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U23-EM: Sebastian Frey Fünfter über 10.000m

Sebastian Frey belegte beim 10.000m-Lauf im Rahmen der U23-EM in Espoo den fünften Platz und schnitt damit wesentlich besser ab als am Freitag über die halbe Distanz. Damit zog der Staatsmeister ein zufrieden stellendes Fazit. Im spannenden 800m-Lauf der Männer holte sich der favorisierte Franzose Yanis Meziane den Titel, im 1.500m-Lauf der Frauen gab es einen irischen Doppelerfolg, allerdings in anderer Reihenfolge als die meisten gedacht hätten.
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Sebastian Frey (DSG Wien) zog nach dem fünften Platz im 10.000m-Lauf am letzten Tag der U23-EM 2023 positiv Bilanz: „Ich bin schon ganz zufrieden. Ich konnte mich jetzt bei jeder Nachwuchs-EM platzierungsmäßig ein Stück nach vorne arbeiten. Jetzt bin ich erstmals in Reichweite des Podestes.“ Der Traum von der Medaille erfüllte sich im Lappävaara Stadion zwar nicht, doch der Österreicher konnte den Nachweis erbringen, ein besseres Niveau zu besitzen als im nicht geglückten 5.000m-Lauf am Freitag mit einem durchaus schwierigeren Rennverlauf (siehe RunAustria-Bericht). Ob der Doppelstart entscheidende Kraft gekostet habe, wollte der 21-Jährige nicht einschätzen. „Ich wollte einfach beide Chancen wahrnehmen, weil ich es auch vom Training her gewöhnt bin, jeden zweiten Tag eine starke Belastung zu haben.“ Mit den Balkanmeisterschaften, der Universiade und den Staatsmeisterschaften im 10.000m-Lauf stehen für den jungen Österreicher, auch nachdem sein Saisonhöhepunkt nun vorüber ist, spannende Ziele ante portas. Das Rennen heute, so meinte er, habe ihm dafür viel Selbstvertrauen gegeben.

Leonards entscheidende Attacke nach 8.000m

Im Gegensatz zum 5.000m-Lauf vor zwei Tagen ordnete sich Frey erst einmal weit hinten im Feld ein, während der am Ende siebtplatzierte Mateusz Gos trotz des Windes einen Vorstoß wagte und drei Viertel der Renndistanz, teilweise mit einem ordentlichen Vorsprung, führte. Im mittleren Renndrittel kam der Österreicher immer weiter nach vorne und ging als Fünfte in das letzte. Auf dieser Position blieb der 21-Jährige, auch nachdem Rory Leonard nach ziemlich genau 8.000 Metern das Tempo verschärft hatte. In dieser Phase wurde der Pole ein- und überholt. „Rory hat mir zuvor gesagt, dass er knapp zwei Kilometer vor dem Ziel attackieren würde. Leider konnte ich nicht mitgehen“, erzählte Frey nach dem Rennen. Abdullahi Dahir Rabi heftete sich an die Fersen des Briten, dahinter musste der Italiener Francesco Guerra eine kleine Lücke reißen lassen. Frey lag kurze Zeit auf dem siebten Platz und überholte dann hintereinander den Polen und den Norweger Rabi, bei dem plötzlich die Lichter ausgingen und der noch bis auf den letzten Platz durchgereicht wurde.

„Es war ein Geduldsspiel“, zog der 22-jährige Sieger Bilanz, der die Ziellinie nach 29:08,33 Minuten erreichte. Damit blieb die britische Dominanz auf den Langstrecken dieser U23-Europameisterschaften auch am Vormittag des letzten Wettkampftages aufrecht. Am Ende hatte der Brite, der bereits entlang der Zielgerade jubelte, dreieinhalb Sekunden Vorsprung auf Guerra und drei weitere auf den spanischen Bronzemedaillengewinner Miguel Baidal, aber tatsächlich war der Sieg noch deutlicher. „Eine fantastische Erfahrung!“, jubelte der Italiener und auch der Spanier betonte seinen bisher größten Erfolg. Frey verlor gut 20 Sekunden auf den Sieger und stützte die Handflächen auf den Knien, nachdem er die Ziellinie überquert hatte. Damit ließ er den ein oder anderen höher geschätzten Athleten hinter sich, darunter den mit der schnellsten Vorleistung ins Rennen gegangenen Adisu Guadia aus Israel auf Position 15.

Ergebnis 10.000m-Lauf der Männer, U23-EM 2023
Gold: Rory Leonard (Großbritannien) 29:08,33 Minuten
Silber: Francesco Guerra (Italien) 29:11,86 Minuten
Bronze: Miguel Baidal (Spanien) 29:14,91 Minuten

 
4. Abdel Laadjel (Irland) 29:23,23 Minuten
5. Sebastian Frey (Österreich) 29:29,02 Minuten
6. Ayetullah Aslanhan (Türkei) 29:32,58 Minuten
7. Mateusz Gos (Polen) 29:37,65 Minuten
8. Antonin Marquant (Frankreich) 29:43,10 Minuten

16. Tom Förster (Deutschland) 30:11,52 Minuten
24. Abdullahi Dahir Rabi (Norwegen) 31:18,49 Minuten

Enger Zieleinlauf über 800m

Eines der Lauf-Highlights bei diesen Titelkämpfen war der 800m-Lauf der Männer und das Finale am frühen Abend des letzten Wettkampftages hielt, was es versprach. Yanis Meziane, der in diesem Jahr bereits die Ränge fünf und neun bei Diamond-League-Meetings verbuchen konnte und im Rahmen der höchsten Meetingserie der Welt vor heimischem Publikum in Paris unter 1:45 Minuten gelaufen ist, nahm seine Favoritenrolle an und übernahm bereits im Laufe der ersten Runde mit hohem Tempo die Führung. Nach 51,55 Sekunden führte er das achtköpfige Feld in die zweite Runde. Auf der Gegengerade versuchte der Italiener Francesco Pernici vehement Boden gutzumachen, musste sich beim Einbiegen in die letzte Kurve aber hinter dem Franzosen einordnen. Während Meziane das Tempo durchhalten konnte und auf der Innenbahn in einer Zeit von 1:45,92 Minuten ganz knapp die Nase vorne behielt, spurteten sein Landsmann Paul Anselmini und der Brite Ethan Hussey am Italiener vorbei. Auf Bahn drei hatte Hussey im Kampf um die Silbermedaille das bessere Ende für sich, unter dem Strich lagen die Top-Drei binnen nur acht Hundertstelsekunden.

„Ich bin so stolz, diese Goldmedaille für mich und für Frankreich gewonnen zu haben“, strahlte der Bronzemedaillengewinner von vor zwei Jahren in der Altersklasse U20. „Es bedeutet durchaus Stress, wenn man der Favorit ist, weil jeder die Goldmedaille erwartet. Daher war, alles was ich wollte, diesen Wettkampf heute zu gewinnen“, ergänzte der Franzose, der beste Chancen hat, für die Weltmeisterschaften in Budapest nominiert zu werden. Das gilt für den Viertplatzierten der britischen Meisterschaften in der Allgemeinen Klasse, Ethan Hussey nicht unbedingt. Doch nach der Bronzemedaille bei den letztjährigen Junioren-Weltmeisterschaften in Kolumbien krönte er auch diese Saison mit einer internationalen Medaille. „Ich wusste, dass ich auf der Zielgerade ordentlich Speed haben würde. Es war knapp, viel hat nicht gefehlt auf Gold.“ Die Überraschung auf dem Stockerl war vielleicht Anselmini, der erst in zwei Wochen seinen 20. Geburtstag feiern wird. Doch der Franzose blieb in Espoo bereits zum dritten Mal im Laufe der Saison unter 1:46 Minuten.

High Drama im Hindernislauf

In der dritten Laufentscheidung der Männer des Schlusstages versuchte der Mann mit dem schnellsten Vorwert, Etson Barros aus Portugal das Rennen zu kontrollieren und tat dies in einem recht ordentlichen Tempo. Den ersten Kilometer absolvierte das Feld unter 2:50 Minuten, den zweiten in etwas über drei Minuten. Dann beschleunigte der 22-jährige Portugiese mit seinem kraftvollen, aber oft leicht ungelenk wirkenden Laufstil. In der letzten Runde positionierten sich die beiden Spanier Alejandro Quijada und Pedro Garcia Palencia bestens. Quijada zog gut 200 Meter vor dem Ziel an Barros vorbei und hatte einen energischen Schlussspurt, so dass er in einer persönlichen Bestleistung von 8:28,91 Minuten siegreich blieb. „Das war das beste Rennen meines Lebens. Diesen Titel zu gewinnen, bedeutet alles auf der Welt für mich“, reagierte der 22-Jährige fast ekstatisch auf diesen Erfolg. Weniger begeistert war Barros, der in seiner Enttäuschung in der Sekunde der Niederlage die Ziellinie im Walkingschritt überquerte. „Ich wollte mehr, ich wollte die Goldmedaille. Daher bin ich im Moment ein bisschen enttäuscht. Letztendlich ist die Silbermedaille okay, es war ein schwieriges Rennen“, meinte der Portugiese, der nun die WM in Budapest ins Visier nehmen möchte.

Hinter den beiden spielten sich gleich zwei große Dramen ab. Vier Läufer hatten auf den letzten 200 Meter realistischerweise noch Chancen auf Edelmetall, darunter der Pole Maciej Megier. Der 20-Jährige kam beim letzten Wassergraben zu Sturz und hatte in der Hektik und bei fortgeschrittener Erschöpfung Schwierigkeiten, rasch wieder auf die Beine zu kommen. Am Ende sollte er nur Zwölfter werden. Sichtlich beeinträchtigt kam auch Garcia Palencia etwas außer Tritt, doch der Spanier übernahm Platz drei und lief ermüdet der Ziellinie entgegen. Doch von hinten kam der Franzose Baptiste Guyon angerauscht und überquerte mit dem letzten Laufschritt die Ziellinie einen Wimpernschlag vor dem Spanier. Diese Spannung wäre gar nicht notwendig gewesen, weil das Wettkampfgericht Garcia Palencia aus der Wertung nahm. Er hatte im Laufe des Rennens, wohl nach dem letzten Wassergraben, die Begrenzungslinie an der Innenbahn der Laufbahn übertreten. Wichtige Randnotiz durch die rot-weiß-rote Brille: Der Meisterschaftsrekord des Österreichers Martin Pröll aus dem Jahr 2003 blieb um drei Sekunden ungefährdet und wird damit auch als Richtmarke bei den nächsten U23-Europameisterschaften in zwei Jahren im norwegischen Bergen gelten.

Irischer Doppelsieg für die Geschichtsbücher

Die chronologisch letzte Laufentscheidung der Titelkämpfe gehörte den Mittelstreckenläuferinnen und die 1.500m hätten die großen Bühne der Irin Sarah Healy sein sollen. Die talentierte Läuferin von der Grünen Insel hatte 2018 erstmals international ihre Spuren hinterlassen, als sie bei den U18-Europameisterschaften in Györ mit zwei Goldmedaillen über 3.000m und 1.500m. glänzte. Folgerichtig übernahm die 22-Jährige auch gleich die Führung und gestaltete das Tempo, ohne zu sehr auf das Gas zu drücken. Die Zwischenzeit nach 800 Metern erreichte sie in einer Zeit von 2:17,76 Minuten. Als der Glockenton die letzte Runde ankündigte, hatte sich die Spitze zusammengeschoben und sieben Läuferinnen gingen dicht gedrängt in die Schlussrunde. Die Innenbahn öffnete sich leicht, so dass sich Sophie O’Sullivan in den Windschatten ihrer Landsfrau schieben konnte, außen attackierte die Britin Shannon Flockhart entlang der Gegengerade die Spitzenposition. Doch Healy blieb vorne und O’Sullivan übernahm noch vor der Kurve den zweiten Platz. Mit verbissenem Gesicht jagte die Tochter der irischen Lauflegende Sonia O’Sullivan aus der Kurve heraus an ihrer Landsfrau vorbei und stellte das Klassement auf den Kopf. Nach einer Laufzeit von 4:07,18 Minuten war die Überraschung vollbracht und Sarah Healy musste sich mit Platz zwei zufrieden geben. Die Bronzemedaille ging an Flockhart, die über zwei Sekunden zwischen sich und die viertplatzierte Klaudia Kazimierska aus Polen legte.

Noch nie in der Geschichte von U23-Europameisterschaften hat Irland eine Goldmedaille gewonnen, zuletzt gab es zwei Medaillen durch Hindernisläuferin Eilish Flanagan und Nadia Power im 800m-Lauf vor vier Jahren bei den Frauen. Sophie O’Sullivan, die eine persönliche Bestleistung lief, war sich der historischen Bedeutung ihres Erfolges nicht bewusst, freute sich aber über einen Wettkampf nach Plan. Die physisch Größte im Feld, die in Australien aufwuchs, in der Jugend Basketball spielte, dann in die Fußstapfen ihrer berühmten Mutter stieg, war tatsächlich die Größte in diesem Rennen. Healy wollte kein Trübsal blasen: „Der zweite Platz ist ein guter. Ich bin froh über den Doppelsieg für Irland.“ Dennoch war ihr bewusst, dass für sie mehr drin gewesen wäre: „Vielleicht hätte ich schneller angehen müssen, aber so ist es gelaufen. Ich muss zugeben, ich war sehr nervös und natürlich müsste ich lügen, wenn ich sagen würde, ich wäre nicht enttäuscht. Trotzdem: Medaille ist Medaille!“ Bereits bei den Junioren-Europameisterschaften vor vier Jahren musste sich Healy, die eine Bestleistung von 4:01,75 Minuten, gelaufen heuer beim Meeting in Ostrava, aufweisen kann, mit der Silbermedaille zufrieden geben.

Ergebnis 800m-Lauf der Männer, U23-EM 2023
Gold: Yanis Meziane (Frankreich) 1:45,92 Minuten
Silber: Ethan Hussey (Großbritannien) 1:45,95 Minuten
Bronze: Paul Anselmini (Frankreich) 1:45,99 Minuten

 
4. Francesco Pernici (Italien) 1:46,24 Minuten
5. Samuel Reardon (Großbritannien) 1:47,06 Minuten
6. Daniel Huller (Ungarn) 1:47,48 Minuten
7. Cian McPhillips (Irland) 1:48,04 Minuten
8. Ole Jakob Solbu (Norwegen) 1:51,73 Minuten
Ergebnis 1.500m-Lauf der Frauen, U23-EM 2023
Gold: Sophie O’Sullivan (Irland) 4:07,18 Minuten *
Silber: Sarah Healy (Irland) 4:07,36 Minuten
Bronze: Shannon Flockhart (Großbritannien) 4:08,37 Minuten *

 
4. Klaudia Kazimierska (Polen) 4:10,71 Minuten
5. Nathalie Blomqvist (Finnland) 4:10,74 Minuten
6. Alexandra Millard (Großbritannien) 4:11,67 Minuten *
7. Amina Maatoug (Niederlande) 4:11,88 Minuten *
8. Wilma Nielsen (Schweden ) 4:12,15 Minuten *
 
* neue persönliche Bestleistung
Ergebnis 3.000m-Hindernislauf der Männer, U23-EM 2023
Gold: Alejandro Quijada (Spanien) 8:28,91 Minuten *
Silber: Etson Barros (Portugal) 8:32,08 Minuten
Bronze: Baptiste Guyon (Frankreich) 8:33,64 Minuten

 
4. Valentin Bresc (Frankreich) 8:42,48 Minuten
5. Tomas Habarta (Tschechien) 8:42,80 Minuten *
6. Cesare Caiani (Italien) 8:43,74 Minuten *
7. Luc Baron (Frankreich) 8:45,45 Minuten
8. Clément Labar (Belgien) 8:47,38 Minuten

14. Florian Zittel (Deutschland) 9:08,31 Minuten
 
* neue persönliche Bestleistung

U23-Europameisterschaften 2023 in Espoo

European Athletics

Österreichischer Leichtathletik-Verband

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