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Die Welt Anti Doping Agentur (WADA) hat im Rahmen des „Foundation Board Meeting“ im Westin Chosun Hotel in der südkoreanischen Hauptstadt Seoul die Aufrechterhaltung der seit zwei Jahren bestehenden Suspendierung der nationalen russischen Anti-Doping-Agentur (RUSADA) beschlossen. Bereits in den letzten…
Russland hat auf die Entscheidung der WADA postwendend reagiert, mit Zorn. „Das Komitee hat Gründe erfunden, die RUSADA nicht wieder als vertrauenswürdig einzustufen. Die Anschuldigungen gegen die RUSADA sind ein Witz!“, wetterte Alexander Zhukov, Präsident des Russischen Olympischen Komitees (ROC). Er selbst hatte in Seoul die WADA mit einer Präsentation versucht zu überzeugen, dass die Anti-Doping-Infrastruktur in Russland vollständig reformiert wurde. Die RUSADA arbeite seit zwei Jahren unter absoluter Kontrolle der WADA. „Das ist eine künstliche politische Hürde, die nichts mit Sport zu tun hat“, schimpft Zhukov weiter.
In der vergangenen Woche hatte Russland mit der Freigabe von wichtigen Daten an die WADA versucht, ein Umdenken hervorzurufen – offenbar vergeblich. Weitere Daten konnte Russland laut Sportminister Pavel Kolobkov nicht freigeben, da aufgrund strafrechtlicher Ermittlungen Proben aus der elektronischen Datenbank versiegelt sind. „Eine Beeinflussung der Ermittlungen und Strafverfolgungsbehörden die Bedingungen zu diktieren ist in keinen Rechtssystem der Welt denkbar“, so Kolobkov, der die Bereitstellung der Datenbank nach Abschluss der Ermittlungen versprach. Ein Hauptkriterium der WADA war die offizielle Anerkennung des McLaren-Berichts von russischer Seite. Dies käme laut Zhukov nicht in Frage, insbesondere scheiden sich die Geister bei der Begrifflichkeit des „staatlich geförderten“ Dopingsystems.
Eine intern ermittelnde, russische Kommision hält den Vorwurf des Staatsdopings sogar für widerlegt und sprach vor kurzem einen internationalen Haftbefehl gegen Whistleblower Gregoriy Rodchenkov aus. Der ehemalige Leiter des Anti-Doping-Labors in Moskau war in die USA geflüchtet, lebt dort in einem Zeugenschutzprogramm und hatte nicht nur die WADA mit wichtigen Informationen versorgt.
Die Aufrechterhaltung der Suspendierung der RUSADA hat sich in den letzten Tagen angedeutet. Russlands Sportminister Kolobkov hatte kürzlich dem russischen TV-Sender Russia Today ein Interview gegeben, in dem er einige von der WADA geforderten Schritte als vollständig erfüllt bezeichnete, in anderen Punkten aber die russische Position stärkte. Damit folgte er der Linie, die der russische Präsident Vladimir Putin vorgibt. Der deutsche Sportjournalist Hajo Seppelt, der mit seinen Recherchen den Stein ins Rollen gebracht hat und maßgeblichen Anteil an der laufenden Aufarbeitung des russischen Dopingsstems hat, riet Russland in einem von der russischen Zeitung „The Moscow Times“ online veröffentlichten Statement von der Opferrolle Abstand zu nehmen und rigoroser gegen am Dopingsystem beteiligte Protagonisten vorzugehen.
Mit dieser weitreichenden und bedeutsamen Entscheidung hat die WADA den Federhandschuh nun an die internationalen Sportverbände hingeworfen und will diese Entscheidung auch als Empfehlung verstanden wissen. Das Internationale Olympische Komitee tagt Anfang Dezember in Lausanne und will über ein mögliches Olympia-Aus für Russland diskutieren. Bei den Spielen in Rio hatte das IOC unter der Führung von Präsident Thomas Bach Russland eine Olympia-Teilnahme entgegen der WADA-Empfehlung erlaubt, internationale Sportverbände konnten Russland dennoch ausschließen, wie beispielsweise die IAAF auch konsequent tat.
Der Leichtathletik-Weltverband war der erste internationale Verband, der den russischen Verband auf Basis der Enthüllungen eines staatlich unterstützten Dopingsystems – eine Darstellung, gegen die sich Russland also nach wie vor wehrt – im November 2015 kategorisch suspendiert. Während der russische Verband auf eine baldige Wiederaufnahme in die internationale Leichtathletik hofft, dürfte die Entscheidung der WADA ein klares Zeichen für die IAAF und dessen Präsident Sebastian Coe sein, die Suspendierung zu verlängern. Individuelle Anträge russischer Leichtathleten auf ein Startrecht bei internationalen Wettkämpfen als neutrale Athleten, die nach einer Prüfung bei der IAAF akzeptiert werden oder nicht, könnten daher in Zukunft noch begehrter sein als bisher.
IAAF-Präsident Sebastian Coe hat stets angedeutet, dass ein funktionierender Anti-Doping-Kampf in Russland – und das ist nur mit einer als vertrauenswürdig eingestuften Behörde möglich – Grundvoraussetzung für eine Wiederaufnahme des russischen Verbandes in die internationale Leichtathletik-Familie ist. Russlands Verbandspräsident Dmitry Shlakhtyn hat erst vor kurzem in einem Interview Optimismus gezeigt und den Zeitpunkt der Wiederaufnahme seines Verbandes als „nicht weit entfernt“ bezeichnet. Nun scheint die Wiederaufnahme des russischen Verbandes in weite Ferne gerückt zu sein. Da der Europäische Leichtathletik-Verband (European Athletics) sich an die Vorgehensweise der IAAF stützt, droht der russische Verband nicht nur die Hallen-Weltmeisterschaften 2018, sondern auch die im Sommer in Berlin stattfindenden Europameisterschaften zu verpassen.
Erst am 20. Oktober hat die WADA auf der eigenen Website die Aktivität der RUSADA im Kampf gegen Doping skizziert. Demnach seien bis zu diesem Tag im Kalenderjahr 2017 von der RUSADA 2.778 Dopingproben (996 davon seit die RUSADA die Anti-Doping-Tätigkeiten wieder eigenhändig managt) in 43 verschiedenen Sportarten gesammelt worden. 65% der Tests wurden abseits von Wettkämpfen durchgeführt. Mit Abstand die am meisten getestete Sportart ist die Leichtathletik mit 503 Tests, davon 200 bei Wettkämpfen und 303 außerhalb von Wettkämpfen.
Neben der russischen hält die WADA auch die nationalen Anti-Doping-Agenturen von Kuwait, Äquatorialguinea und Mauritius nicht für vertrauenswürdig und verlängerte deren Suspendierung.