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Thomas Messner (KLC) war einer der Newcomer der Laufsaison 2024. Der Quereinsteiger mischte auf Anhieb an der österreichischen Spitze mit. Der talentierte Ausdauersportler kann von spannenden Lebensherausforderungen erzählen und vom Laufen schwärmen. Der Leistungssport und berufliche Herausforderungen haben in seinem Alltag ein symbiotisches Nebeneinander gefunden.
Schule, Bundesheer – und dann? Es gibt nicht wenige, die mit dieser Frage konfrontiert werden und keine rasche Antwort darauf finden. Thomas Messner wählte einen Notfallplan und arbeitete ein Jahr lang für die Post als Zusteller. Diese Erfahrung sollte das Fundament für seinen Ausbildungs- und Berufsweg legen. Jetzt ist der gebürtige Steirer, der im Murtal aufgewachsen ist, 26 Jahre alt und lebt seit drei Jahren in Klagenfurt. Die Kinder- und Jugendhilfe der Kärntner Landeshauptstadt ist sein Arbeitsplatz. Die Probleme der Kinder und Familien sein täglicher Arbeitsinhalt.
Die Arbeit als Postzusteller erlaubte einen kurzen Eindruck und manchmal einen kleinen Einblick in viele Haushalte unterschiedlicher sozialer Schichten der Gesellschaft. Sie setzten lebensweisende Überlegungen in Thomas Messner in Gang und leiteten ihn schließlich zum Studium der sozialen Arbeit an der FH in Feldkirchen in Kärnten. Und nach dem Abschluss über ein Praktikum zu seinem heutigen Beruf.
Seine Fälle reichen von familiären Problemen, die sich mit gezielten Maßnahmen gut lösen lassen, bis hin zu drastischen Fällen, in denen Familien in der Verzweiflung gestrandet oder gar strafrechtliche Ermittlungen die Folge sind. Seine Arbeit hat also höchste gesellschaftliche Relevanz und ist großteils mit negativen Erlebnissen, mit Problemen, mit Verzweiflung konfrontiert.
Familien in Krisen können sich bei der Kinder- und Jugendhilfe melden. Mitarbeiter*innen wie Messner greifen ein, wenn der Verdacht von Entwicklungsgefährdungen bei Kindern herrscht, analysieren das familiäre Umfeld und bieten konkrete Unterstützungsleistungen an. „Immer größer wird die Anzahl der Fälle von finanziellen Problemen. Aber das Spektrum reicht hin bis zu wirklich krassen Fällen“, schildert er. Ist er einmal mit einem Fall konfrontiert und entscheidet er, dass Maßnahmen von Seiten der Kinder- und Jugendhilfe notwendig sind, kann es sein, dass er eine Familie über mehrere Monate und Jahre durch ihre herausfordernde Situation begleitet.
Thomas Messner ist über sein Tätigkeitsfeld hinaus nicht wegen seines ehrenhaften Einsatzes für Kinder und Jugendliche in Kärnten bekannt. Im Scheinwerferlicht des Vienna City Marathon steht der 26-Jährige, weil er ein guter Läufer ist. Einer der besten in Österreich im Halbmarathon. Am Sonntag geht er als Favorit in den Wiener Städtische Halbmarathon. Er könnte also der Erste sein, der am VCM-Sonntag das Zielband vor dem Burgtheater durchtrennt.
Nach seiner Entscheidung, vom Triathlon in den Laufsport zu wechseln, war der Wiener Städtische Halbmarathon 2024 der erste große Wettkampf, an dem Messner teilnahm. Mit einer Zeit von 1:06:29 Stunden sorgte er als Dritter für Aufsehen, nur Timo Hinterndorfer (DSG Wien) und Timon Theuer (Union St. Pölten) waren schneller. „Ich habe das letztjährige Rennen so positiv in meinen Gedanken abgespeichert. Es war irrsinnig cool, die ganze Unterstützung durch das Publikum, auf jeder Gerade, in jeder Kurve“, schwärmt der 26-Jährige.
Diese motivierenden Gefühle will er auch heuer mitnehmen. Die Zielsetzung liegt höher, bedingt auch durch seine Verbesserungen im letzten Jahr bis hin zur Halbmarathon-Bestzeit von 1:03:42 Stunden beim Jedermannlauf in Salzburg. „Ich bin sehr dankbar, hier diese Chance zu bekommen, mit der Marathon-Spitze mitzulaufen. Ich werde es probieren: no risk no fun!“, lautet die Devise. „Ich werde versuchen den Schwung aus dem Gewinn des Staatsmeistertitels mitzunehmen und mit einem guten Selbstvertrauen so lange wie möglich in dieser Gruppe zu bleiben.“
Die müden Beine vom Wettkampf letzte Woche möchte er durch die Atmosphäre abschütteln. Es sei ein Trugschluss zu denken, er hätte bei den Staatsmeisterschaften im Halbmarathon letzten Sonntag Energie konservieren können. „Auf dem Papier sieht die Zeit nicht so schnell aus. Aber die ständigen Attacken und Rhythmuswechsel sind tiefgegangen. Teilweise gab es Kilometersplits in 2:40 Minuten. Das hat nicht nur körperlich wehgetan, sondern auch mental gezehrt“, erzählt er. Diese Nachwirkungen habe er in den letzten Tagen schon gespürt.
Dafür macht ihm die Wetterprognose keine Sorgen. „Aus dem Triathlon hab ich die abenteuerlichsten Erfahrungen: vom bei 10°C und Regen aus dem Wasser aufs Rad steigen bis hin zu 35°C Superhitze.“
Resilienz ist bei Messner nicht nur in den härtesten Trainingseinheiten und im Wettkampf gefragt. Sie ist auch ein ständiger Begleiter in seiner Arbeit. „Der Leistungssport hat mich Dinge gelehrt, die mir im Beruf irrsinnig helfen. Das Durchhaltevermögen. Das Akzeptieren von Grenzen. Das Überschauen der Möglichkeiten: Was kann ich beeinflussen, was habe ich nicht in der Hand?“ Wenn er die Bürotür hinter sich schließt, lässt er die negativen Gedanken und Erfahrungen, die Alltag sind, ebenfalls hinter der verschlossenen Tür. Es war ein Lerneffekt, dies zu schaffen, es hat viele Gespräche und den Austausch mit routinierten Kolleg*innen gebraucht.
Sein Beruf erdet. Sein Beruf etabliert neue, bewussten Perspektiven auf das Leben. Das hat Auswirkungen auf seinen Sport: „In der Arbeit lerne ich, wie wichtig es ist, mich aufs Wesentliche zu konzentriere und keine Gedanken über unbedeutende Dinge zu verlieren. Natürlich lerne ich auch, dass es Wichtigeres gibt als eine misslungene Trainingseinheit.“ Viceversa sorgt der berufliche Alltag dafür, dass die Bedeutung Leistungssport auch im Rahmen bleibt. „Wenn ich am Montag um 7 ins Büro kommt, ist das Wochenende Geschichte. Selbst die Euphorie des Staatsmeistertitels letzte Woche hat da keine Chance mehr.“
Am Anfang war das Nebeneinander von Beruf und Freizeit eine Challenge. Nun sieht er Harmonie. „Der Sport hilft irrsinnig, die Arbeit in der Arbeit zu lassen und negative Erlebnisse besser zu verarbeiten. Das Laufen ist meine Leidenschaft. Es hilft auch, zu vergessen. Zumindest temporär.“
In seinem Beruf denkt Thomas Messner lösungsorientiert und arbeitet gemeinsam mit Familien an bedeutenden Zielen. Im Sport hat der 26-Jährige große persönliche Ziele. Er träumt vom Olympischen Marathon: „Dieser Traum motiviert mich tagtäglich!“ Gemeinsam mit seinem Trainer Andreas Martin schwebt der Wunsch in der Luft, bereits im Herbst in den Marathon hineinzuschnuppern, um ein Gefühl für die Distanz zu bekommen. Und vielleicht ist seine dritte VCM-Teilnahme, dann im Jahr 2026, eine im Marathon.
Autor: Thomas Kofler
Bilder: © VCM / Jenia Symonds