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U23-EM: Carina Reicht starke Sechste im 5.000m-Lauf

Carina Reicht hat dem ÖLV-Nationalteam bei den U23-Europameisterschaften im finnischen Espoo die erste Top-Platzierung beschert. Die Steirerin verbesserte im 5.000m-Lauf der Frauen den österreichischen U23-Rekord von Jennifer Wenth deutlich und belegte den sechsten Platz. Für drei weitere ÖLV-Läuferinnen und -Läufer war dagegen nach dem Vorlauf schon Schluss.
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Für Carina Reicht (OMNi-BiOTiC-POWERTEAM) war dieses tolle Abschneiden bereits der dritte Top-Ten-Platz bei kontinentalen Meisterschaften im Nachwuchs. 2018 belegte sie Platz sechs bei den U18-Europameisterschaften im 3.000m-Lauf, ein Jahr später den neunten Platz bei der U20-EM im 5.000m-Lauf. Da passt der sechste Rang bei der gestrigen Entscheidung im 5.000m-Lauf bei der U23-EM prächtig ins Bild, den sie sich dank zweier Überholmanöver im Schlussspurt noch gesichert hat. „Ich habe mich immer auf die nächste Athletin vor mir konzentriert, mich herangearbeitet und eine nach der anderen überholt“, schilderte die 22-Jährige aus dem Renngeschehen. Am Ende stand für sie eine Zeit von 15:56,92 Minuten zu Buche und damit eine deutliche Verbesserung der persönlichen Bestleistung. Was aber für sie vielleicht noch wichtiger war: Reicht blieb als erste österreichische U23-Läuferin im 5.000m-Lauf unter 16 Minuten und verbesserte den ehemaligen Rekord dieser Altersklasse von Jennifer Wenth um mehr als fünf Sekunden. „Es war ein sehr cooles Rennen. Ich bin sehr happy damit und freue mich über Platz sechs und den Rekord“, so die Steirerin.

Plötzliche Verschärfung

Bei angenehmen Temperaturen von rund 20°C und kaum Wind entwickelte sich ein interessantes 5.000m-Rennen, in dem anfänglich die Deutsche Blanka Dörfel vor ihrer Landsfrau Lisa Merkel das Tempo machte – nicht allzu flott. Doch nach 2.800 Metern übernahm Megan Keith fast abrupt die Tempogestaltung und erhöhte es merklich. Binnen weniger Augenblicke war das Feld in die Länge gezogen. Carina Reicht, die von Anfang an gut im vorderen Mittelfeld platziert lief, verlor in dieser Phase einige Positionen und agierte eine Zeit lang auf Zwischenrang zehn. Die Lücke nach vorne war angesichts des Tempos der Britin beachtlich. Lokalmatadorin Ilona Mononen konnte bald das Tempo der Spitze nicht mehr halten, wodurch ein Quartett übrigblieb.

Doch auch Amina Maatoug aus Holland war nicht mehr in der Lage, den Kontakt zur Spitze zu halten. Eloise Walker, Schnellste laut Nennliste, überholte die Spanierin Maria Forero und setzte sich in den Windschatten ihrer führenden Landsfrau. Als auch die amtierende Junioren-Europameisterin rund 450 Meter vor dem Ziel eine Lücke aufriss, wurde die Angelegenheit zum schottischen Duell. Keith beschleunigte und öffnete einen Abstand zu Walker, die nun auf dem Zahnfleisch daherkam. Während die 21-jährige Keith dem Triumph in einer Zeit von 15:34,33 Minuten entgegen stürmte, verlor ihre Landsfrau 110 Meter vor dem Ziel die Silbermedaille an Forero. Doch damit nicht genug: Ihr Laufstil wurde unrund und stockte, rund 30 Meter vor der Ziellinie konnte sich Walker vor Erschöpfung nicht mehr auf den Beinen halten und fiel zu Boden. Völlig unerwartet kam Maatoug noch zur Bronzemedaille und sagte: „Ich habe schon gedacht, ich würde wie bei der Crosslauf-EM wieder Vierte. Ich bin überglücklich mit Bronze.“ Die tragische Heldin des Abends in Espoo torkelte als Fünfte über die Ziellinie, nachdem sie sich wieder aufgerafft hatte. Augenblicke später war auch Carina Reicht mit ihrem energischen Finale im Ziel und hatte das erste Achtungszeichen aus rot-weiß-roter Sicht bei diesen Titelkämpfen geschafft.

Überlegener Sieg

„Ich habe mich super stark gefühlt, die Attacke zum dritten Kilometer entsprach exakt unserem Rennplan. Da Eloise den besseren Kick hat als ich, habe ich früh in der letzten Runde attackiert. Ich bin überglücklich, wie mir das Rennen gelungen ist“, kommentierte die neue U23-Europameisterin, die vor zwei Jahren bei den U20-Europameisterschaften im 3.000m-Lauf nur Vierte war. Forero, als Crosslauf-Europameisterin der Altersklasse U20 von Turin 2022 die Nachfolgerin Keiths, freute sich über die Silbermedaille: „Ich bin die Jüngste hier, daher habe ich nicht so viel Druck gespürt.  Es läuft wirklich gut in den letzten Monaten.“ Die Junioren-WM-Fünfte von 2022 blieb in der Wertung, obwohl sie eingangs der letzten Runde die Begrenzungslinie der Innenbahn übertrat, was nach neuer Regelung des Leichtathletik-Weltverbandes (World Athletics) einmal pro Wettkampf erlaubt ist, wenn die Aktion keinen Vorteil bringt oder unverschuldet ist. Sichtlich war die fortschreitende Müdigkeit bzw. eine Konzentrationsschwäche der Auslöser für den Fehltritt, der eher den Rhythmus unterbrach als half. So ist die Wertung in Ordnung, wenngleich die 20-jährige Spanierin vor einigen Jahren mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit disqualifiziert worden wäre.

Ergebnis 5.000m-Lauf der Frauen, U23-EM 2023
Gold: Megan Keith (Großbritannien) 15:34,33 Minuten
Silber: Maria Forero (Spanien) 15:43,22 Minuten
Bronze: Amina Maatoug (Niederlande) 15:50,83 Minuten

4. Vera Sjöberg (Schweden) 15:52,47 Minuten *
5. Eloise Walker (Großbritannien) 15:55,87 Minuten
6. Carina Reicht (Österreich) 15:56,92 Minuten **
7. Lisa Merkel (Deutschland) 15:57,44 Minuten
8. Ilona Mononen (Finnland) 15:57,99 Minuten

10. Blanka Dörfel (Deutschland) 16:02,87 Minuten
14. Romane Wolhauser (Schweiz) 16:42,37 Minuten
 
* neue persönliche Bestleistung
** neuer österreichischer U23-Rekord

Suboptimaler Auftakt lässt Bredlinger ohne Chance aufs Finale

Am Vormittag eröffnete Caroline Bredlinger (LT Bgld Eisenstadt) den Reigen für die ÖLV-Läuferinnen und -Läufer. Im 800m-Lauf durfte sie durchaus berechtigte Chancen auf den Finaleinzug fühlen, die Auslosung führte sie etwas ungünstigerweise in den wohl besser besetzten ersten Vorlauf. Aus der ersten Kurve heraus kam die auf Bahn zwei startende Ostösterreicherin nicht optimal und war dadurch förmlich genötigt, erst einmal eine Position ganz hinten einzunehmen. Nach Beendigung der ersten Runde, die Durchgangszeit lag bei einer moderaten Zeit von knapp 1:06 Minuten, lag Bredlinger auf Rang sieben. Dann zog die Deutsche Lucia Sturm vorne das Tempo an und die zweite Runde wurde schneller. Bredlinger platzierte sich vor den letzten 200 Metern auf der Innenbahn und blieb auch entlang der Zielgerade dort, wo ihr keine Positonsverbesserung mehr gelang. Sie erreichte das Ziel als Fünfte des Vorlaufs in einer Zeit von 2:07,14 Minuten. „Seit ein paar Tagen habe ich eine leichte Verkühlung. Außerdem ist es für mich gerade nicht die günstigste Zeit des Monats. Unter diesen Umständen bin ich mit dem Lauf eigentlich ganz zufrieden“, erklärte die dreifache Staatsmeisterin in dieser Disziplin in der Allgemeinen Klasse.

Die Top-Drei der beiden Vorläufe plus die zwei weiteren Läuferinnen mit der schnellsten Zeit erreichten das Finale am Samstag. Weil der zweite Vorlauf dank der Tempoarbeit von Nina Vukovic, die am Ende sogar hinter der Griechin Georgia-Maria Despollari Zweite wurde, deutlich schneller war, trat die Befürchtung unmittelbar nach Bredlingers Zieleinlauf, dass ihre Zeit nicht für einen Aufstieg reichen würde, ein. „Natürlich wäre das Finale cool gewesen, aber es sollte nicht sein“, ergänzte die 22-Jährige. Bredlingers Vorlauf wurde von der Spanierin Daniela Garcia in 2:06,08 Minuten gewonnen, außerdem sicherten sich die Norwegerin Anniken Arebrot und Sturm die Finaltickets. Die Siegerzeit Despollaris im zweiten Vorlauf lag bei 2:04,53 Minuten. Mit Keely Hodgkinson, Europameisterin der Allgemeinen Klasse, und auch der Schweizerin Audrey Werro, Junioren-WM-Silbermedaillengewinnerin des letzten Jahres, fehlten in Espoo einige starke europäische U23-Läuferinnen über 800m.

Copyright: ÖLV / Coen Schilderman

Tobler im Endspurt chancenlos

Nicht einmal eine Stunde nach Bredlinger endete die U23-Teilnahme von Marcel Tobler (ULC Riverside Mödling) ebenfalls nach dem Vorlauf. Der 21-Jährige zählte laut Vorleistungen zu den Außenseitern im Feld, erwischte aber einen für ihn nicht schlechten Vorlauf, den zweiten. Denn keiner seiner Kontrahenten war an einem schnellen Rennen interessiert, die Durchgangszeit nach 800 Metern lag bei fast 2:10 Minuten. Tobler, der sich entsprechend der Ausgangsposition hinten einordnete, sollte sich nun die Gelegenheit bieten, seine Klasse auch im 800m-Lauf einzusetzen. Aber dadurch, dass das Tempo in den ersten beiden Runden so konservativ war, lag das zehnköpfige Feld so eng beieinander, dass das Überholen nicht leicht war. Tobler wählte den Weg außen herum und musste sowohl in der drittletzten als auch in der vorletzten Kurve einige Extra-Meter in Kauf nehmen. Zwar kam der Österreicher damit in die anvisierte sechste Position entlang der Gegengerade, doch aus der letzten Kurve heraus fehlte ihm die Kraft, auf die Spurts der anderen am Schluss einer schnellen Schlussrunde zu reagieren. „Die letzte Runde war verdammt schnell. An den letzten 100 Metern muss ich noch arbeiten“, sagte Tobler nach dem Rennen.

In einer Zeit von 3:50,50 Minuten wurde er Achter seines Vorlaufs und 17 in der Gesamtwertung. Die Top-Sechs eines jeden der zwei Vorläufe bekam das Finalticket zugesprochen, unter anderem der Franzose Flavien Szot, der Vorlauf zwei in 3:48,82 Minuten in einem engen Zieleinlauf mit den Top-Sechs binnen einer halben Sekunde gewann. Vorlauf-Schnellster war der Spanier Mohamed Attaoui in 3:44,50 Minuten.

Copyright: ÖLV / Coen Schilderman

Im Wassergraben endeten die Träume

Für Lotte Seiler (KSV alutechnik) begann ihr zweiter Auftritt bei U23-Europameisterschaften nach 2021 mit einem Schrecken. Kaum hatten die Teilnehmerinnen des ersten von zwei Vorläufen über 3.000m mit Hindernissen ihre Positionen gefunden – die Österreicherin die drittletzte, blieb Seiler beim ersten Wassergraben mit dem rechten Fuß am Balken hängen und machte einen derben „Bauchfleck“ ins Wasser. Die Alternative direkt auszusteigen hätte verlockend sein können, die Österreicherin lief dem Feld jedoch hinterher und hatte keine Chance mehr auf Brauchbares. Nicht nur, weil das Tempo der beiden Besten im Feld, Elise Thorner aus Großbritannien und Marta Serrano aus Spanien, für die meisten selbst dann zu hoch war, obwohl die beiden noch nicht am Limit waren. Seiler finishte in einer Zeit von 10:42,81 Minuten auf dem 14. Platz ihres Vorlaufs, insgesamt geht ein 27. Platz unter 29 Teilnehmerinnen in die Wertung.

„Es ist ärgerlich, ich weiß gar nicht, was passiert war. Plötzlich war ich mit dem Kopf unter Wasser. Beine und Kopf waren dann müde, ich bin zwischen der Motivation aufzuholen und dem Gedanken aufzustecken hin und hergeschwankt“, kommentierte die 22-Jährige. Thorner setzte sich gegen Ende des ersten Kilometers aus der Spitzengruppe ab und hatte zeitweise einen ordentlichen Vorsprung. Sie brachte ihn über die Distanz und gewann den Vorlauf in 9:52,95 Minuten, Serrano lief als Fünfte über die Ziellinie. Siegerin des zweiten Vorlaufs war Ruken Tek aus der Türkei in einer Zeit von 10:04,96 Minuten. Ihr folgten die Medaillenkandidatinnen Greta Karinauskaite aus Litauen und Olivia Gürth aus Deutschland über die Ziellinie.

U23-Europameisterschaften 2023 in Espoo

European Athletics

Österreichischer Leichtathletik-Verband

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