Mit der jährlichen Entzündung der Marathon-Flamme hat der Athen Marathon eine bemerkenswerte Inszenierung begründet. RunAustria wagte einen Lokalaugenschein.
Vor dem Grabhügel der antiken Schlacht von Marathon in Griechenland beginnt die Reise in die Vergangenheit. Kampfszenen mit Schwert und Schild. Äolische Klänge und Percussion. Eine Frau singt eine Melodie, die wie aus grauer Vorzeit klingt. Ein Krieger trägt eine kleine Feuerschale als Symbol der Hoffnung. Ein in Weinrot und Schwarz gekleideter Chor tanzt Laufbewegungen. Dann wird die Fackel präsentiert und in einem Staffellauf auf die Reise geschickt.
Jedes Jahr im November steht am Vortag des Athen Marathon bei einer Freiluft-Performance die Entzündung der Marathon-Flamme am Programm. Unter all den Bräuchen in der Marathonwelt ist dies einer der bemerkenswertesten. Der Ursprungsmythos des Marathonlaufens wird theatralisch dargestellt, an genau jenem Ort, an dem vor über 2.500 Jahren das Laufen über ca. 40 Kilometer bis zu den heute verbindlichen 42,195 Kilometern ihren Ausgang genommen hat.
In einer feierlichen Zeremonie wird vor dem Athen Marathon jedes Jahr das Marathon-Feuer entzündet – auch die beste Marathonläuferin des Jahres, Mary Keitany nahm heuer an der Zeremonie teil!
Es ist die älteste Geschichte, die mit Sport zu tun hat.
Die Schlacht bei Marathon im Jahr 490 vor Christus. Im Fußball-Jargon würde man sagen: Die Athener haben in krasser Unterzahl gegen die weitaus höher einzuschätzenden Perser einen eigentlich unmöglichen Sieg geholt. Es war aber kein Spiel, auf beiden Seiten sind viele Menschen gestorben. Dann der Botenläufer, der die Nachricht vom Sieg der Athener überbracht haben und tot zusammengebrochen sein soll.
Berühmte letzte Worte: „Nenikekamen – Wir haben gesiegt.“
Eine perfekt zugespitzte Dramaturgie. Daraus ist nach einer Idee des Sprachwissenschaftlers Michel Bréal im Zuge der ersten Olympischen Spiele der Neuzeit im Jahr 1896 der moderne Marathonlauf entstanden.
Die Entzündung der Marathon-Flamme stellt diese Geschichte nach. Das Geschehen rund 40 Straßenkilometer östlich von Athen wird live im griechischen Fernsehen übertragen. Fünf Kameras sind vor Ort. Eine Drohne kreist über dem gut zehn Meter hohen mit Gras bewachsenen Hügel und produziert Luftaufnahmen. Mit weißen Hussen überzogene Sessel bilden den Zuschauerraum. Auf der gegenüberliegenden Seite des Hügels, außerhalb des Blickfelds der Besucher, scherzen die Schauspieler vor ihrem Auftritt. Junge Volunteers bilden ein Spalier, um die Gäste zur Vorstellung zu leiten und freudestrahlend willkommen zu heißen. An die 1.000 Besucher sind vor Ort, darunter viele Medien und Vertreter von internationalen Marathons. Das Ereignis strahlt etwas Besonderes aus. Jedenfalls wenn man es zum ersten Mal besucht.
Der auf die Entzündung folgende Staffellauf beginnt mit Marathonweltmeisterin Rose Chelimo und ist schon nach fünf Kilometern am Ziel. Nämlich am Start des ersten Marathonlaufs von 1896. Dort, wo beim jährlichen Athen Marathon die Läufer in ihren Startblock gehen, ist auf einem mehrere Meter hohen Turm das Ziel des Staffellaufs. Die Blasmusik spielt zum Eintreffen der Läufer etwas volkstümlich Klingendes. Die mehrfache Marathonsiegerin von London und New York, Mary Keitany aus Kenia, die am Abend davor in Athen als „Marathonläuferin des Jahres 2017“ geehrt worden ist, übernimmt die Fackel, geht die Stufen hoch und entzündet dort die Flamme.
Fast meint man, dieses Flammenspiel würde schon seit jeher so gemacht. Mindestens seit 1896, oder womöglich gar schon seit 2.500 Jahren. Dabei ist es eine junge Erfindung. Zum ersten Mal wurde Marathon-Flamme vor zehn Jahren entzündet und inszeniert. Es ist ein gelungenes Stück der Inszenierung und Nutzbarmachung von Geschichte. Für den Athen-Marathon, der vom griechischen Leichtathletik-Verband SEGAS veranstaltet und organisiert wird, ist die Flammenzeremonie als Eröffnungsfeier Teil einer Positionierung, die ihn weltweit unverwechselbar macht.
Dabei wird manchmal durchaus dick aufgetragen: die Historie der Schlacht von Marathon, die Verbindung zum heutigen Sport, damit verbundene Werte von Humanität und Durchhaltevermögen, die Darstellung der Schlacht als erfolgreiche Rettung der griechischen und damit auch gleich der ganzen europäischen Zivilisation vor Barbarei und Knechtschaft … – manches wird so stark und häufig betont, wie die wichtigste Message in einem Wahlkampf. Aber die Botschaft kommt an. Und im Kern stimmt sie.
Hier und nirgendwo anders hat das Marathonlaufen seinen Ursprung.
Man könnte sich für die Zeremonie eine fetzigere Inszenierung vorstellen, die weniger gewichtig und getragen daherkommt. Auch der vorangestellte Halbmarathon an Ansprachen könnte hinterfragt werden. Aber die Fülle der hochrangigen Gäste unterstreicht den Stellenwert der Zeremonie. Der Sportminister, der nationale Tourismus-Chef, der Präsident des griechischen Leichtathletik-Verbandes, die Vorsitzende der Attika-Region und der Präsident von AIMS, der internationalen Vereinigung von Marathons und Straßenläufen, sprechen. Jeweils in Griechisch und Englisch. Botschafter von 15 verschiedenen Ländern werden begrüßt. Die lange Rednerliste zeigt auch, was diesen Marathon und seine Side-Events u.a. erfolgreich macht: starke öffentliche Unterstützung. Den meisten Applaus erhält Ilias Psinakis, der Bürgermeister von Marathon. Er bringt Glamour und Weltläufigkeit ein. Der Mann mit dem Aussehen eines Schlagerstars war in jungen Jahren Model, danach Musik-Manager und wurde als TV-Juror bei Castingshows bekannt. Er engagiert sich nach Kräften für den Marathonlauf. An die Botschafter von Kuba und Armenien überreicht er Urkunden und Ehrenmedaillen. Seine Auftritte genießt er sichtlich. Auch die Hollywood-Größen James Cameron und Tom Hanks hat er bereits zu „World-Ambassadors of Marathon“ gemacht.
Das Konzept, auf die einzigartige Geschichte zu setzen und den Marathon als „den Authentischen“ zu bezeichnen, scheint aufzugehen. Der Teilnehmerzuspruch zum Athen Marathon steigt seit Jahren. Fast 15.000 Finisher bei der Auflage 2017 sind eine sehr beachtliche Zahl. Es scheint so etwas wie ein Bewusstsein zu entstehen, dass man als Marathonläufer zumindest einmal von Marathon nach Athen gelaufen sein soll.
Der Lauf und die Flammen-Entzündung drücken eine Kraft und einen Mythos aus, die kein anderer moderner Sport in sich hat.
Nur das Marathonlaufen. Es passt genau nach Athen und Marathon, dieses Thema in den Mittelpunkt zu stellen.
Facts: “Athens Marathon. The Authentic.“
Der Athen Marathon verläuft auf der Originalstrecke von der Kleinstadt Marathon nach Athen. Das Ziel befindet sich im Panathinaiko Stadion im Stadtzentrum, dem Schauplatz der ersten Olympischen Spiele der Neuzeit im Jahr 1896. In Summe gab es für die Veranstaltung am 12. November 2017 über 51.000 Anmeldungen, davon 18.500 für den Marathon. Neben dem sportlichen Programm mit Marathon, 10-km-Lauf, zwei 5-km-Läufen und mehreren Kinderläufen sind die Entzündung der Marathon-Flamme, das AIMS-Symposium und die Ehrung der „Marathonläufer des Jahres“ weitere fixe Programmpunkte.
Diese Berichterstattung wurde unterstützt von Discover Greece, AEGEAN und Crown Plaza Hotel Athen.
Autor: Andreas Maier
Bilder: © Andreas Maier | SEGAS-AMA
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