr Tempo konstant weiter und finishte in einem leichten positiven Split. Die Zeit von 2:26:40 Stunden bedeutet einen neuen schottischen Marathon-Rekord, zwölf Sekunden schneller als Liz McColgan vor 22 Jahren.
Steph Twells Halbmarathon-Splits: 1:12:54 / 1:13:46 Stunden
Steph Twells 5km-Teilzeiten: 17:11 – 17:36 – 16:54 – 17:23 – 17:11 – 17:10 – 17:20 – 18:03 – 7:55 (2,195 km) Minuten
14.196 Marathonläuferinnen und Marathonläufer aus 110 Nationen starteten gestern in die 38. Auflage des Frankfurt Marathon. Insgesamt hatten sich 27.047 Teilnehmerinnen und Teilnehmer für die Bewerbe am vergangenen Wochenende angemeldet.
Der RunAustria-Bericht zum Marathon der beiden ÖLV-Topläufer: PB für Steinhammer, Enttäuschung für Listabarth
Der RunAustria-Bericht des Männer-Rennens: Überraschungsmann Bekele gewinnt Ausscheidungsrennen
1. Valary Aiyabei (KEN) 2:19:10 Stunden * / **
2. Megertu Kebede (ETH) 2:21:10 Stunden *
3. Meskerem Assefa (ETH) 2:22:11 Stunden
4. Lonah Chemtai-Salpeter (ISR) 2:23:11 Stunden
5. Caroline Rotich (KEN) 2:24:42 Stunden
6. Askale Wegi (ETH) 2:25:03 Stunden
7. Sylvia Kibet (KEN) 2:26:04 Stunden
8. Stephanie Twell (GBR) 2:26:40 Stunden *
9. Hiwot Ayalew (ETH) 2:26:40 Stunden ***
10. Katharina Steinruck (GER) 2:27:26 Stunden *
11. Samantha Bluske (USA) 2:29:07 Stunden *
12. Hanna Lindholm (SWE) 2:30:47 Stunden
13. Jennifer Spink (GBR) 2:31:14 Stunden *
14. Bedatu Hirpa (ETH) 2:32:19 Stunden
15. Carolina Wikström (SWE) 2:33:49 Stunden *
15. Anna Gosk (POL) 2:34:57 Stunden ***
17. Sylvia Medugu (KEN) 2:35:10 Stunden
18. Karina Helmane-Sorocenkova (LAT) 2:36:20 Stunden *
19. Georgia Porter (USA) 2:36:52 Stunden ***
20. Naomi Mitchell (GBR) 2:38:17 Stunden *
…
25. Thea Heim (GER) 2:41:14 Stunden
* persönliche Bestleistung
** Streckenrekord
*** Marathon-Debüt
Mainova Frankfurt Marathon