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Vor Athletissima: Aufregung um Dibabas Trainingslager
Mittelstrecken-Star Genzebe Dibaba ist einer der Stars der traditionsreichen Athletissima in Lausanne, ein Meeting, das seit je her in der ersten Reihe der Leichtathletik-Meetings weltweit steht. Unmittelbar vor dem Start der Äthiopierin im Meilenrennen der Damen, gibt es Aufregung um…
Mittelstrecken-Star Genzebe Dibaba ist einer der Stars der traditionsreichen Athletissima in Lausanne, ein Meeting, das seit je her in der ersten Reihe der Leichtathletik-Meetings weltweit steht. Unmittelbar vor dem Start der Äthiopierin im Meilenrennen der Damen, gibt es Aufregung um sie. Denn Dibaba weilte gemeinsam mit ihrem umstrittenen Trainer Jama Aden und weiteren Läuferinnen und Läufer dieser Trainingsgruppe in Neapel auf Trainingslager. Es ist fast auf den Tag genau ein Jahr her, als die spanische Polizei in einer geplanten Razzia das Teamhotel derselben Trainingsgruppe am vertrauten Trainingsstandort des Teams in Sabadell nahe Barcelona stürmte und den somalischen Coach verhaftete. Aden kam zwar nach wenigen Tagen wieder auf freien Fuß und darf seit einiger Zeit, Spanien auch wieder verlassen. Seit Monaten wartet die Leichtathletik-Welt vergeblich auf Ermittlungsergebnisse und fragt sich nun berechtigterweise: Hat die als Erfolg angepriesene Razzia, bei der die Ermittler EPO-Präparate und andere Medikamente in Beschlag nahmen, keine stichhaltigen Ergebnisse gebracht, die Aden und seinen Athleten ein Vergehen gegen den internationalen Anti-Doping-Code nachweisen können? Laut Informationen der italienischen Tageszeitung „Gazzetta dello Sport“ hat Aden aus Spanien aktuell keine rechtlichen Konsequenzen zu fürchten, allerdings drohe ihm eine provisorische Suspendierung von Seiten des Leichtathletik-Weltverbandes (IAAF).
Auf der Suche nach der Form
Unmittelbar vor der Athletissima in Lausanne gilt es also den Fokus auf das Sportliche zu setzen. Und da darf man gespannt sein, welche Auswirkungen das Trainingslager in Italien auf die Form von Genzebe Dibaba hatte. Denn ihre Verfassung war weder beim fünften Platz in Doha über 800m, noch beim Sieg in Eugene oder beim sechsten Platz in Rom über die 5.000m top. In jener Disziplin, in der sie den Weltrekord hält (1.500m), ist sie heuer nur in der Halle gelaufen, das Meilenrennen in Lausanne wird also eine Standortbestimmung. Die bei der WM in London zu erwartende Konkurrenz um Gold fehlt in Lausanne, was Dibaba die Rolle der Favoritin alleine zuschiebt. Faith Kipyegon weilt in Afrika, die stärksten US-Amerikanerinnen ebenfalls in ihrer Heimat und Laura Muir sowie Sifan Hassan testen auf Unterdistanzen. Die Chancen, dass die Äthiopierin, sich mit einem Sieg Selbstvertrauen verschafft, stehen gut.
In einem abwechslungsreichen Feld, in dem Jennifer Meadows die Tempowünsche Dibaba umsetzten wird, steht mit Gesa Felicitas Krause eine Hindernislauf-Spezialistin. Es ist nicht das erste Mal, dass sich die WM-Dritte von Peking Wettkampferfahrung auf flachen Unterdistanzen holt. Die weiteren Europäerinnen im Teilnehmerfeld sind Margherita Magnani aus Italien und Claudia Bobocea aus Rumänien, die zuletzt beide ordentliche Leistungen abliefern konnten.
Neue Gegnerinnen für Niyonsaba und Büchel
In Ermangelung eines 3.000m-Hindernislaufes mit Fabienne Schlumpf bekommt 800m-Läuferin Selina Büchel den Großteil der Aufmerksamkeit der Schweizer Lauffans. Für die zweifache Hallen-Europameisterin bedeutet der Auftritt beim Diamond League Meeting in Lausanne einen weiteren, wichtigen Test auf dem Weg zum Saisonhöhepunkt Weltmeisterschaften. Bisher schlug sich die Schweizerin mit den Rängen drei in Stockholm und fünf in Eugene sehr beachtlich, auch in Lausanne ist ein Spitzenresultat möglich. Denn zwei der drei sicheren Top-3-Tipps, Caster Semenya und Margaret Wambui, fehlen.
Daher kommen auf Selina Büchel und auch auf die hoch favorisierte Francine Niyonsaba, die in Stockholm gewann, neue Gegnerinnen zu: Die Britin Laura Muir, die entgegen britischer Medienberichte immer noch das Double 1.500m/5.000m bei den Weltmeisterschaften anstrebt (sagte zumindest ihr Trainer) und in Lausanne ihr Comeback nach Fußverletzung gibt, und Sifan Hassan, zuletzt die dominierende Läuferin über 1.500m, testen auf der Unterdistanz. Während Muir die 800m noch nie unter zwei Minuten absolviert hat, ist Sifan Hassan in der Reihung der persönlichen Bestleistungen immerhin die Nummer sechs im Starterfeld. Dieses wird ergänzt von Europameisterin Nataliya Pryshchepa, der starken Äthiopierin Habitam Alemu, der ebenfalls starken US-Amerikanerin Charlene Lipsey, Ex-Weltmeisterin Eunice Sum, der zuletzt eher schwächelnden Britin Lynsey Sharp und der Schwedin Lovisa Lindh, die in den letzten Wochen mehrfach überzeugen konnte und in Stockholm Zweite war.
Revanche für Paris ohne Kwemoi
Das Starterfeld für den 5.000m-Lauf gleicht mit Abwesenheit des Kenianers Ronald Kwemoi, der sich zwischen 1.500m und 3.000m bewegt, und des amtierenden Hallen-Weltmeisters Yomif Kejelcha der Startaufstellung für das 3.000m-Rennen am vergangenen Samstag in Paris. Daher gilt die Ausgangsposition einer Revanche gegen Muktar Edris, der mit einem prachtvollen Schlussspurt in Paris einen beeindruckenden Sieg feiern konnte. Einer der stärksten Gegner für den favorisierten Äthiopier könnte der junge Ugander Joshua Cheptegei sein, auch der US-Amerikaner Ben True, zuletzt mit Bestleistung in Paris, könnte eine gute Rolle spielen. Der neue kenianische Meister Cyrus Rutto versucht in der absoluten Problem-Disziplin des kenianischen Verbandes einen weiteren Schritt näher an die Weltklasse heranzutreten. Für zahlreiche Äthiopier im Feld gilt es, schnelle Zeiten anzubieten, um sich für die WM-Nominierung in Position zu bringen.
Die Augen des Heimpublikums sind ganz auf den jungen Schweizer Julien Wanders gerichtet, der in diesem Jahr bereits einige beachtliche Leistungen abliefern konnte – so zum Beispiel zuletzt bei der Team-Europameisterschaft der Ersten Liga in Finnland. Neben Wanders steht mit dem Italiener Yemaneberhan Crippa nur noch ein weitere Europäer im Feld, für vordere Positionen kommen beide realistischerweise nicht in Frage.
Mehrere Favoriten im 1.500m-Lauf der Herren
Eröffnet wird der Reigen der Laufentscheidungen vom 1.500m-Lauf, der in Abwesenheit des kompletten kenianischen WM-Teams das offenste Feld im Kampf um den Sieg anbietet. Der größte Name im Feld ist Olympiasieger Matthew Centrowitz, der 2017 zum ersten Mal nach Europa gereist ist. Im Frühjahr hatte eine Adduktorenverletzung internationale Starts verhindert, wodurch fraglich ist, ob er bereits bei 100% ist. Die bisherigen Wettkampfergebnisse sprechen für Sadik Mikhou aus dem Bahrain, der bei kleineren Meetings in Prag und Hengelo glänzen konnte und zuletzt in Stockholm hinter dem in Lausanne abwesenden Kenianer Timothy Cheruiyot Rang zwei belegte. Chancen auf den Sieg könnten auch die Kenianer Silas Kiplagat und Bethwel Birgen sowie der Äthiopier Aman Wote und Ayanleh Souleiman, zuletzt mit aufsteigender Formkurve, haben. Souleiman ist übrigens Trainingspartner von Genzebe Dibaba und vertraut wie die Äthiopierin seinem somalischen Coach Jama Aden. Auch er wird Antworten darauf geben, wie sich das Trainingslager in Neapel ausgewirkt hat. Diamond League Meeting in Lausanne
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