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Theuer brilliert in Barcelona – auch Steinhammer stark
Mit einem Paukenschlag hat die rot-weiß-rote Straßenlauf-Elite am gestrigen Sonntag beim Barcelona Halbmarathon die erste wichtige Wettkampfwoche des Jahres für die österreichischen Top-Halbmarathon- und Marathonläufer eröffnet. Timon Theuer (DSG Wien) setzte seine beachtlichen Trainingsleistungen in der Saisonvorbereitung in einen fabelhaften…
Mit einem Paukenschlag hat die rot-weiß-rote Straßenlauf-Elite am gestrigen Sonntag beim Barcelona Halbmarathon die erste wichtige Wettkampfwoche des Jahres für die österreichischen Top-Halbmarathon- und Marathonläufer eröffnet. Timon Theuer (DSG Wien) setzte seine beachtlichen Trainingsleistungen in der Saisonvorbereitung in einen fabelhaften Wettkampf um und stürmte in der katalanischen Hauptstadt auf Position zwei der ewigen ÖLV-Bestenliste im Halbmarathon. Nur einmal hat ein Österreicher jemals die 21,0975 Kilometer lange Distanz schneller absolviert als der Wiener in Barcelona, nämlich Günther Weidlinger bei seinem österreichischen Rekord von 1:01:42 Stunden bei den Weltmeisterschaften 2007 in Udine.
Theuer finishte in Barcelona in einem dichten Feld auf Rang 15 und verbuchte eine Zeit von 1:02:34 Stunden (1:02:33 netto, was für den statistischen Eintrag in der Bestenliste relevant ist). Auch der zweite Österreicher im Spitzenfeld, Christian Steinhammer (ULC Riverside Mödling) verlässt Katalonien mit bester Laune. Er verbesserte seine persönliche Bestleistung auf eine Zeit von 1:03:36 (netto, 1:03:37 brutto) und war damit um fast eine Minute schneller als im Herbst in der Wachau. Er ist nun die Nummer fünf der ewigen ÖLV-Bestenliste, die zumindest bis am Freitag unverändert bleibt. Dann sind Peter Herzog (Union Salzburg LA, aktuell Nummer vier) und Lemawork Ketema (SVS Leichtathletik, aktuell Nummer sieben) beim Ras Al Khaimah Halbmarathon im Einsatz und könnten für die nächsten Verschiebungen sorgen. Unabhängig der Resultate der Landsleute am Freitag können sowohl Theuer als auch Steinhammer nun optimistisch auf die anstehende Aufgabe, den Vienna City Marathon 2020 am 19. April blicken.
Der RunAustria-Rennbericht vom Barcelona Halbmarathon folgt in Kürze
Hohes Risiko, hoher Ertrag
„Ich bin noch immer etwas geflasht“, gibt Timon Theuer am Tag nach seiner Wahnsinnsleistung zu. „Ich bin hohes Risiko gegangen, klar. Aber ich habe mich das gesamte Rennen über irrsinnig gut gefühlt und während der zweiten Hälfte Position für Position gut gemacht. Das gibt dir einen enormen Boost, wenn du Leute wie Philipp Pflieger und Simon Boch einholst. Bei Kilometer 15 wusste ich, dass ich durchkommen würde. Meine Beine waren gut, der Schritt ist gut gerollt und das Selbstvertrauen im Kopf haben mich getragen, auch offensiv zu laufen, obwohl im letzten Viertel leichter Gegenwind aufgekommen ist“, versetzt sich der 25-Jährige noch einmal in den gestrigen Wettkampf. Aufgrund der starken Trainingsleistungen traute sich Theuer einen Kilometerschnitt von 3:00 Minuten zu und kokettierte mit einer Steigerung auf eine Zeit zwischen 1:03:30 und 1:03:59 Stunden. Auch das wäre eine Steigerung von drei bis dreieinhalb Minuten seiner Halbmarathon-Bestleistung (Kärnten Läuft 2019) gewesen, die wie auch die 10km-Bestleistung von 30:27 Minuten (Kirchberg 2019) aufgrund diverser Gründe nicht ganz repräsentativ für sein Leistungsniveau im Sommer 2019 waren.
Kilometerschnitt unter drei Minuten
Mit Risiko meinte Theuer den mutigen Start ins Rennen, der sich aufgrund der optimalen Renndynamik und einer guten Gruppe ergab. Die Zwischenzeit von 29:26 Minuten bei Kilometer zehn war eine Minute schneller als sein bisher schnellster 10km-Lauf. Dennoch konnte der 25-Jährige das hohe Tempo zwischen Kilometer fünf und zehn im Anschluss einigermaßen halten und hielt den Kilometerschnitt bis zum schwierigen letzten Rennviertel im Schnitt unter drei Minuten. Dank eines guten Finishs in einem Endspurt mit fünf beteiligten Läufern fiel der beachtliche 15. Platz in der grandiosen Zeit von 1:02:34 Stunden in die Wertung.
Nachdem sein Marathon-Debüt in Berlin 2019 trotz ansprechender Vorbereitungstrainings misslang, entschied sich Theuer für eine Umorientierung. Obwohl Österreichs Trainerurgestein Hubert Millonig im Alter von 72 Jahren eigentlich keine neuen Athleten unter seine Fittiche nehmen wollte, erkannte der Routinier das Talent des jungen Theuer und machte eine Ausnahme, aus der sich ein „Glücksfall“ ergab, wie der Athlet betonte. Auf einer Seite, weil die Chemie zwischen den beiden sofort stimmte und das 100%ige Vertrauen Theuers in seinen Coach und dessen Trainingsplanung laut eigener Aussage den Kopf befreite und die Motivation des neuen Kapitels in seiner Karriere weiter befeuerte: „Für mich ist es eine Ehre mit Hubert zusammenzuarbeiten.“ Auf der anderen Seite, weil Theuer damit noch intensiver mit Christian Steinhammer zusammen trainiert, wovon beide profitieren. „Die Trainingsgruppe ist ideal. Das ist die Basis für gute Leistungen“, sagt Theuer. Steinhammer betont den Mehrwert durch die gemeinsamen Trainings mit Landsleuten in einer starken Trainingsgruppe im Gespräch mit RunAustria mehrmals und lobte seinen neuen Trainingspartner für dessen Fähigkeit, extrem hart und fleißig zu trainieren: „Ergebnisse kommen von harter Arbeit.“ Höhepunkt der Entwicklung stellte ein zweiwöchiges Trainingslager in Monte Gordo im Jänner dar, als Theuer die richtigen Weichen für den Durchbruch in Barcelona stellte.
„Wunschergebnis“
In Monte Gordo hatte sich schon angedeutet, dass Steinhammer in Barcelona nur als zweitbester Österreicher ins Ziel kommen würde. Zumindest vermittelte der Niederösterreicher diesen Eindruck im Gespräch mit RunAustria. Erkennbar war auch die Erleichterung über den nächsten wichtigen Schritt in die richtige Richtung der eigenen Entwicklung nach den persönlichen Bestleistungen im Halbmarathon und Marathon im Herbst 2019. „Eine 63er-Zeit wäre mein Wunschergebnis gewesen. Dementsprechend hätte ich diese Leistung vor dem Rennen ohne nachzudenken blanko unterschrieben“, resümierte der 31-Jährige nach einer Endzeit von 1:03:37 Stunden rundum zufrieden.
Christian Steinhammers 5km-Teilzeiten: 14:50 – 14:47 – 15:13 – 16:11 – 2:35 (1,0975 km) Minuten
Auch Steinhammer lief in Barcelona mutig an und befand sich fast zehn Kilometer lang in derselben Gruppe wie sein Landsmann. „Es gibt sehr schnell los. Ich habe mich gar nicht so gut gefühlt, aber ich musste das Risiko eingehen, in der Gruppe zu bleiben. Außerhalb einer Gruppe zu laufen, war keine Option für mich.“ Kurz vor der Zwischenzeit bei Kilometer zehn, die Steinhammer in einer Zeit von 29:37 Minuten passierte, löste sich Theuer aus der größeren Gruppe, während Steinhammer weiter Bestandteil dieser blieb und sein Rennen gut zu Ende brachte. „Letztendlich hat sich das Risiko ausgezahlt“, findet er.
Selbstvertrauen für den Vienna City Marathon
Timon Theuer und Christian Steinhammer, beide mit Nike Vaporflys ausgerüstet, gehen nun mit einer großen Portion Selbstvertrauen in die neunwöchige Vorbereitung auf den Vienna City Marathon, das nächste große Ziel der beiden. Während der Niederösterreicher noch einmal zu einem Trainingslager nach Spanien aufbrechen wird, bleibt der Wiener in der Heimat und gönnt sich eine Woche aktive Regeneration, die von sechs harten Trainingswochen abgelöst wird. Berufliche Verpflichtungen in seiner Position als Projektassistent an der Universität Wien (Institut für Werkstoffwissenschaft) verhindern einen Auslandsaufenthalt, ab Anfang März kann er aber die Stundenanzahl auf Teilzeit reduzieren, um sich verstärkt der sportlichen Vorbereitung zu widmen. „Wenn die neun Wochen ideal laufen, ist einiges möglich. Im Fall des Falles werde ich sicherlich nicht feig anlaufen“, verspricht Theuer, der – obwohl noch keinen Marathon gefinisht – das Olympia-Limit von 2:11:30 Stunden im Hinterkopf hat. Aufgrund seiner neuen Halbmarathon-Bestleistung ist der Optimismus berechtigt
Theuer ist damit eine potente Verstärkung für das VCM-Team-Austria, das für einen spannenden Wien Marathon inklusive der ÖLV-Staatsmeisterschaften sorgen wird. „Die Entwicklung im österreichischen Laufsport, die mit der Team-Medaille von Berlin 2018 eine extreme Dynamik aufgenommen hat, ist sehr erfreulich. Wenn die Spitze leistungsstark ist, vergrößert sich die Breite und verstärkt die Spitze“, stellt Christian Steinhammer stolz fest. Er selbst dämpft die Erwartungshaltung vor den nächsten Aufgaben zum jetzigen Zeitpunkt seinem Naturell gemäß aber strikt: „Meine Herangehensweise an den VCM hat sich durch die heutige Bestleistung nicht verändert. Ich kann mir damit in Wien nichts kaufen, sondern muss mir alles im Training hart erarbeiten.“
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