Auf der 8,5 Kilometer langen Strecke in Chiang-Mai im bergigen Norden Thailands, auf der 1.014 Höhenmeter zu überwinden war, demonstrierte die sechsfache Berglauf-Weltmeisterin Andrea Mayr (SVS Leichtathletik), dass sie auch im Alter von 43 Jahren noch bestens mit der Weltspitze mithalten kann. Nach etlichen starken Leistungen im diesjährigen Weltcup, insbesondere bei Wettkämpfen mit kurzen, steilen Anstiegen, erreichte sie das Ziel in einer Zeit von 55:41 Minuten und damit 26 Sekunden hinter der US-amerikanischen Siegerin Allie McLaughlin auf dem zweiten Platz. Die Österreicherin die war beste Europäerin, weil sie die in den letzten Jahren stärkste Europäerin und in diesem Jahr zweifache Europameisterin, Maude Mathys aus der Schweiz, die als eine der beiden Topfavoritinnen ins Rennen gegangen war, um 19 Sekunden hinter sich ließ. Mathys, die 2018 Silber gewann, musste sich mit Bronze trösten. Die zweite Topfavoritin, Gesamt-Weltcupsiegerin Joyce Njeru hatte im Kampf um die Medaillen keine Chance und trudelte nur auf Rang 35 ein.
Der Sieg von McLaughlin gilt als Überraschung, auch die letzte Titelträgerin Grayson Murphy kam aus den USA. Die neue Titelträgerin war 2014 Weltmeisterin auf der Langdistanz und hatte in Chiang-Mai doppelten Grund zum Jubeln: Die USA gewann die Nationenwertung vor Großbritannien und der Schweiz. Eine erwartet starke Leistung in der Einzelwertung gelang auch der viertplatzierten Rumänin Monica Madalina Florea, die bereits bei den Europameisterschaften zu den Besten gehörte.
Starke Berglauf-Saison mit der Heim-WM im Blick
Für den Österreichischen Leichtathletik-Verband (ÖLV) ist die WM-Medaille von Mayr ein toller Erfolg, insbesondere, nachdem in diesem Sommer bei den Leichtathletik-Höhepunkten Spitzenplatzierungen in Medaillennähe ausgeblieben sind. Sie ist das Produkt der unstillbaren Leidenschaft Andrea Mayrs für den Berglauf. 2004, also vor 18 Jahren, stand sie erstmals auf dem Stockerl, 2006 gelang ihr erster von bisher sechs WM-Titeln, erzielt im sauberen Zwei-Jahres-Takt. Mit den starken Platzierungen bei Weltcuprennen, aber besonders durch die beiden Silbermedaillen bei EM und WM (der doppelte Höhepunkt kam deshalb zustande, weil die für 2021 in Thailand geplante WM aufgrund der damaligen Reiserestriktionen verschoben werden musste) demonstrierte die Oberösterreicherin ihre nach wie vor vorhandene Leistungsstärke. Bereits in acht Monaten finden die nächsten Berglauf- und Trailrunning-Weltmeisterschaften statt und dabei wird Andrea Mayr erstmals seit 21 Jahren ein Heimspiel bei Weltmeisterschaften genießen – und zwar bei den Titelkämpfen in Innsbruck / Stubaital. Damals 2002, ebenfalls in der Tiroler Landeshauptstadt, war Mayr als junge Athletin ebenfalls bereits dabei.
Kenianische Premiere
Bei den Männern wurde der Kenianer Patrick Kipngeno, der die diesjährige Weltcupsaison dominierte, seiner Favoritenrolle gerecht und siegte in einer Zeit von 46:51 Minuten mit über eineinhalb Minuten Vorsprung auf seinen Landsmann Philemon Kiriago. Der 29-Jährige, der für das österreichische Run2gether-Team an den Start geht, ist der erste kenianische Medaillengewinner und damit der erste kenianische Berglauf-Weltmeister aller Zeiten und erntet damit auch die Früchte einer Initiative des Kenianischen Leichtathletik-Verbandes (Athletics Kenya) vor einigen Jahren, die Disziplin Berglauf im kenianischen Laufsport zu etablieren und gezielt zu fördern.
Der westliche Nachbar Uganda hatte das schon vor Jahren gemacht und sechs der letzten acht Berglauf-Weltmeister gestellt. Doch wie schon bei den letzten Weltmeisterschaften im November 2019 in Argentinien waren die Athletinnen und Athleten aus Uganda trotz Ankündigung nicht am Start, vermutlich klappte etwas mit der Einreisegenehmigung nicht.
Hadorn knapp an einer Medailel vorbei
Zu den Geschlagenen des Tages gehörte der US-Amerikaner Joseph Gray, der schon zweimal den WM-Titel sichern konnte, darunter bei der WM 2019 als auf einem Uphill-Downhill-Kurs gelaufen wurde. Gray beendete das Rennen auf dem sechsten Platz, gut eine halbe Minute hinter dem spanischen Bronzemedaillengewinner Alejando Garcia Carillo, der ebenfalls eine Premiere schaffte. Nie zuvor war einem spanischen Läufer eine Medaille bei Berglauf-Weltmeisterschaften gelungen. Der Schweizer Joey Hadorn verpasste Edelmetall nach einer starken Leistung nur um sechs Sekunden, das italienische Team, traditionell das Stärkste auf europäischen Parkett, musste sich mit den Rängen sieben für Europameister Cesare Maestri und acht für Xavier Chevrier begnügen. Besser war der Ire Zak Hanna als Fünfter, bei den Europameisterschaften im Juni war er jedoch leer ausgegangen.
Dennoch gelang den Italienern ein beachtlicher Erfolg. In der Nationenwertung komplettierte Andrea Rostan als 17. das italienische Resultat, das mit 32 Punkten knapp vor dem Schweizer Trio (Jonas Soldini und Fabian Äbersold auf den Rängen zwölf und 18, zusätzlich zu Hadordn) und Spanien zur Goldmedaille reichte – zum ersten Mal seit 2015. Die USA wurde Vierte, Kenia kam nicht in die Wertung, weil nur zwei kenianische Teilnehmer am Start waren.
Erste Berglauf- und Trailrunning-WM
Wie bereits bei den Europameisterschaften im Sommer findet in Thailand die erste Berg- und Traillauf-WM statt. An diesem Wochenende gibt es für die Bergläuferinnen und Bergläufer damit zwei WM-Wettkämpfe. Auf die Uphill-Bewerbe der heutigen Nacht europäischer Zeit folgen die Up-&Downhill-Bewerbe, auch für Juniorinnen und Junioren, in der Nacht auf Sonntag. Dann werden die Karten neu gemischt und Andrea Mayr hat eine nächste Chance auf ein Spitzenergebnis, wenngleich sie auf der Uphill-Strecke stärker einzuschätzen ist als im Up-&Downhill-Bewerb.
Morgen sind die Trailrunningbewerbe am Start, mit Esther Fellhofer (SC LT Breitenbach) und Andreas Rois (LTV Köflach) gibt es auch zwei österreichische Teilnehmer. Es ist zum zweiten Mal nach 1999 (Malaysia), dass die seit 1985 durchgeführten Berglauf-Weltmeisterschaften (früher World Mountain Running Trophy) auf asiatischem Boden stattfinden.
Ergebnisse Berglauf-WM 2021 in Chiang-Mai, Uphill-Bewerbe
Frauen
Gold: Allie McLaughlin (USA) 55:15 Minuten
Silber: Andrea Mayr (Österreich) 55:41 Minuten
Bronze: Maude Mathys (Schweiz) 56:00 Minuten
- Monica Madalina Florea (Rumänien) 57:44 Minuten
- Onditz Iturbe Arginzoniz (Spanien) 57:56 minuten
- Susanna Saapunki (Finnland) 58:12 Minuten
- Elisa Sortini (Italien) 58:42 Minuten
- Christel Dewalle (Frankreich) 58:49 Minuten
- Tereza Hrochova (Tschechische Republik) 59:12 Minuten
- Hanna Gröber (Deutschland) 59:27 Minuten
…
35. Joyce Njeru (Kenia) 1:06:15 Stunden
Nationenwertung (drei besten Resultate gewertet)
Gold: USA 39 Punkte
Silber: Großbritannien 41 Punkte
Bronze: Schweiz 41 Punkte
- Frankreich 45 Punkte
- Italien 51 Punkte
- Tschechische Republik 51 Punkte
Männer
Gold: Patrick Kipngeno (Kenia) 46:51 Minuten
Silber: Philemon Kiriago (Kenia) 48:24 Minuten
Bronze: Alejandro Garcia Carrillo (Spanien) 49:03 Minuten
- Joey Hadorn (Schweiz) 49:09 Minuten
- Zak Hanna (Irland) 49:32 Minuten
- Joseph Gray (USA) 49:39 Minuten
- Cesare Maestri (Italien) 49:45 Minuten
- Xavier Chevrier (Italien) 50:03 Minuten
- Marek Chraschina (Tschechische Republik) 50:03 Minuten
- Alexandre Richard (Kanada) 50:04 Minuten
Nationenwertung (drei besten Resultate gewertet)
Gold: Italien 32 Punkte
Silber: Schweiz 34 Punkte
Bronze: Spanien 37 Punkte
- USA 50 Punkte
- Großbritannien 53 Punkte
- Tschechische Republik 53 Punkte
Berglauf-WM 2021 in Chiang-Mai
Berglauf-Weltverband