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Viel Neues kommt ab Freitag auf die Leichtathletik-Welt zu. Erstmals finden Weltmeisterschaften zu einem so späten Zeitpunkt im Jahr statt, geschuldet dem Wüstenklima im Katar. Erstmals seit vielen, vielen Jahren sind aber auch zwei der größten Leichtathleten aller Zeiten und…
Viel Neues kommt ab Freitag auf die Leichtathletik-Welt zu. Erstmals finden Weltmeisterschaften zu einem so späten Zeitpunkt im Jahr statt, geschuldet dem Wüstenklima im Katar. Erstmals seit vielen, vielen Jahren sind aber auch zwei der größten Leichtathleten aller Zeiten und weltbekannte Stars nicht am Start: Sprint-Superstar Usain Bolt und Langstreckenlauf-Goldmedaillenjäger Mo Farah. Ihre Nachfolger auf dem obersten Treppchen des Stockerl bringen sich in Stellung, potenzielle Stars der Zukunft scharren mit den Hufen.
Vom 27. September bis 6. Oktober wird in Doha sicherlich Leichtathletik-Geschichte geschrieben. Auf einige Highlights des bisherigen Erbes der Geschichte der Olympischen Kernsportart blickt in Doha eine spannende Ausstellung zurück. Marathon-Weltrekordhalter Eliud Kipchoge etwa hat der Ausstellung seinen signierten, linken Wettkampfschuh aus dem Jahr 2018 geliehen, mit welchem er unter anderem den Weltrekord von Berlin gelaufen ist. Die IAAF Heritage Exhibition läuft auf einer 400 Quadratmeter großen Fläche seit einem halben Jahr im City Center von Doha, dem landesweit größten Einkaufszentrum und zeigt den Besuchern Artefakte und Erinnerungsstücke aus 3.000 Jahren Leichtathletik-Historie in Text, Bild und Ausstellung.
WM 2019: Die Hitze als größte Herausforderung
René auf Reisen online: Das rot-weiß-rote WM-Team
In Ermangelung von Olympischen Spielen und großen Fußballturnieren ist die Leichtathletik-WM einer der großen Sporthöhepunkte des Jahres und damit medial das bedeutendste Sportereignis 2019. In konsequenter Vorbereitung versprechen die Broadcaster interessante, technische Innovationen, die das Erlebnis Leichtathletik noch spektakulärer für die TV-Zuschauer aufbereiten sollen. Das Feedback zu den Ideen der IAAF sei von den TV-Anstalten positiv ausgefallen, heißt es von Seiten des Weltverbandes.
Aktuell widmen sich die IAAF und die lokale Organisation aber eher den Zuschauern vor Ort als den Medienrezipienten. Denn laut Medienberichten ist die bisher verkaufte Auslastung des Khalifa Stadions trotz geringer Ticketpreise von 14€ aufwärts und angebotenen Reisepaketen katastrophal. Unter Berufung auf eigene Quellen berichtete die britische Tageszeitung „The Guardian“ vor einigen Tagen, dass lediglich 50.000 Tickets für die zehn Wettkampftage verkauft worden sind – das sind erschreckende 5.000 pro Tag. Das Problem: Aufgrund des politischen Boykotts des Katars durch mehrere angrenzende Staaten sind Fans aus dem Nahen Osten nicht zu erwarten. Da der Katar selbst ein kleines Land ist und kaum Leichtathletik-Tradition nachweisen kann, ist auch die eigene Bevölkerung wenig begeisterungsfähig. Und für Leichtathletik-Fans aus den Kernländern in Europa, Nordamerika, Ostasien oder auch Ostafrika ist der Weg nach Doha ein beschwerlicher. Der Veranstalter hat die Tickets weiterhin vergünstigt und nun ausländischen Arbeitskräften in Doha und ihren Kindern Tickets geschenkt, damit die Tribünen zumindest halbwegs gefüllt sein werden. Die IAAF bezeichnete den Ticketverkauf im „The Guardian“ als „Herausforderung“.
Im sportlichen Programm bringt die WM 2019 einige interessante Änderungen: Es gibt keine Vormittags- und Mittagssession, sondern ausdehnte Abendprogramme mit einem Wettkampftag mehr als früher. Die Marathonläufe und Gehbewerbe finden nicht in den Morgenstunden, sondern um kurz vor Mitternacht statt – also bei künstlichem Licht. Das Stadion wird künstlich klimatisiert, um ideale Bedingungen zu schaffen. Das italienische Unternehmen Mondotrack, das die Stadien weltweit bei wichtigen Sportereignissen mit der Laufbahn ausstattet, verspricht eine schnelle Bahn. Zum ersten Mal bei einer WM wird die Laufbahn einen pinken Anstrich haben.
Auch finanziell schaffte die IAAF ansprechende Rahmenbedingungen. Für Goldmedaillen werden 60.000 US-Dollar ausbezahlt, für Silbermedaillen 30.000 und für Bronze 20.000. Außerdem verdienen in Einzelbewerben auch die bis auf Rang acht platzierten Athleten Preisgeld, die Gewichtung bei Team-Wertungen variiert minimal. Die IAAF-Sponsoren TDK und die katarische Nationalbank ermöglichen außerdem ein Sonderpreisgeld in Höhe von 100.000 US-Dollar (das entspricht rund 91.000 Euro) bei erzielten Weltrekordleistungen.
Freitag, 27. September um 22:59 Uhr – Marathon der Frauen
Samstag, 28. September um 20:10 Uhr – Finale 10.000m der Frauen
Montag, 30. September um 20:20 Uhr – Finale 5.000m-Lauf der Männer
(Vorläufe 27.09.)
Montag, 30. September um 20:50 Uhr – Finale 3.000m-Hindernislauf der Frauen
(Vorläufe 27.09.)
Montag, 30. September um 21:10 Uhr – Finale 800m-Lauf der Frauen
(Vorläufe 27.09., Halbfinalläufe 28.09.)
Dienstag, 1. Oktober um 21:10 Uhr – Finale 800m-Lauf der Männer
(Vorläufe 28.09., Halbfinalläufe 29.09.)
Freitag, 4. Oktober um 20:45 Uhr – Finale 3.000m-Hindernislauf der Männer
(Vorläufe 1.10.)
Samstag, 5. Oktober um 19:55 Uhr – Finale 1.500m-Lauf der Frauen
(Vorläufe 2.10., Halbfinalläufe 3.10.)
Samstag, 5. Oktober um 20:25 Uhr – Finale 5.000m-Lauf der Frauen
(Vorläufe 2.10.)
Samstag, 5. Oktober um 22:59 Uhr – Marathon der Männer
Sonntag, 6. Oktober um 18:40 Uhr – Finale 1.500m-Lauf der Männer
(Vorläufe 3.10., Halbfinalläufe 4.10.)
Sonntag, 6. Oktober um 19:00 Uhr – Finale 10.000m-Lauf der Männer
alle Angaben in mitteleuropäischer Zeit
564 Läuferinnen und Läufer haben sich für die zwölf Laufentscheidungen qualifiziert, insgesamt sind 2.043 Leichtathleten aus 210 nationalen Verbänden gemeldet. Der Qualifikationsmodus für die WM in Doha brachte aber einige Probleme mit sich. Die ursprünglich geplante Einführung der Weltrangliste als Qualifikationskriterium wurde rasch für ein Jahr auf die Olympischen Spiele 2020 verschoben und bereits abgeschwächt. Es wurde auf die herkömmlichen Limits zurückgegriffen, die aber verschärft wurden, um ein Überstrapazieren der Starterfelder zu verhindern.
Dies hatte aber die unangenehme Folge, dass sich weit weniger Athleten qualifizierten als Startplätze vorgeschrieben waren und die IAAF war am Zug in mehreren Wellen Athleten einzuladen, um die Starterfelder aufzufüllen. Das war durch den späten Termin und dem eigentlichen Saisonende für alle Nicht-WM-Teilnehmer problematisch, wie auch die Österreicherinnen Beate Schrott und Victoria Hudson zu berichten wissen. Noch dramatischer verlief das Hoffen und Bangen für Mark English, dem ehemaligen irischen EM-Medaillengewinner im 800m-Lauf. Er verpasste das WM-Limit von 1:45,80 Minuten, wähnte sich aber mit der 41. besten Saisonbestleistung der bereinigten Liste sicher, einen der 48 Startplätze zu erreichen. Doch zu diesem Zeitpunkt trat eine andere IAAF-Regel in Kraft. Alle nationalen Verbände, die keinen qualifizierten Sportler oder keine qualifizierte Sportlerin in den eigenen Reihen haben, dürfen für einen x-beliebigen Bewerb einen Startplatz nominieren. Gleich acht Nationen – Oman, Vereinigte Arabische Emirate, Osttimor, Myanmar, Kosovo, Jordanien, Äquatorialguinea und Andorra – taten dies laut irischen Medienberichten für den 800m-Lauf der Männer und kickten English aus dem Feld. „Wir wissen nichts und das ist das Problem mit dem ganzen System. Es ist nicht klar und nicht transparent genug. Es ist wirklich frustrierend!“, wetterte der diesjährige Hallen-EM-Drittte. Gerade als der 26-Jährige sein Training abbrechen wollte, rutsche er nach, weil zwei Athleten ihren WM-Start abgesagt haben. Ähnliches ist übrigens auch dem zweifachen Olympia-Medaillengewinner Nick Willis im 1.500m-Lauf passiert. Er flog trotz der Intervention seines nationalen Verbandes aus dem Feld, weil vier Nationen in dieser Disziplin von ihrer Wildcard Gebrauch machten. Der Neuseeländer hob das Positive vor: Er habe nun einen Vorteil gegenüber der Konkurrenz, weil er länger Zeit für die Olympia-Vorbereitung habe.
Angesichts der Dopingvorwürfe, die in den Tagen, Wochen und Monaten durch die Leichtathletik-Welt schwirren, hat die Athletics Integrity Unit (AIU) ihre Ressourcen für die WM 2019 noch einmal erhöht. Geschätzte 700 Blutproben wurden im Vorfeld gesammelt, weitere rund 500 Urinproben sollen in den Wettkampftagen dazukommen. Außerdem vervollständigen die verpflichtenden Dopingkontrollen, die auf nationalen Ebenen durchgeführt werden mussten, um die Startberechtigung der Athleten bei der WM zu erlangen, die Statistik.
Leichtathletik-Weltverband
Leichtathletik-Weltmeisterschaften 2019 in Doha