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Streckenrekord für Calli Hauger-Thackery

Nach der Erschöpfung in Paris rettete die Britin ihre Saison mit einer Bestleistung beim Berlin Marathon und dem Sieg beim California International Marathon.
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Bei den Olympischen Spielen brach sie den Marathon noch völlig erschöpft ab. Beim Berlin Marathon meldete sie sich eindrucksvoll zurück. Seit Sonntag ist Calli Hauger-Thackery die neue Streckenrekordhalterin beim California International Marathon.

Calli Hauger-Thackery hat wahrlich spannende eineinhalb Wettkampfjahre hinter sich, die am vergangenen Sonntag mit ihrem zweiten Marathonsieg beim vierten Antreten endete. Nach 2:24:28 Stunden erreichte sie das Ziel des California International Marathon, einer Punkt-zu-Punkt-Strecke (Start in Folsom Dam, Ziel in Sacramento) mit einer insgesamt abwärtsführenden Strecke. Ein Kurs, der daher laut den Regeln von World Athletics nicht Bestenlisten tauglich ist, aber der gerade bei den US-Hobbyläufer*innen sehr beliebt ist, weil er zum Schnelllaufen einlädt. Dass die Zeit nun mit Sternchen versehen ist, ist für die 31-jährige Britin kein Problem: Beim Berlin Marathon Ende September ist sie eine persönliche Bestleistung von 2:21:24 Stunden gelaufen und hat das WM-Limit bereits in der Tasche – als eine der schnellsten europäischen Läuferinnen der letzten Zeit. Am Sonntag ging es für die Britin darum, das Duell gegen die überraschend schnelle US-Amerikanerin Jacqueline Gaughan zu gewinnen. Die 25-Jährige lief über zwei Minuten schneller als 2023 in Berlin.

Enorme Steigerung in den letzten Jahren

Bis vor zwei Jahren war Calli Thackery, Tochter des ehemaligen Läufers Carl Thackery (Sieg bei Rom-Ostia 1990 und beim Siebenhügellauf in Nijmegen 1992, WM-Dritter im Halbmarathon 1994), nur Insidern bekannt. Bereits vor fast 20 Jahren begann sie als Mittelstreckenläuferin, erreichte später als Studentin der University of New Mexico jedoch kein internationales Niveau. 2019 übersiedelte sie nach Melbourne und blieb über die Pandemiezeit in Australien, wo der sportliche Aufschwung als Spätstarterin gelang. Die Bestleistungen fielen deutlich, der sechste Platz bei den Europameisterschaften von München war ein erstes Achtungszeichen. Einen Monat später gelang der erste Halbmarathon unter 1:10 Stunden in Kopenhagen – der Umstieg in den Straßenlauf war geschafft.

2023 gewann sie den Big Half in London und qualifizierte sich für das britische Team bei der Straßenlauf-WM 2023 in Riga. Dort agierte sie lange in der Spitzengruppe und belegte in einer persönlichen Bestleistung von 1:08:56 Stunden den siebten Platz im Halbmarathon. Diesen „Hausrekord“ verbesserte sie Anfang des Jahres in Houston auf eine Zeit von 1:08:20 Stunden. Bei den Europameisterschaften in Rom im Juni folgte das bisherige Karriere-Highlight. Hinter Karoline Bjerkeli Grövdal und Joan Melly lief Hauger-Thackery, mittlerweile in den USA lebend und mit dem amerikanischen Läufer Nick Hauger verheiratet, als Bronzemedaillengewinnerin ins Stadio Olimpico ein und führte das britische Team zu Gold in der Nationenwertung.

Olympische Enttäuschung

Zwei Wochen nach der Halbmarathon-WM gab sie bei einem kleinen Marathon im US-Bundesstaat New York ihr Marathon-Debüt und bestach als Siegerin in einer Zeit von 2:22:17 Stunden. Damit war sie fixer Bestandteil des britischen Marathon-Teams in Paris 2024. Doch ausgerechnet unter den Olympischen Ringen erfolgte der erste Rückschlag seit langer Zeit. Trotz einer Top-Vorbereitung fühlte sie sich bereits vor dem Start unwohl und überhitzte nach wenigen Kilometern, wie sie dem britischen Leichtathletik-Magazin „Athletics Weekly“ berichtete. Ihr Körper war gestresst, ihr wurde schwindlig, völlig erschöpft gab sie trotz Kampfgeist während der zweiten Marathon-Hälfte auf. Eine schlimme Krankheitsdiagnose bei ihrer Mutter hatte ihr Gemüt im Vorfeld getrübt sowie Schlaf und Appetit geraubt. Die hervorragenden Trainingsleistungen verloren ihren Effekt.

Hauger-Thackery schüttelte den Frust über den misslungenen Olympia-Auftritt ab, fing sich nach einer kurzen Pause und entschied sich kurzfristig, den Berlin Marathon zu laufen. Dort wandelten sich die Trainingsleistungen in die hervorragende Wettkampfleistung von 2:21:24 Stunden. Als Zugabe gelang der California International Marathon mit einem neuen Streckenrekord und dem zweiten Marathonsieg ihrer Karriere. Die Freude teilte sie mit ihrem Ehemann, der das Männerrennen in einer Zeit von 2:11:55 Stunden als Dritter beendete – vier Minuten unter seiner offiziellen Bestzeit.

Marathon-Triple für Albertson

Der Sieg im Männerrennen ging an Tsegay Weldlibanos aus Eritrea in einer Zeit von 2:07:35 Stunden. Der 28-Jährige blieb fast drei Minuten unter dem über 30 Jahre alten Streckenrekord. Der zweite Platz ging an CJ Albertson, der in der Herbstsaison bereits den Chicago Marathon und den New York City Marathon bestritten – jeweils Leistungen auf ähnlich beachtlichem Niveau.

Zwischen Hitze und Kälte –
weitere Marathons des Wochenendes

🇺🇸 Honolulu Marathon: 36.122 Anmeldungen gingen für das Wochenende beim Honolulu Marathon 2024 ein – damit gelang eine Steigerung um 26% gegenüber dem Vorjahr und eine Steigerung gegenüber dem 29 Jahre alten Teilnehmerrekord. Die Siege gingen an Yemane Haileselassie aus Eritrea in einer Zeit von 2:11:59 Stunden und Cynthia Jerotich aus Kenia in einer Zeit von 2:31:14 Stunden. Die bekannteste Teilnehmerin war Judith Korir, Vize-Weltmeisterin von 2022, die Dritte wurde. Aufgrund der hohen Temperaturen und der hohen Luftfeuchtigkeit, dazu der schwierigen Strecke auf Hawaii, sind Siegerzeiten unter 2:10 und unter 2:30 Stunden die Ausnahme. Beim Meilenrennen am Tag davor nahmen etliche Olympia-Teilnehmer*innen von Paris 2024 teil.

🇨🇳 Guangzhou Marathon: Äthiopische Dreifachsiege gab es beim Guangzhou Marathon. Gebise Debele (2:06:28) und Anchialem Haymanot (2:25:13) liefen in der südchinesischen Metropole als Erste über die Ziellinie. Die 45-jährige Australierin Lisa Weightman verpasste als Viertplatzierte hauchdünn eine Zeit unter 2:30 Stunden.

🇮🇹 Reggio Emilia Marathon: Großes Pech hatten die Teilnehmerinnen am Reggio Emilia Marathon in Italien. Über die Hälfte der 1.510 am Marathon teilnehmenden Läuferinnen gaben das Rennen aufgrund von Schneefall und eisigem Wind auf. Im Halbmarathon lag die Ausfallsquote bei rund einem Viertel. Das italienische Laufmagazin „Correre“ berichtet, dass Teilnehmer*innen teilweise an Hausglocken entlang der Strecke läuteten, um sich kurz aufzuwärmen. Nicola Bonzi ließ sich von den Bedingungen nicht beirren und gewann den Marathon in einer Zeit von 2:21:11 Stunden. Bei den Frauen siegte die in Italien lebende Clementine Mukandanga aus Ruanda in 2:44:18 Stunden.

Autor: Thomas Kofler
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