In unserer vierteiligen RunUp-Serie schildern wir dir, worauf du dich als Läufer/in freuen darfst. Teil drei: mittelfristige Effekte.
Du steckst sicherheitshalber deine Nase beim Fenster hinaus, um das richtige Laufoutfit zu wählen. Es ist richtig ungemütlich draußen. Schneeflocken und Regentropfen rauschen eher horizontal am Fenster vorbei, beschleunigt vom Wind, der nun für deine kalte Nasenspitze verantwortlich ist. Dein Blick schweift zurück in die Wohnung. Die Wolldecke liegt auf der Couch, die sich bemüht, eine Anziehungskraft einer Fatamorgana auf einen Durstigen zu entfalten.
Früher wärst du schwach geworden. Dein Konstrukt motivierender Gedanken wäre zusammengefallen wie ein Kartenhaus. Aber jetzt nicht mehr! Zu sehr begeistert bist du von den neuen Erfahrungen, die du machst, seit du regelmäßig deine Laufrunden absolvierst. Das tolle Gefühl nach der Anstrengung, das Wissen, deinem Körper etwas Gutes getan zu haben, treiben dich an, auch heute deine Laufrunde zu genießen. Die unappetitlichen winterlichen Bedingungen können deinem neuen Selbstbewusstsein und Selbstverständnis nichts anhaben.
Du wählst dein Outfit nach dem Zwiebelprinzip schichtend, bedeckst deinen Kopf mit einer Haube und greifst nach den Laufhandschuhen. Läufer/in eins, Schlendrian null! Schade nur, dass der tiefliegende Nebel die herrliche Kulisse des schnellbedeckten Hochgebirges verdeckt. Es wird trotzdem schön.
Laufen führt zu einem autonomen Lebensstil
Laufbegeisterte steigern ihr Bewusstsein für einen aktiven und gesunden Lebensstil. Sie treffen bewusst oder unbewusst in der Regel intelligente Entscheidungen: Sie sind affin für gesunde Lebensmittel, Umweltbewusstsein und Nachhaltigkeit und entfernen sich von gesellschaftsfähigen Suchtmitteln wie Alkohol oder Zigaretten. Das sind erste wichtige Schritte hin zu einem selbstbestimmten Lebensstil nach deinen eigenen Vorstellungen. Oft um relevante Ziele wie körperliche Fitness und langfristige Gesundheit anzustreben.
Du bist beflügelt von einer gestärkten mentalen Verfassung. Die University of Glasgow kam in einer Studie aus dem Jahr 2012 zur Erkenntnis, dass bereits eine Trainingseinheit pro Woche in der Natur psychologische Benefits erzeugt, jede weitere Trainingszeit lässt den Effekt intensiver wirken.
Die Fähigkeiten, solch zielführende Entscheidungen mit Selbstbewusstsein zu treffen, entwickelst du natürlich auch auf anderen Ebenen. Untersuchungen kommen anhand von Lohnvergleichen zur Erkenntnis, dass Läuferinnen und Läufer im Schnitt beruflich erfolgreicher sind als der Bevölkerungsdurchschnitt. Eine Studie des American Council on Exercise besagt, dass sportliche Menschen im beruflichen Umfeld komplexe Entscheidungen um 70% effektiver lösen als unsportliche.
Die gestärkte Selbstkontrolle, die erlernte Disziplin und die Willensstärke reduzieren die Wahrscheinlichkeit von impulsiven Entscheidungen. Letzteres gilt allerdings nur bei Sport im moderaten Bereich. Überbelastung führt laut einer von der französischen Anti-Doping-Agentur (AFLD) in Auftrag gegebenen, aktuellen Studie vermehrt zu impulsiven (Fehl-)Entscheidungen.
Laufen erhöht die Intelligenz
Das mag im ersten Moment absurd klingen, aber direkte Kausalzusammenhänge stützen diese Behauptung. Neurowissenschafter der Cambridge University haben 2010 herausgefunden, dass Laufen das Gehirn dazu stimuliert, neue frische Gehirnzellen zu produzieren, die so genannte Neurogenese. Laufen liefert einen wesentlichen Beitrag, kognitive Prozesse zu stärken, was sich etwa in höherer Konzentrationsfähigkeit und Aufmerksamkeit äußert. Insbesondere Kinder und Jugendliche, aber auch Erwachsene profitieren von besserem Lernen.
Laufen stärkt aber auch die Gedächtnisfunktion und hilft, sie länger zu erhalten – als Gegenwirkung zu natürlichen biologischen Abbauprozessen. Eine 2016 im Fachblatt „Frontiers in Human Neuroscience“ publizierte Studie von Wissenschaftern der University of Arizona entdeckte erhöhte Konnektivität zwischen verschiedenen Gehirnregionen an Ausdauersportlern im Vergleich zu gesunden Nicht-Ausdauersportlern. Unter anderem stärken solche Netzwerkprozesse auch die visuelle Antizipationsfähigkeit. Eine Studie der Universität Ulm aus dem Jahr 2017 zeigt auf, dass Sport das Gehirn effizienter macht. Es verarbeitet Reize schneller, stärkt die visuell-räumliche Vorstellungskraft sowie die Konzentrationsfähigkeit.
Eine erst vor einigen Wochen veröffentlichte Studie der University of Calgary liefert konkrete Wachstumszahlen: Nach sechs Monaten regelmäßigem Lauftraining in Kombination mit aeroben Trainingsübungen lässt sich ein Wachstum der Gehirnaktivität von durchschnittlich 5,7% feststellen. Und zwar für alle Altersgruppen, was insbesondere für die Demenzforschung bedeutend sein könnte.
Laufen schenkt dir Energie!
So anstrengend eine sportliche Einheit auch sein kann, insbesondere bei Schlechtwetter, wenn der Schlendrian sich einmal wieder wichtig machen will oder die Tagesform einmal gar nicht stimmt. So notwendig und wichtig eine entsprechende Erholungsphase nach dem Sport für deinen Körper ist. Summa summarum schenkt dir Laufen, wenn du in einem vernünftigen Maß bleibst, viel mehr Energie, als es dir nimmt. Denn die Entspannungswirkung genauso wie durch die Aktivierung von Hormonen wie Endorphine, die dein Energielevel befeuern, bringen deine alltäglichen Herausforderungen in Balance.
Außerdem dämmt regelmäßiges Laufen die Müdigkeitserscheinungen im Laufe des Tages ein, wie eine Studie der University of Georgia unter jungen Erwachsenen, die viel Zeit im Sitzen verbringen, 2008 veröffentlicht im Fachmagazin „Psychotherapie and Psychosomatics“, zeigt. Eine wichtige Voraussetzung für mehr Energie im Alltag ist ausreichender Schlaf bei guter Schlafqualität – auch das wird durch regelmäßige Bewegung begünstigt (Siehe auch Teil 2 unserer Serie).
Eine Folge eines energiereichen Lebens ist auf psychologischer Ebene mentale Stärke. Langfristig führt das höhere Energielevel in Kombination mit den gesundheitlich positiven Auswirkungen eines aktiven Lebensstils zu einem energiereicheren Lebensabend. Denn ein bewegungsreicher Lebensstil bremst die Alterung der Muskulatur genauso wie anderer lebenswichtiger Prozesse im Körper ein. Das führt automatisch zu einer im Schnitt höheren Lebensqualität im Alter und einer Lebensverlängerung im Vergleich zu einem nicht-sportlichen Lebensstil.
Eine 2007 im Fachblatt „Plos One“ publizierte Studie von Forschern der McMaster University im kanadischen Hamilton in Zusammenarbeit mit Forschern aus Kalifornien gibt Einblick in diese durch regelmäßige sportliche Aktivität erlangte Robustheit der Muskulatur, die den Alterungsprozess verlangsamt. Das führt nicht selten dazu, dass Forscher den körperlichen Zustand sportlich aktiver Seniorinnen und Senioren mit wenig sportlichen Menschen vergleichen, die um Jahrzehnte jünger sind.
RunUp-Trainingstipp von RunAustria-Headcoach Johannes Langer:
„Insbesondere beim Laufen werden so viele Prozesse im Körper ausgelöst, die neben den gesundheitlichen Effekten zu einem gar nicht unerheblichen Teil auf unsere geistige Entwicklung wirken und unser Seelenleben beeinflussen.
Bei aller Euphorie sind aber die individuellen Gegebenheiten zu beachten. Die richtige, persönliche Dosis entscheidet über den Nutzen. Diese Dosis Laufen soll immer auch mit Übungen aus der Gymnastik und des Krafttrainings gewürzt werden. Und denk dran, die Vorstellung von mehr Bewegung für ein gesundes ICH bleibt solange nur ein Traum, bis du es machst. Also los!
Ein Leben als Vorbild
Als du mit vollgeschwitzter Laufkleidung und großer Zufriedenheit heimkommst, bemerkst du sofort eine neue Nachricht auf deinem Handy. Deine beste Freundin schreibt dir und fragt, ob ihr am Wochenende gemeinsam laufen geht. Sie hat dein aktuellstes Lauffoto auf Instagram gesehen und fühlt sich davon inspiriert. Kein Wunder, das wird dir in Zukunft öfters passieren. Denn körperliche Fitness ist ein wichtiges gesellschaftliches Thema und Laufen inspiriert, wie eine 2017 im Wissenschaftsmagazin „Nature“ veröffentlichte Studie von Sinan Aral und Christos Nicolaides von der MIT Sloan School of Management of Massachussets unterstreicht. Man könnte auch sagen: Positive Botschaften rund ums Laufen gehen in der Welt der sozialen Netzwerke viral.
Autor: Thomas Kofler
Bild: SME
Weiterführende Links:
Studie der University of Glasgow zur psychischen Stärkung bei Sport in der Natur:
Studie der University of Arizona zur erhöhten Konnektivität im Gehirn dank Ausdauersport:
Studie der MIT Sloan School of Management of Massachussets zu Verhaltensansteckungen in sozialen Netzwerken durch Sport:
Studie zur Verlangsamung von Altersprozessen in der Muskulatur:
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