Newsletter Subscribe
Enter your email address below and subscribe to our newsletter
Mitte Dezember sorgte eine Studie aus New York und Wisconsin, veröffentlicht im Magazin „Sports Health“, für Aufsehen erregende Resultate. Läuferinnen und Läufer, die eine COVID-19-Infektion hinter sich hatten, wiesen eine höhere Verletzungswahrscheinlichkeit auf als die allgemeine Referenzgruppe. Und zwar völlig unabhängig der Symptomatik der viralen Infektion. Die Untersuchung, an der knapp 2.000 Wettkampfläufer teilnahmen und an der sowohl die New York Road Runners als auch ASICS Nordamerika beteiligt waren, gibt in der Conclusio zu, limitiert zu sein. Weil die Studie keinen kausalen Zusammenhang liefern kann, nur gesammelte Daten beschreibt. Außerdem lieferten die Forscher keine Vermutungen über Erklärungen für die Ergebnisse, empfahlen aber weiterführende Forschung.
Mitte Dezember berichtete auch das Canadian Running Magazine, dass iranische und deutsche Forscher einen Unterschied in der Laufbewegung zwischen Läufern, die an COVID-19 infiziert waren, und Läufern, die nie positiv getestet wurden, festgestellt haben. Ebenfalls mit dem Schluss eines höheren Verletzungsrisikos der ehemals Infizierten. An der Untersuchung beteiligt waren 40 junge erwachsene Läuferinnen und Läufer. Die Forscher erkannten, dass bei der Probandengruppe die beim Bodenkontakt entstehenden Kräfte höhere Spitzenwerte erreichten und somit eine höhere Belastung der Muskulatur in Knie und Gesäß entfachten. Da dies eine generell gültiges Phänomen für ein höheres Verletzungsrisiko ist, erklärten die Forscher sich die Unterschiede in den Daten durch die Quarantäne und die damit einhergehende Sportpause. Die Studienautoren empfehlen, den Wiedereinstieg ins Laufen vorsichtig anzugehen und mit Stabilitäts- und Kräftigungsübungen zu begleiten.
Dass der körperliche Abbau bei Sportpausen nicht zu unterschätzen ist und einen sachten Wiedereinstieg in den Sport empfiehlt, ist kein COVID-19-spezifisches Problem, sondern kennen wir von diversen Erkrankungen und Verletzungspausen. Daher scheinen ähnliche Ratschläge und Verhaltensweisen vernünftig (siehe RunAustria-Artikel). Bei bekannten Infektionen wie der Influenza scheint aber eine größere Linearität mit der Symptomstärke zu bestehen. Das Spezifikum von SARS-Cov-2 Lungen und auch andere Organe selbst bei milder Symptomatik befallen zu können, birgt ein wohl ein höheres Risiko als bei bekannten Infektionen bei sportlicher Betätigung mit oder kurz nach dem Virus, weswegen Sportmediziner besondere Vorsicht beim Wiedereinstieg und die Kontrolle der Herzfrequenz bei den ersten Einheiten raten.
So auch in einer DPA-Meldung vom 22. Jänner 2021, als Kardiologen auch nach milden und symptomfreien COVID-19-Infektionen vor einem potenziell erhöhten Risiko für Herzmuskelentzündungen und Herzrhythmusstörungen warnen. Zu ähnlichen Ergebnissen kommt auch ein im Oktober publizierter, repräsentativer wissenschaftlicher Befund aus den USA, der ein erhöhtes Risiko bei sportlicher Belastung noch ein Jahr nach dem Infektionszeitpunkt feststellt. Ob die genannten Erkenntnisse von anderen Virusmutationen auch für die offenbar wesentlich mildere Krankheitsverläufe verursachende Omikron-Variante gilt, die überdies viel schlechter in Organe eindringen kann, ist aufgrund dieser Charakteristik fraglich und muss noch untersucht werden.
Eine Laufpause von wenigen Wochen bei Symptomfreiheit oder nach Abklingen leichter Symptome wie Fieber oder Husten bringt größere Sicherheit, sind Organe betroffen, muss die Laufpause länger ausfallen. Und wie immer gilt die allerwichtigste Regel: auf die Signale des Körpers hören! Dies, mit besonderen Blick auf die Herzgesundheit, gilt natürlich auch nach einer Impfung. Diverse Studien aus den USA und Israel, darunter eine ausführliche israelische, die im „New England Journal of Medicine“ veröffentlicht wurde, zeigen einen Anstieg von Herzmuskelentzündungen, der insbesondere bei jungen, männlichen Erwachsenen und insbesondere nach der zweiten Dosis einer mRNA-Impfung statistisch deutlich ausfällt.
Ob Läuferinnen und Läufer, wie allgemein vermutet, tatsächlich ein geringeres Risiko haben, sich überhaupt an COVID-19 zu infizieren, lässt sich direkt aus wissenschaftlichen Erkenntnissen nicht ablesen. Auf andere respirative Infektionen trifft das zu. Aber es gibt starke, indirekte Hinweise, dass Infektionen milder verlaufen. Auch ist es erwiesen, dass Menschen, die regelmäßig Ausdauersport machen, einen stärkeren Immunschutz und damit eine mächtigere Immunabwehr haben (Lesetipp, RunUp.eu: Booster für das Immunsystem). Auch ein hoher Vitamin-D-Spiegel schützt vor gesundheitlichen Schwierigkeiten mit COVID-19.
Dass sportlich aktive Menschen im Schnitt deutlich mildere Krankheitsverläufe erleiden, ist statistisch offensichtlich. Biologisches Alter, physische Inaktivität (Studie im British Journal of Medicine) und ein geschwächtes Immunsystem sind neben schweren Vorerkrankungen laut diversen Veröffentlichungen von nationalen und internationalen Gesundheitsbehörden Faktoren, die schwere Krankheitsverläufe begünstigen – allesamt Faktoren, die Läufer normalerweise nicht aufweisen.
Eine konkrete Infektionsgefahr gibt es beim Laufen an der frischen Luft übrigens nicht. Eine Transmissionswahrscheinlichkeit durch Aerosole im Freien ist laut bisherigen Erkenntnissen selbst bei einem hohen Aufkommen von Menschen, was auf Laufrunden ja höchstselten vorkommt, extrem unwahrscheinlich. Mit Mund-Nasen-Schutz zu laufen, was im nordamerikanischen Raum von Laufplattformen immer wieder thematisiert wurde, ist weder daher sinnvoll noch trainingstechnisch empfehlenswert. Ein Forscherteam aus den USA hat in einer im „Journal of Sports Medicine“ erschienenen Studie an 31 gesunden Probanden im Alter von 18 bis 29 Jahren unter Analyse von Gesundheitsdaten nach fordernden Trainingsläufen am Laufbändern festgestellt, dass sich die Laufleistung mit Maske deutlich reduziert: -14% bei der Laufzeit, -29% der maximalen Sauerstoffaufnahme. Außerdem kürzere Atemzüge und klaustrophobische Gefühle bei hoher Laufintensität.
Eine ebenfalls aktuelle, in der Deutschen Zeitschrift für Sportmedizin veröffentlichten Studie der Universität München erkennt geringfügige Auswirkungen einer Maske auf die Herzfrequenz, jedoch keine auf die Sauerstoffsättigung im Blut. Die meisten negativen Auswirkungen seien auf das subjektive Belastungsempfinden zurückzuführen.
Mit regelmäßiger sportlicher Bewegung aus Pandemiegründen auszusetzen, ist eine schlechte Idee. Denn die Vorteile des Laufens gerade in dieser belastenden Zeit sind überzeugend (siehe RunAustria-Artikel & RunAustria-Artikel).