Newsletter Subscribe
Enter your email address below and subscribe to our newsletter
Frauen profitieren laut einer US-Studie mit weniger Aufwand als Männer von den gesundheitlichen Vorteilen von regelmäßiger sportlicher Bewegung. Diese Erkenntnisse sind eine potenzielle Motivationsspritze, noch mehr Frauen für das Laufen oder andere gesundheitsfördernde Bewegungsformen zu begeistern. Auch der Markt zieht mit. Ein zweiter Artikel einer kleinen Serie lenkt die Aufmerksamkeit auf wissenschaftliche Befunde aus der Laufszene, die zeigen, dass es Läuferinnen in der Realität nicht einfach haben (siehe RunUp-Artikel).
Ein Forschungsteam des Cedars-Sinai Medical Centers in Los Angeles publizierte im Februar 2024 im Fachmagazin „Journal of the America College of Cadiology“ Erkenntnisse, die vor allem Läuferinnen freuen dürften. Die spannende Ergebnisse besagen nämlich, dass Frauen leichter von sportlicher Aktivität für ihre Gesundheit profitieren als Männer. Sie entstammen der Auswertung einer Datenanalyse von mehr als 412.000 personalisierten Datensätzen Erwachsener im Zeitraum von über zwei Jahrzehnten.
Der Vergleich der mittels Fragebögen ermittelten Fitnessgewohnheiten mit medizinischen Daten zeigte, dass Frauen weniger Sport machen müssen als Männer, um den gesundheitlichen Nutzen für sich daraus zu gewinnen. Oder anders gesagt: Frauen profitieren gleich viel vom Sport wie Männer, aber in kürzerer Zeit. Und zwar aus physiologischen Gründen. So reduziere ein Bewegungsumfang von moderater Bewegung im Umfang weniger Stunden pro Woche (die WHO empfiehlt mindestens 150 Minuten pro Woche, Anm. d. Red.) das Sterberisiko bei Männern um 15%, bei Frauen aber gleich um 24%. Noch größer ist die Divergenz zugunsten der Frauen beim Risiko, an Herz-Kreislauf-Erkrankungen zu leiden, der häufigsten Todesursache in Österreich laut Statistik Austria.
Die zitierten Studienerkenntnisse bezogen sich auch auf muskuläre Kräftigungsübungen, wo Frauen einen deutlich höheren gesundheitlichen Effekt genießen als Männer, die also fast doppelt so viel trainieren müssen als Frauen. Das ist für Frauen auch insofern eine wichtige Erkenntnis, da regelmäßige Kräftigungsübungen das Risiko im Laufe des Lebens an Osteoporose zu erkranken, deutlich senken – und damit eine gesundheitliche Schwäche des weiblichen Körpers effektiv bekämpfen kann.
Außerdem stärkt Krafttraining erwiesenermaßen die Psyche und bedient sich einer weiblichen Stärke, der Beweglichkeit. „Die Studie zeigt klar, dass sportliche Bewegung einen sehr wirksamen Weg darstellt, gesünder und länger zu leben“, wird eine der beteiligten Forscherinnen, Susan Chen, in einer Aussendung zitiert. Sie hofft, dass diese Erkenntnisse Frauen zu mehr Sport motivieren. Denn die Auswertung zeigt, dass nur rund jede dritte Frau und knapp jeder zweite Mann im in der Studie als sinnvoll erachteten Umfang Sport macht. Co-Autorin Martha Gulati betont: „Das Schöne ist, dass Frauen deutlich mehr aus jeder Minute mäßiger bis intensiver sportlicher Aktivität herausholen können als Männer.“
Quelle: Der Link zu den Studienerkenntnissen
Nach wie vor treiben weniger Frauen als Männer Sport, auch wenn Trends in der westlichen Welt in die richtige Richtung führen. Das regelmäßige Sporteln etabliert sich immer stärker als Normalität, besonders bei jungen Frauen. Dass Frauen anders laufen, ist keine neue Erkenntnis. Läuferinnen haben andere körperliche (z.B. Herzfrequenz, Fettanteil, Muskulatur) und hormonelle Voraussetzungen, andere Haltungen und Überzeugungen sowie Motive, regelmäßig zu laufen. Letzteres zeigen etliche Umfragen aus der Laufszene. Im professionellen Laufsport ist es längst Gang und Gebe, dass Läuferinnen anders trainieren als Läufer. Nicht nur, weil es sinnvoll ist, das Training dem monatlichen Zyklus anzupassen, sondern auch spezifisches Ergänzungstraining oder weibliche Ernährungsbedürfnisse zu berücksichtigen. Es ist beispielsweise bekannt, dass sich Läuferinnen aufgrund des körpereigenen Östrogens auf eine effektivere Fettverbrennung verlassen können als Läufer.
Die Laufszene und der damit verbundene Markt hat das Potenzial der Läuferinnen längst entdeckt. Laufevents zielen auf eine stetige Verbesserung der Frauenquote ab und versuchen, gezielt Läuferinnen anzusprechen. Während diese in den USA auf kürzeren Laufdistanzen längst regelmäßig die 50%-Marke übersteigt – wobei auch der New York City Marathon bereits 44% Finisherinnen registrierte, gelingen in Europa die Verbesserungen auf niedrigerem Niveau. Unlängst ließ der Palma Marathon Mallorca damit aufhorchen, bei seiner 20. Auflage im Oktober eine 50%ige Frauenquote haben zu wollen. Freilich wird das hauptsächlich über dem 9km-Lauf gelingen, während der weibliche Anteil an den Marathon-Starter*innen in der Prognose bei 27% liegen könnte – im Halbmarathon bei beachtlichen 46%. Also durchaus herzeigenswert für kontinentaleuropäische Verhältnisse.
Zum Vergleich, ein österreichisches Beispiel: 28% der Teilnehmer*innen beim Salzburg Marathon 2024 waren weiblich, außerdem 39,2% beim im Programm angebotenen Halbmarathon und 51% beim 10km-Lauf. Diese Zahlen liegen im übrigen deutlich über dem von der HD-Sports-Studie errechneten nationalen Durchschnitt aus dem Jahr 2023.
Auch bei den Laufequipment-Herstellern gibt es seit Jahren klare Tendenzen, der Läuferin mehr Aufmerksamkeit zu schenken und Produktinnovationen an die Bedürfnisse von Läuferinnen anzupassen. Der Hintergedanke sind die anatomischen Unterschiede besonders im Fußbereich zwischen Frauen und Männern. Als erster der globalen Marktführer gab ASICS im Jahr 2021 bekannt, mit hauseigenen Studien die Produktion geschlechterspezifischer Laufschuhe vorzubereiten. Das Ziel lautete, gezielt auf das Gangbild und die Biomechanik der unteren Gliedmaßen der Frau einzugehen, und damit Leistung, Komfort und Sicherheit beim Laufen zu optimieren. Anpassungen gab es daher speziell in der Passform und der Vorfußdämpfung.
Damit gelang dem japanischen Unternehmen wohl auch ein Marketingerfolg, denn weitere Unternehmen ließen nicht lange auf Produktionen von reinen Frauenschuhen warten. Adidas lancierte den Ultraboost 2022 als ersten hauseigenen Laufschuh, der von einem reinem Frauenteam entwickelt und in dieser von frauenspezifischen Daten geleiteten Entwicklungsphase speziell auf die Bedürfnisse des weiblichen Fußes angepasst wurde. Ebenfalls 2022 brachte Under Armour mit dem Flow Synchronicity einen Neutralschuh speziell für Frauen auf den Markt. „Wir haben angefangen, Daten über Frauen zu sammeln. Wie schlafen sie, wie ernähren sie sich, wie sind ihre Lebensgewohnheiten und vieles mehr“, erzählte Michael Watts, Director of Global Athlete Performance beim amerikanischen Unternehmen, bei der damaligen Präsentation. Es ging darum, Wissenslücken zu schließen und Kollektionen speziell für Frauen optimiert an Frauen anzupassen, darunter auch der Laufschuh auf Basis eines an den weiblichen Fuß angepassten Leisten. Die Entwicklung des Frauen-Schuhs übernahm wie bei Adidas ein rein weibliches Team.
Der Run XX Nitro, in der Bezeichnung in Erinnerung an das doppelte X-Chromosom, ist der Laufschuh speziell für Frauen aus dem Hause von PUMA. Nicht nur die Passform für den Frauenfuß sitzt, sondern das ganze Modell ist auf die Anatomie und das Bewegungsmuster der Frau abgestimmt. Das betrifft das Obermaterial genauso wie die Dämpfung in der Mittelsohlenkonstruktion sowie die gesamte Ausrichtung des Laufschuhs.
Ein 2022 veröffentlichter wissenschaftlicher Bericht US-amerikanischer Forscher*innen bezweifelt allerdings den Nutzen für Freizeitläufer*innen von frauenspezifischen Laufschuhen.
Autor: Thomas Kofler
Bild: SIP / Johannes Langer