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Tigst Assefa verbessert „Womens-Only“-Weltrekord

2:15:50 Stunden – so lautet der neue Weltrekord für reine Frauenmarathons. Die Äthiopierin Tigst Assefa dominierte mit dieser Leistung den London Marathon 2025.
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Fast drei Minuten lag die Nächstschnellste zurück, als Tigst Assefa mit dem Buckingham Palace im Rücken die Arme zum Jubel ausbreitete. Nach zwei Siegen beim Berlin Marathon, den zweiten in damaliger Weltrekordzeit in Rennen, in denen männliche Tempomacher für Frauen zum Einsatz kommen, feierte die Äthiopierin beim gestrigen London Marathon ihren dritten Erfolg bei World Marathon Majors und verbesserte den Weltrekord für Frauenrennen (Women’s-Only) von Vorjahressiegerin Peres Jepchirchir auf eine Zeit von 2:15:50 Stunden. Olympiasiegerin Sifan Hassan wurde als Dritte hinter Joyciline Jepkosgei klar distanziert.

Die 45. Auflage des TCS London Marathon hat ihr spitzensportliches Highlight erzielt: Tigst Assefa markierte mit einer Zeit von 2:15:50 Stunden einen neuen Weltrekord für Eliterennen, in denen Frauen unter sich bleiben – also auch von weiblichen Tempomacherinnen gepact werden. Damit steigerte sie die bisherige Rekordmarke von Vorjahressiegerin Peres Jepchirchir um 26 Sekunden, hinter der sie sich damals knapp einordnen musste. Sie unterlag im Endspurt genauso wie wenige Monate später im Duell mit Sifan Hassan beim Olympischen Marathon in Paris.

RunUp.eu-Lesetipp: Der London Marathon 2025 der Männer

Rentabler Marathon-Tag

Doch gestern war Assefa die klare Nummer eins im Elitefeld des London Marathon, das mit den Absagen von Titelverteidigerin Jepchirchir und Weltrekordhalterin Ruth Chepngetich im Vorfeld mit zwei Wermutstropfen belegt wurde. Fast drei Minuten legte die Äthiopierin zwischen sich und Joyciline Jepkosgei und über drei Minuten zwischen sich und der drittplatzierten Sifan Hassan. Sowohl die Kenianerin als auch die Holländerin haben den London Marathon schon einmal gewonnen (2021 respektive 2023), nun zählt auch Assefa zum erlesenen Kreis der London-Siegerinnen. Ihr Erfolg ist in der Dimension ihrer Überlegenheit einzigartig.

Tigst Assefa:
Halbmarathon-Splits: 1:06:40 / 1:09:10 Stunden
5km-Teilzeiten: 15:34 / 15:42 / 15:55 / 16:01 / 16:02 / 16:19 / 16:39 / 16:35 / 7:03 (2,195 km) Minuten

Der Siegerscheck fällt genauso beeindruckend aus: Umgerechnet erhielt die Äthiopierin fast 270.000 Euro an Preisgeld, die Hälfte davon für den Weltrekord. „Ich bin wirklich glücklich über den Sieg und den Weltrekord. Ich habe hart dafür gearbeitet. Die Bedingungen waren gut und die Tempomacherinnen haben von Anfang an gepuscht. Das war ideal für mich“, sagte die Siegerin nach dem Rennen. Den Streckenrekord von Paula Radcliffe, damals mit männlichen Tempomachern, verpasste die 28-Jährige nur um 25 Sekunden.

TCS London Marathon 2025

Rasante erste Hälfte

Anders als bei den Männern begann das Rennen furios. Nach 15:34 Minuten überquerte eine vierköpfige Spitzengruppe die Zwischenzeit bei Kilometer fünf: Neben den Top-Drei des Endresultats weilte noch Megertu Alemu in dieser Gruppe, die Verfolgerinnen um Vivian Cheruiyot hatten bereits 50 Sekunden Verspätung. In dieser Tonart ging es weiter, nach 31:16 Minuten waren die ersten zehn, nach 47:11 Minuten die ersten 15 Kilometer absolviert. Fast zweieinhalb Minuten Rückstand hatte die Verfolergruppe zu diesem Zeitpunkt bereits.

© SIP / Johannes Langer

Die Halbmarathon-Durchgangszeit von 1:06:40 Stunden war nach wie vor sehr schnell, ohne historischen Vergleich für einen Wettkampf ohne männliche Tempomacher. Dafür machte die prominente Tempomacherin Catherine Reline einen hervorragenden Job, vielleicht einen zu guten – denn die Spitzengruppe agierte deutlich unter dem Marschplan. Alemu war kurz nach Kilometer 15 „aufgeplatzt“ und riss binnen kürzester Zeit zweieinhalb Minuten Rückstand auf. Sie sollte wenig später das Handtuch werfen. Die Verfolgerinnen lagen zur Halbzeit des Rennens über drei Minuten hinter der Spitze.

Sifan Hassan:
Halbmarathon-Splits: 1:06:50 / 1:12:10 Stunden
5km-Teilzeiten: 15:34 / 15:43 / 15:54 / 16:06 / 16:23 / 17:03 / 17:32 / 17:28 / 7:17 (2,195 km) Minuten

Jepkosgei mit spätem Einbruch

Nur Tigst Assefa konnte dieses enorme Tempo bei steigenden Temperaturen ansatzweise halten. Kurz nach dem Halbmarathon verlor die Olympiasiegerin den Anschluss an sie. Bei der Zwischenzeit bei Kilometer 35 wies die Holländerin zwei Minuten Rückstand auf. Einzig Jepkosgei hielt nicht nur tapfer mit der Äthiopierin Schritt, sondern machte sogar den Großteil der Führungsarbeit. Noch sieben Kilometer vor dem Ziel war das Duell um den Sieg offen. Die Kenianerin war unterwegs in Richtung einer persönlichen Bestleistung, doch nun wurden die Schritte schwer. „Ich habe die letzten Kilometer die Hitze ordentlich gespürt“, sagte sie nachher. Die 31-Jährige verlor enorm viel Zeit, besonders auf den letzten zwei Kilometern, und rettete in einer Zeit von 2:18:44 Stunden gerade so den zweiten Platz.

Hassan zeigte sich mit Platz drei unzufrieden: „Ich habe mich sehr seltsam gefühlt. Eigentlich war ich gut in Form, aber ich hatte Probleme mit der Atmung.“ Die 26-jährige Haven Hailu, ehemalige Siegerin der Marathons in Rotterdam und Osaka, verpasste das Stockerl knapp, freute sich aber über eine neue persönliche Bestleistung von 2:19:17 Stunden.

© SIP / Johannes Langer

Hartes Debüt für McColgan

Das lang ersehnte Marathon-Debüt von Eilish McColgan (siehe RunUp.eu-Vorbericht) endete mit Platz acht und einer Zeit von 2:24:25 Stunden, womit sie deutlich unter der Bestleistung ihrer Mutter Liz sowie dem schottischen Marathonrekord von Stephanie Twell (2:26:40, Frankfurt Marathon 2019) blieb. „Es war ein unfassbares Gefühl. Noch viel erstaunlicher als ich es mir erträumt hätte“, schwärmte die 34-Jährige über die Atmosphäre.

Mit der Leistung an sich war die Schottin nicht ganz zufrieden, schließlich verlor sie bereits auf den ersten Kilometern die Verfolgergruppe aus den Augen und hing das gesamte Rennen zwischen der Gruppe um der am Ende fünftplatzierten Vivian Cheruiyot, die mit einer Zeit von 2:22:32 Stunden im Alter von 41 Jahren ein gelungenes Comeback aus der Mutterschaftspause schaffte und nur knapp am Masters-Weltrekord vorbeischrammte, sowie der am Ende besten Europäerin des Rennens, Sofiia Yaremchuk.

Eilish McColgan:
Halbmarathon-Splits: 1:10:44 / 1:13:41 Stunden
5km-Teilzeiten: 16:27 / 16:40 / 16:55 / 16:58 / 17:01 / 17:23 / 17:38 / 17:42 / 7:41 (2,195 km) Minuten

Diese überholte McColgan bei Kilometer 35. Während die Schottin weiterhin an Zeit einbüßte und nun auf Platz sieben der ewigen britischen Bestenliste liegt, schaffte die gebürtige Ukrainerin einen gleichmäßigen Marathon bis zum Schluss und feierte einen neuen italienischen Rekord. In einer Zeit von 2:23:14 Stunden unterbot die in Rom lebende Yaremchuk ihre eigene Bestleistung vom Valencia Marathon 2023 um zwei Sekunden. „Als ich gesehen habe, dass sich der Rekord ausgehen könnte, habe ich alles in die letzten Meter hineingelegt“, wird die Italienerin auf der Website des Italienischen Leichtathletik-Verbandes (FIDAL) zitiert, die ihre Vorbereitung in Iten absolviert hat.

Es sei sehr hart gewesen, besonders mit den schnellen Kilometersplits zu Beginn. Daher sei sie stolz, ins Ziel gekommen zu sein und sich nun Marathonläuferin nennen zu dürfen, bilanzierte McColgan, die vor Rose Harvey auch den britischen Meistertitel gewann.

Neuer Finisherrekord

56.640 Läufer*innen überquerten am gestrigen Sonntag die Ziellinie der 45. Auflage des TCS London Marathon und damit um fast 1.000 mehr als beim bisher größten Marathonlauf der Geschichte, dem New York City Marathon 2024. 840.313 Anträge auf einen Startplatz waren für den diesjährigen London Marathon eingegangen, auch das ist ein einzigartiger Bestwert in der Geschichte des Laufsports.

„Der TCS London Marathon ist der großartigste Marathonlauf der Welt und nun auch offiziell der größte“, sagte Hugh Brasher, CEO of London Marathon Events. Über 15.000 Kinder und Jugendliche nahmen am Tag vor dem London Marathon am TCS Mini London Marathon teil, der auch bereits zum 40. Mal über die Bühne ging.

Autor: Thomas Kofler
Bilder: © SIP / Johannes Langer

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