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„The Marathon Project“ – Sara Hall zweitschnellste Amerikanerin
Das „The Marathon Project“ hielt, was es versprach: Topzeiten. Als überragende Siegerin kletterte Sara Hall in einer Zeit von 2:20:32 Stunden auf Rang zwei der ewigen US-Bestenliste im Marathonlauf. Zahlreiche persönliche Bestleistungen zierten beide Rennen, jenes der Männer endete mit dem Überraschungssieg von Martin Hehir.
Mit einer Zeit von 2:20:32 Stunden ist Sara Hall die zweitschnellste US-Amerikanerin aller Zeiten
Massive Verbesserungen für Keira D’Amato, Natasha Wodak und Andrea Ramirez
Überraschungssieg bei den Männern in unheimlich engen Rennen
Da große Leistungen auf ehrliche Weise angekündigt wurden, ist die Überraschung vielleicht nicht so groß wie sie sein könnte. Doch die beim „The Marathon Project“ in Chandler im US-Bundesstaat Arizona erzielten Leistungen waren durchgehend eine Sonderbeachtung wert. Etliche teils sehr deutliche persönliche Bestleistungen, etliche Olympia-Limits und eine historische Leistung für den US-amerikanischen Marathon zeugen von der professionellen Umsetzung dieses Eliterennens auf einem Rundkurs und die hervorragende Verfassung, in der sich der Großteil der teilnehmenden Athletinnen und Athleten kurz vor Weihnachten des Pandemiewinters befinden.
Zwei Drittel des Rennens auf Rekordkurs
Elf Wochen nach Rang zwei beim London Marathon in persönlicher Bestleistung von 2:22:01, womit sie in der britischen Hauptstadt als erste US-Amerikanerin seit Deena Kastor bei ihrem Landesrekord von 2:19:36 Stunden im Jahr 2006 das Stockerl erklimmen konnte, wollte Sara Hall eben diese nationale Rekordmarke attackieren. Laut Marschplan überquerte sie bei optimalen äußeren Bedingungen mit praktischer Windstille die Zwischenzeit beim Halbmarathon in einer Zeit von 1:09:38 Stunden. Kellyn Taylor ging das enorme Risiko und das Tempo mit.
Sara Halls Halbmarathon-Splits: 1:09:38 / 1:10:54 Stunden Sara Halls 5km-Teilzeiten: 16:38 / 16:24 / 16:27 / 16:34 / 16:40 / 16:39 / 16:47 / 16:57 / 7:26 (2,195 km) Minuten
Während Hall ihr Tempo, auch dank perfekter Arbeit ihres Pacemaker-Teams, weiterhin halten konnte, fiel Taylor kurz nach dem Halbmarathon peu à peu zurück und rettete sich in einer Zeit von 2:25:11 Stunden, eine Minute über ihrer persönlichen Bestleistung, noch auf Rang drei ins Ziel. Hall hielt bis Kilometer 30 Kontakt zum US-Rekord von Kastor, danach hielt sie das Tempo zwar weiterhin hoch, konnte aber die Geschwindigkeit für den Landesrekord nicht mehr halten. Die 37-Jährige, die die goldenen Monate und Jahre ihrer Karriere erlebt, durfte sich dennoch über eine Bestleistung von eineinhalb Minuten und eine Spitzenzeit von 2:20:32 Stunden freuen. Sie überholte die ehemalige WM-Medaillengewinnerin Amy Cragg, die große Joan Benoit, die ehemalige New-York-City-Marathon-Siegerin Shalane Flanagan und Jordan Hasay und ist nun die zweitschnellste Marathonläuferin aus den USA aller Zeiten. Es ist das vorläufige Ende einer fantastischen Steigerung in letzter Zeit.
Keira D’Amato war bisher nicht wirklich als erfolgreiche Marathonläuferin aufgefallen. 2019 lief sie in Berlin eine Zeit von 2:34:55 Stunden, ein bisschen schneller bei den Trials als 15., doch konstante Verbesserungen auf den Unterdistanzen zwischen 10.000m auf der Bahn und im Halbmarathon (1:10:01 Stunden im Jänner in Houston) zeigten das Potenzial auf, das in der 36-Jährigen steckt. US-Medien kündigten einen riesigen Leistungssprung an und der gelang – vielleicht in noch größerer Dimension als erwartet. Um elfeinhalb Minuten steigerte D’Amato ihre persönliche Bestleistung auf eine Zeit von 2:22:56 Stunden, die sie auf Rang sieben der ewigen US-amerikanischen Bestenliste spült – vor Emily Sisson.
Besonders beeindruckend an D’Amatos Leistung waren zwei Erkenntnisse: Erstens lief die unerfahrene Marathonläuferin einen negativen Split und war etwa von Kilometer 40 an 15 Sekunden schneller als die Siegerin, was demonstriert, über welche Energiereserven sie verfügte. Zweitens die unheimliche Konstanz ihres Tempos über die gesamte Distanz – die größte Varianz in ihren 5km-Abschnittszeiten liegt bei lediglich sechs Sekunden!
Bis kurz vor der Zwischenzeit bei Kilometer 20 bildete D’Amato ein Tandem mit Emma Bates, die das Tempo dann nicht mehr mitging. Beim Halbmarathon hatte D’Amato gut zwei Minuten Verspätung auf die Spitze, unmittelbar nach der Zwischenzeit bei Kilometer 35 überholte sie Taylor und sicherte sich Rang zwei.
Olympia-Limit für Wodak und Mexikanerinnen
Für die Kanadierin Natasha Wodak sowie die Mexikanerinnen Andrea Ramirez und Ursula Patricia Sanchez hat sich die Reise nach Arizona gelohnt. Wodak ließ ihren Ankündigungen, in 2:26er-Form zu sein, Taten folgen und verbesserte in ihrem ersten ernsthaften Marathon auf Spitzenniveau ihre sieben Jahre alte Bestleistung um neun Minuten auf eine Zeit von 2:26:19 Stunden, aufgeteilt auch zwei ausgeglichene Marathon-Hälften – auch hier hervorragende Arbeit der Tempomacher. Damit ist die Kanadierin drei Tage nach ihrem 39. Geburtstag nun die zweitschnellste Marathonläuferin ihres Landes hinter Malindi Elmore, die zu Jahresbeginn beim Houston Marathon sensationell zu einer Zeit von 2:24:50 Stunden gelaufen ist.
Wodak blieb während des gesamten Rennens in Sichtweite von Ramirez, die die Lücke allerdings nie schließen konnte. Trotzdem gelang der 28-Jährigen ein herausragendes Rennen, das in einer Zeit von 2:26:34 Stunden endete – sechs Minuten schneller als bei ihrem bisher schnellsten Marathon. Ramirez ist nun die Nummer drei in der ewigen mexikanischen Bestenliste hinter Madai Perez und Adriana Fernandez. Ihre Landsfrau Ursula Patricia Sanchez schaffte ebenso das Nahziel Olympia-Limit (2:29:30) und blieb um 19 Sekunden darunter – eine Verbesserung der eigenen Bestleistung um dafür entscheidende 21 Sekunden auf Rang sechs der ewigen mexikanischen Bestenliste. In die Reihe der fabelhaften Steigerungen reihte sich die zehntplatzierte Amerikanerin Bria Wetsch ein, die siebeneinhalb Minuten ihrer bisherigen Bestenliste abknabberte.
Rekordverdächtige Tiefe im Männerfeld
Wie so häufig in letzter Zeit verlief das Rennen der Männer anders als jenes der Frauen, auf gewisse Weise „klassischer“. Eine lange zusammenhaltende Spitzengruppe, gefolgt von einem Ausscheidungsrennen der Kräfte ab dem Zeitpunkt, an dem die Tempomacher aussteigen. In Chandler gab es zwei wesentliche Gründe für diesen gravierenden Unterschied: Erstens war das Männerfeld deutlich ausgeglichener besetzt, während bei den Frauen Spitzenathletinnen viel höhere Ziele verfolgten als die Tiefe im Elitefeld. Und zweitens konnten sich Frauen auf Pacemaking bis Kilometer 42 verlassen.
1:04:27 Stunden lautete die Zwischenzeit einer 17 Läufer umfassenden Spitzengruppe beim Halbmarathon – damit lag man exakt im Plan, denn die Siegerzeit sollte bei 2:09 Stunden liegen. Was auf dem ersten Blick nicht berauschend klingt, ist aber tatsächlich insbesondere aufgrund der Größe der Gruppe beeindruckend, schließlich handelte es sich beim „The Marathon Project“ um ein nationales Rennen mit einigen Zusatzkräften vom amerikanischen Kontinenten, aber die erste Garde der Amerikaner fehlte. Die starke Breite des Feldes lässt sich auch im Ergebnis ablesen: Sieben Läufer blieben unter 2:10, 17 unter 2:13, 26 unter 2:15 Stunden. Die sieben sub-2:10-Läufer waren alles US-Amerikaner, die für einen nationalen Rekord sorgten. Erst zweimal konnten drei Amerikaner im selben Rennen die Marke von 2:10 Stunden unterbieten, im fernen Jahr 1983 beim Boston Marathon und bei den Olympischen Trials für die Spiele 2012 in London. Seither gab es überhaupt nur ein Rennen, in dem zwei Amerikaner 2:10 Stunden unterboten: 2019 in Boston.
Überraschungssieg für Martin Hehir
Bei Kilometer 25 lief er noch an der Spitze der Gruppe, zehn Kilometer später hatte Jared Ward den Anschluss um eineinhalb Minuten verloren, bis zum Ende wurde er auf Rang 35 durchgereicht. Damit war der erste der Favoriten aus dem Rennen um den Sieg. Der auf dem Papier stärkste Kanadier im Feld, Cam Levins verlor den Anschluss kurz nach der Zwischenzeit bei Kilometer 35 und verpasste am Ende das Olympia-Limit von 2:11:30 Stunden um 45 Sekunden – im Gegensatz zu seinem Landsmann Benjamin Preisner, der in einer Zeit von 2:10:17 Stunden ein eindrucksvolles Debüt gab. Blieb aus dem Favoritenkreis noch Scott Fauble, doch als wenige Kilometer vor dem Ende die Zeit der Attacken losging, konnte auch er nicht mitgehen und blieb als Vierter der einzige in den Top-Ten ohne persönliche Bestleistung.
Martin Hehirs Halbmarathon-Splits: 1:04:29 / 1:04:30 Martin Hehirs 5km-Teilzeiten: 15:30 / 15:14 / 15:11 / 15:16 / 15:16 / 15:17 / 15:11 / 15:13 / 6:51 (2,195 km) Minuten
Am besten löste Martin Hehir die Herausforderung, weil er sein Tempo als Einziger ganz exakt halten konnte, und siegte mit einer persönlichen Bestleistung um zweieinhalb Minuten in einer Zeit von 2:08:59 Stunden. Die Sensation markierte nicht nur der 28-jährige Medizinstudent, der in den letzten Monaten regelmäßig COVID-Patienten betreute. Noah Droddy (2:09:09) und Colin Bennie (2:09:38), die sich mit einem ähnlich großen Sprung steigerten wie der Sieger, waren auch nicht unbedingt die ersten Aspiranten auf eine Stockerlplatzierung. Hehir ist nun die Nummer acht der ewigen US-Bestenliste, Droddy die Nummer zehn. Der fünftplatzierte Ian Butler steigerte sich gleich um sieben Minuten auf 2:09:45 Stunden, auch Mick Iacofano und Nathan Martin schafften Quantensprünge.
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