Enter your email address below and subscribe to our newsletter

U23-EM: Holländische Dominanz bei den Läufern

Niels Laros hat bei der U23-EM sein unkonventionelles Doppel erfolgreich absolviert. Landsmann Stefan Nillessen verfehlte die zweite Goldmedaille nur knapp.
Weiterlesen

Share your love

Europas größtes Lauftalent seit Jakob Ingebrigtsen ist zurück. Nach einem schleppend anlaufenden Wettkampfjahr 2025 mit der Enttäuschung der Hallen-EM daheim in Apeldoorn und dem späten Saisoneinstieg gelang Niels Laros bei der U23-EM in Bergen ein Ausrufezeichen. Binnen 24 Stunden triumphierte er im 5.000m-Lauf und im 800m-Lauf – eine eigenwillige Kombination, die ihm aber Erfolg brachte. Sein Landsmann Stefan Nillessen, wie Laros im Olympischen 1.500m-Finale, fügte in seiner Spezialdisziplin eine weitere Goldmedaille für die Niederlande hinzu. Sein Doppel mit dem 3.000m-Hindernislauf gelang haarscharf nicht.

Mit zwei Goldmedaillen ist Niels Laros der Star der U23-Europameisterschaften 2025 in Bergen. Dass er das werden würde, war nach seinem überragenden Auftritt beim Diamond-League-Meeting in Eugene Anfang des Monats, wo er das prestigeträchtige Meilenrennen gewann, wahrscheinlich. Das Wettkampfprogramm in Norwegen stellte ihn aber vor eine Herausforderung, zudem mag es im Interesse des holländischen Verbandes gelegen sein, ein direktes Aufeinandertreffen der beiden Trainingspartner Laros und Nillessen zu verhindern – egal ob über 1.500m oder über 5.000m. Das hätte Goldmedaillen gekostet…

Nillessen, bereits Sieger vor zwei Jahren in Espoo und Olympia-Neunter von Paris, ging als klarer Favorit ins Finale über 1.500m und dieser Rolle wurde er am Samstagabend auch gerecht. In einem von der Taktik geprägten Rennen setzte sich der 22-Jährige in einer Zeit von 3:44,87 Minuten gegen Paul Anselmini aus Frankreich und Filip Rak aus Polen durch. „Ich wollte diese Titelverteidigung und bin zufrieden, wie es gelaufen ist. Nun richte ich meinen Blick auf die Weltmeisterschaften von Tokio“, kommentierte der Holländer knapp.

© Alex Livesey / Getty Images for European Athletics

Martin Pröll verliert Meisterschaftsrekord

Auch Nillessen hatte in Bergen ein kurioses Doppel vor und bestritt am Sonntag den 3.000m-Hindernislauf mit der Erfahrung von genau einem Rennen. Und tatsächlich hätte es beinahe mit der vierten holländischen Goldmedaille im vierten Laufbewerb der Männer geklappt. Der 22-Jährige verbesserte den holländischen U23-Rekord auf eine Zeit von 8:20,48 Minuten und gewann nur deshalb „nur“ die Silbermedaille, weil er seinen Meister auf den letzten Metern in Maciej Megier fand.

Der Pole steigerte in einer Siegerzeit von 8:20,17 Minuten den Meisterschaftsrekord des Österreichers Martin Pröll aus dem Jahr 2003, bis zum Triumph von Hürdensprinter Enzo Diessl am Freitag der letzte heimische U23-Europameister, um fünfeinhalb Sekunden. „Es war ein hartes Duell im Finish, ein ausgeglichenes. Ich bin überglücklich mit dem Sieg“, jubelte Megier. Der drittplatzierte Lourenco Rodrigues freute sich mit einer Zeit von 8:21,99 Minuten nicht nur über die Bronzemedaille, sondern auch über einen portugiesischen U23-Rekord.

U23-Europameisterschaften 2025 in Bergen

Mit Reserven zum 5.000m-Sieg

Laros’ erstes Finale bei der U23-EM war am Samstagabend angesetzt. In einer Zeit von 13:44,74 Minuten wurde er seiner Favoritenrolle im 5.000m-Lauf gerecht und gewann die Goldmedaille. „Ich bin nach den Vorläufen über 800m gestern ruhig geblieben und habe Schritt eins dieser tollen Challenge erreicht. So ein Programm ist eine tolle Übung für die Weltmeisterschaften in Tokio“, sagte der Jungstar nach dem Rennen.

Laros war zwar der klare Favorit, aber der 5.000m-Lauf der Männer war bei diesen Titelkämpfen so gut besetzt wie kaum eine andere Laufentscheidung. Nicholas Griggs aus Irland belohnte sich für die lange Führungsarbeit mit der Silbermedaille in einer Zeit von 13:45,80 Minuten, direkt vor Will Barnicoat aus Großbritannien, der bei den letzten Aufeinandertreffen bei Crosslauf-Europameisterschaften der bessere der beiden war. 10.000m-Silbermedaillengewinner Jonathan Grahn aus Schweden aus musste sich mit Platz sechs zufrieden geben, auch die norwegische Medaillenhoffnung Andreas Fjeld Halvorsen, amtierender Junioren-Weltmeister im 3.000m-Lauf, blieb als Fünfter überraschend ohne Medaille. 10.000m-Sieger Joel Ibler Lillesö erreichte das Ziel nicht.

Souveränes Finale nach turbulentem Vorlauf

Tags darauf fand das Finale im 800m-Lauf statt und Laros hatte am Freitag etwas Glück, den Finallauf überhaupt zu erreichen. Denn der erste Vorlauf war ein historischer: Francesco Pernici aus Italien verbesserte – wohlgemerkt im Vorlauf – in einer Zeit von 1:44,06 Minuten den Meisterschaftsrekord des Deutschen Nils Schumann aus dem Jahr 1999 um über eine Sekunde (!) und markierte wie der zweitplatzierte Henry Jonas aus Großbritannien (1:44,10) seine persönliche Bestleistung. Laros verbesserte in 1:44,19 Minuten ebenfalls seinen „Hausrekord“. Nur die ersten beiden hatten den Startplatz im Finale sicher. Obwohl es sehr wahrscheinlich war, dass Laros’ Zeit für eine der beiden Aufstiegsmöglichkeiten über die Zeitregel reichen würde, waren erst einmal ein paar Minuten zittern angesagt.

© Alex Livesey / Getty Images for European Athletics

Auch das Finale verlief flott, aber nicht ganz so schnell. Laros gewann in 1:44,36 Minuten letztlich mit deutlichem Vorsprung von sechs Zehntelsekunden auf den Briten Justin Davies die Goldmedaille. „Ich wusste um meine gute Form und dass diese einzigartige Kombination aus 5.000m und 800m für mich möglich ist. Ich liebe solche Herausforderungen und genieße die Erfahrungen daraus. Diese beiden Goldmedaillen bedeuten mir sehr viel“, so der 20-Jährige. Es sind die dritten Kontinentalmeisterschaften nach U18 und U20, die Laros mit zwei Goldmedaillen verlässt!

Giovanni Lazzaro gewann das inner-italienische Duell um die Bronzemedaille eine Hundertstelsekunde hinter Davies um zwei Hundertstelsekunden gegen Pernici, der Silber in diesem dramatischen Schlussspurt erst auf den letzten Metern verlor. Der Deutsche Alexander Stepanov wurde Sechster, Ramon Wipfli, der im Vorlauf den Schweizer U23-Rekord von André Bucher verbessern konnte, kam als Siebter ins Ziel.

Alle Informationen zu den U23-Europameisterschaften 2025 in Bergen

Deutschland dominierte Medaillenspiegel

Die Erfolge von Laros und Nillessen halfen dem holländischen Team zu Platz vier im Medaillenspiegel der U23-EM 2025. Dominiert wurden die Titelkämpfe vom Deutschen Leichtathletik-Verband mit 26 Medaillen – das sind 14 mehr als das nächsterfolgreiche Team Frankreich. Fünfmal gewannen deutsche Athlet*innen in Bergen Gold, neunmal Silber und zwölfmal Bronze.

Nach zuletzt eher dürftigem Abschneiden bei internationalen Großereignis kam das beste Abschneiden aus deutscher Sicht bei U23-Europameisterschaften seit 20 Jahren dem größten europäischen Mitgliedsverband gerade recht. „Viele Athlet*innen waren mit Bestzeiten und Saisonbestzeiten auf den Punkt vorbereitet. Das ist auch ein Verdienst ihrer Heimtrainer*innen und der Betreuung des Trainingstreams und des medizinischen Teams vor Ort“, freute sich Björn Weisheit, neuer Cheftrainer für die Altersklassen U23 und U20, beim DLV über die große Steigerung gegenüber Espoo 2023.

Medaillenspiegel der U23-EM 2025
1. Deutschland 🥇🥇🥇🥇🥇
🥈🥈🥈🥈🥈🥈🥈🥈🥈
🥉🥉🥉🥉🥉🥉🥉🥉🥉🥉🥉🥉
2. Großbritannien 🥇🥇🥇🥇. 🥈🥈🥈🥈 🥉🥉🥉
3. Spanien 🥇🥇🥇🥇 🥈🥈🥈 🥉🥉🥉🥉
4. Niederlande 🥇🥇🥇🥇 🥈🥈🥈 🥉
5. Frankreich 🥇🥇🥇 🥈🥈🥈🥈🥈🥈 🥉🥉🥉
6. Italien 🥇🥇🥇 🥈🥈🥈 🥉🥉🥉
7. Polen 🥇🥇 🥈🥈 🥉
8. Tschechien 🥇🥇 🥈
8. Schweiz 🥇🥇 🥈
8. Türkei 🥇🥇 🥈

17. Österreich 🥇

Positive Bilanz für ÖLV

22 Jahre nach dem bisher letzten U23-EM-Titel in rot-weiß-rot platzierte Enzo Diessl das heimische Team auf Platz 17 des Medaillenspiegels. Im Placing Table, in dem auch Cordula Lassachers achter Platz (siehe RunUp.eu-Bericht) einen Punkt beisteuerte, rangiert Österreich auf Position 26. „Ich bin extrem stolz auf unser Team. Alle haben gezeigt, dass sie in Topform angereist sind und haben abgeliefert“, sagte ÖLV-Sportkoordinatorin Beate Taylor. Das Abschneiden lasse mit viel Vorfreude in die Zukunft blicken.

Die Schweiz schaffte mit ihrem Rekordaufgebot für eine U23-EM in beiden Ranglisten eine Top-Ten-Platzierung. Swiss Athletics betonte, dass etliche erfolgreiche Athlet*innen der U23-EM sich bei von Swiss Athletics durchgeführten Nachwuchsinitiativen beteiligt haben.

Placing Table der U23-EM 2025
1. Deutschland 250 Punkte
2. Frankreich 147 Punkte
3. Spanien 129 Punkte
4. Italien 117,5 Punkte
5. Großbritannien 114 Punkte
6. Niederlande 84 Punkte
7. Polen 80,5 Punkte
8. Schweden 66,5 Punkte
9. Schweiz 55 Punkte
10. Finnland 53 Punkte

26. Österreich 10 Punkte

Autor: Thomas Kofler
Bilder: © Alex Livesey / Getty Images for European Athletics

Share your love