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Die junge Nataliya Pryshchepa hat im 800m-Lauf der Damen für eine der größten sportlichen Überraschungen der bisherigen Europameisterschaften in Amsterdam gesorgt und mit einem unglaublichen Finish die Goldmedaille vor der haushohen Favoritin Renelle Lamote gesichert. Damit feierte die 21-Jährige, von…
Als die TV-Kamera bei der Vorstellung der acht Finalistinnen Nataliya Pryshchepa passierte, veränderte sich der Gesichtsausdruck der jungen Ukrainerin schlagartig in ein strahlendes Lächeln. So sieht eine Läuferin aus, die voller Vorfreude in das wichtigste Rennen ihrer Karriere ging. Vor zwei Jahren in Zürich wurde sie über 1.500m Zehnte, über dieselbe Distanz gab es im Jahr darauf Bronze bei den U23-Europameisterschaften. Doch was in Amsterdam folgte, war eine Sternstunde, die auf einer schier unwirklichen Tempoverschärfung rund 50 Meter vor dem Ziel basierte. Vorne waren die beiden aussichtsreichsten Medaillenkandidatinnen Renelle Lamote und Selina Büchel bereits angestrengt in ihren Zielsprint übergegangen, als sich eine winzige Lücke zwischen den beiden auftat, die die schlanke Osteuropäerin nutzte und mit einer wahnsinnigen Tempoverschärfung vorbeisprintete als ob ein Maserati einen alten VW-Käfer auf der Autobahn überholen würde. Danach gab es kein Halten mehr, in einer starken Endzeit von 1:59,70 Minuten hatte sich Pryshchepa die Goldmedaille verdient. „Es ist so cool. Im Moment bin ich ganz durcheinander. Sport ist manchmal wirklich komisch. Man versucht sich, so gut wie möglich vorzubereiten, und weiß nie, was rauskommt. Ich hoffte zwar auf eine Medaille, aber dass ich ein so brillantes Finish an den Tag legen konnte, ist wunderbar“, jubelte die siegreiche Ukrainerin.
Lamote im Finale chancenlos
Dass dieses Finale ein schnelles Rennen wurde, dafür sorgte die norwegische Außenseiterin Hedda Hynne, die das Feld bei 58,42 Sekunden in die zweite Runde führte. Hynnes Initiative sorgte nicht nur für ein spannendes und schnelles Rennen, die Norwegerin belohnte sich mit einer persönlichen Bestleistung von 2:00,94 Minuten und belegte damit noch vor der dieses Mal überforderten Isländerin Anita Hinriksdottir den siebten Platz. Als Hynne an der Spitze abgelöst wurde, übernahm erst Selina Büchel, dann Renelle Lamote die Initiative. Die hochfavorisierte Französin schien alles im Griff zu haben, bis Pryshchepa ihr Raketenfinish zündete. Lamote versuchte zwar dagegen zu halten, doch gegen diesen Antritt war kein Kraut gewachsen. Und so musste sich die beste Europäerin in der bisherigen Saison mit Rang zwei zufrieden geben. „Ich war nach den drei Rennen hier nicht mehr ganz frisch“, hatte die 22-Jährige auch gleich eine Erklärung parat.
„Perfektes Geburtstagsgeschenk“
Auf der Außenbahn sprintete die Schwedin Lovisa Lindh noch vorbei an einigen Konkurrenten und schob sich in einer persönlichen Bestleistung von 2:00,37 Minuten auf den dritten Platz. Die nächste Überraschung in diesem Rennen. „Das ist das perfekte Geburtstagsgeschenk“, jubelte die Außenseiterin, die nun nicht nur Glückwünsche zum 25. Geburtstag, sondern auch zur EM-Bronzemedaille entgegennahm.
„Mega Enttäuschung“ für Büchel
Der einen Freud ist der anderen Leid, denn Selina Büchel hat ihr Ziel einer EM-Medaille um eine Zehntelsekunde verpasst und muss mit dem vierten Platz Vorlieb nehmen. „Ich bin eigentlich perfekt ins Rennen gekommen. Bis 700m hat alles gestimmt, dann ist einfach eine zu viel an mir vorbei gespurtet. Ich hatte gedacht, dass ich hier Gold gewinnen könnte, jetzt bin ich Vierte. Der vierte Platz ist angesichts meines Saisonstarts ein gutes Ergebnis. Aber im Moment bin ich einfach mega enttäuscht“, analysierte die 25-Jährige. Ebenfalls ohne Medaille blieb diesmal die sechstplatzierte Polin Joanna Jozwick, die das ganze Rennen über keine Rolle spielte.
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