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Spezielle Einlegesohlen sind besonders für Läufer*innen mit orthopädischen Fußfehlstellungen wichtige Begleiter. Unternehmen, die sich auf die Herstellung von Schuheinlagen für Läufer*innen spezialisiert haben, versprechen eine wirksame Unterstützung für alle, insbesondere in der präventiven Linderung leichter Überbelastungen. Das RunUp hat in Gesprächen mit drei Unternehmen interessante Unterschiede festgestellt.
Der Körper ist für den überwiegenden Teil der Laufleistung verantwortlich. Insbesondere der untere Teil und im speziellen die Füße halten in Zusammenarbeit mit der Beinmuskulatur und der Komposition in der Körpermitte den Vortrieb im Laufschritt aufrecht, indem sie sich bei jedem Schritt vom Boden abstoßen. Seit einigen Jahren ist der Einfluss der Laufschuhe stark in den Fokus gerückt. Technologische Innovationen, immer leichtere Schuhe mit erhöhter Energierückgewinnung aus dicken Zwischensohlen mit ausgetüftelten Schaummaterialien versprechen eine schnellere Schrittabfolge. Ein Element, das ebenfalls positive Auswirkungen auf die Laufökonomie und damit die Laufleistung erzeugen kann, steht oft abseits des Rampenlichts, bildet aber eine Schnittstelle: die Einlegesohle. Die Stärken von speziell angefertigten Produkten aus hochwertigen, langlebigen Materialien und unter Zugabe von moderner Technologie versprechen positive Auswirkungen auf die körperliche Gesundheit und effektiveres Laufen dank höherer Stabilität und verzögerter Ermüdung des Fußes. Es ist ein Anpassen an die natürlichen Bedürfnisse der Laufbewegung. Zweifelsohne ist auch Komfort wichtig, denn das Wohlgefühl beim Laufen ist essentiell dafür, dass Läufer*innen sie auch verwenden.
Um die Vorteile einer Einlegesohle zu genießen, die in puncto Funktionalität und Wertigkeit jenen der standardisierten Einlagen der Hersteller deutlich überlegen ist, sei keine orthopädische Fußfehlstellung erforderlich, betont Gerald Klocke, Produktmanager bei der Firma SOLESTAR. „Das Ziel einer Einlage ist, die Muskulatur effizienter zum Arbeiten zu bringen“, erklärt er. „Je stabiler die Haltung und neutraler die Spannung, desto effektiver kann die Muskulatur die richtige Bewegungsabfolge einleiten und desto geringer ist der Kraftverlust aus dem Fuß.“ Das in Berlin ansässige Unternehmen mit einer Niederlassung in Köln ist quasi ein Neueinsteiger in der Laufszene, baut aber auf langjährige Erfahrung im Radsport und in der dortigen Profiszene auf.
Vor 40 Jahren gründete ein ehemaliger Skiprofi und ein Sportmediziner in Neuseeland das Unternehmen Formthotics. Vor drei Jahrzehnten brachte die Familie Riegler die Philosophie nach Österreich, später entstand die Niederlassung in Hallein. „Unsere Einlegesohlen werden heute noch in Neuseeland produziert und entsprechen den hohen Umweltauflagen und den arbeitsrechtlichen Rahmenbedingungen eines westlich-demokratischen Staates“, erzählt Michael Wildner, der die neuseeländischen Produkte in Österreich vertreibt, stolz. Der ehemalige 800m-Läufer, immer noch Inhaber des ÖLV-Rekords, ist seit zwölf Jahren im Unternehmen. „Aus dem reichhaltigen Wissen über den Fuß und seine Biomechanik, gepaart mit unserer Firmenerfahrung, liefern wir Instrumente, die die Belastung auf den Körper reduzieren – und sei es eine leichte Pronation“, erklärt er. So können leichte orthopädische Probleme, die sich durch ständige leichte Überbelastung in der Summe der Jahre verschlimmern, präventiv und langfristig kompensiert werden. Der gezielte und sanfte Gegendruck aus der Einlegesohle führt zu einer besseren sensomotorischen Reaktion. Der positive Impuls wirkt bis in Knie und Hüfte.
Formthotics Run
Dieses Bewusstsein zu schaffen und zu vergrößern, ist ein großes Anliegen der Hersteller. Am stärksten profitieren natürlich Läufer*innen mit orthopädischen Fußfehlstellungen von der Stabilisierung ihrer Bewegungsabfolge. Die häufigsten ärztlich diagnostizierten oder aufgrund nur leichter Fehlstellungen oft nicht diagnostizierten Fußfehlstellungen sind der Hohlfuß, der Knickfuß, der Plattfuß, Senkfuß und der Spreizfuß. Das Wiener Start-up fyss ist auf orthopädische Fußfehlstellungen spezialisiert, wenngleich Christina Weilguny, die bei fyss für Public Relations und Pressearbeit zuständig ist, betont: „Eine Einlegesohle tut prinzipiell jeder und jedem gut, weil sie präventiv Belastungen mindern und langfristig den Körper stabilisieren. Außerdem wissen viele oft nicht, dass sie eine Fehlstellung haben.“
Fyss setzt absolut auf individuelle Anfertigung und die Philosophie, dass nur diese die volle unterstützende Wirkung bei Belastungen auf Fehlstellungen entfalten. „Unsere Qualitätseinlagen sind rutschfest, wasserabweisend, antibakteriell und führen zu wesentlichen Verbesserungen“, verspricht Weilguny, die von ausgesprochen positivem Feedback insbesondere von Langstrecken*läuferinnen erzählt. Kund*innen bekommen ein Set zugeschickt, mit dem sie auf Basis einer leicht verständlichen und mit Video-Tutorials ergänzten Anleitung selbst Abdrücke von ihren Fußsohlen nehmen und diesen mehrstufigen Prozess mit Handyaufnahmen dokumentieren. Mithilfe der Schuhgröße und des Schumodells ergibt sich für den Hersteller ein klares Bild für zwei individuell angefertigte Schuheinlagen. Die Produktions- und Lieferzeiten hält das Unternehmen, das von einem wirtschaftlich starken Partner unterstützt wird, kurz, die Kosten für die Individualität in der Bestellung sind dafür höher. Das Versprechen: eine bessere Haltung und einen gesamten Körper in Balance.
Einlegesohle Sportschuhe
Die Philosophie bei SOLESTAR dagegen lautet: Eine Einlage bietet allen funktionalen Support, unabhängig der Fußtypen. Der Hersteller berücksichtigt die Passform der Schuhe und deren Größe. Je nach Schuh erzeuge die patentierte Einlegesohle mit einem kohlefaserverstärkten Fußbett möglicherweise eine leicht unterschiedliche Wirkung, meint Klocke, hält aber fest: „Der Fuß nimmt von der Sohle das, was er benötigt. Die wichtigen Stellen erzeugen die Wirkung für eine bessere Stabilität.“ Mit dem Einstieg in die Laufszene und den damit verbundenen Herausforderungen hat SOLESTAR auch seine Erfahrungen erweitert. Ins Fachgespräch mit Läufer*innen zu kommen, sei im Vergleich zu anderen Sportarten leichter, meint Klocke. „Läufer*innen bringen oft Fachwissen mit, weil sie sich mit dem Fuß und speziell mit der Kontaktzeit bei der Bewegung beschäftigen.“
Einegesohle Neutral Run
Eine Art Mittelweg beschreitet Formthotics, das trotz der langen Vertriebswege vom anderen Ende der Welt die Lieferzeiten kurz hält. Formthotics ermöglicht eine individuelle Abnahme, setzt diese aber nicht voraus. Den wichtigen Begleitrahmen stellen die Passform der Schuhe und die Harmonie des Modells mit dem Typus Fuß dar. In Zusammenarbeit mit Spezialisten in Christchurch produziert Formthotics einen Polymerschaumstoff, der bei relativ niedriger Temperatur formbar ist. Dann werden die verschiedenen Modelle auf der Unterseite gefräst. Mit dieser Technik entstehen Hohlräume, die eine hohe individuelle Anpassung erlauben, wenn der Fuß Druck auf die im Schuh liegende Sohle ausübt. „Das Wichtigste ist, dass die Einlegesohle den Fersenbereich stabilisiert. Unser Geheimnis ist die 3D-Fersenschale. Durch die Frästechnik entsteht über das Längsgewölbe ein dynamisches Verhalten der Einlegesohle, gleichzeitig bleibt sie flexibel und ist langlebig“, fasst Wildner zusammen. Die Folge ist eine bessere, funktionale Abrollbewegung, die weniger Rotationsbewegung nach innen auf das Knie und nach außen auf die Hüfte weitergibt, schildert er.
Fyss denkt nach ersten guten Erfahrungen bereits einen Schritt weiter und will einen hauseigenen Sneaker konstruieren, um eine noch harmonischere Einheit zwischen Schuh und Einlegesohle zu schaffen. Ein Laufschuh mit perfekt passender Schuheinlage aus dem eigenen Haus wäre möglicherweise eine Idee in fernerer Zukunft, verrät Weilguny.
Wenn Wildner in die Vergangenheit seiner aktiven Karriere zurückblickt, hätte er gerne die Unterstützung von Schuheinlagen zu schätzen gewusst. „Damals habe ich den Benefit nicht erkannt. Denn die Belastungen, und das waren bei mir halt bis zu 14 Trainingseinheiten pro Woche, haben bei mir eine leichte Rotation in der Fußsohle bewirkt. Dadurch hab ich bei jedem Schritt etwa zwei Millimeter zu viel an Weg absolviert. Mit dem heutigen Wissen und den heutigen Produkten hätte ich diese Überbelastungen reduzieren können.“
Anmerkung: Dieser Artikel erschien in der RunUp-Hauptausgabe 2023.
Autor: Thomas Kofler
Bilder: Hersteller