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100 Jahre nach der Erstaustragung des bis heute ältesten jährlich durchgeführten Marathonlaufs in Europa waren die Scheinwerfer des Laufsports am vergangenen Wochenende auf Kosice gelenkt. Mitten im Laufherbst angekommen, gingen in den letzten Tagen etliche Top-Events über die Bühne – RunUp.eu gibt einen kurzen Überblick.
Entstanden aus der Inspiration slowakischer Funktionäre, die begeistert vom Marathonlauf bei den Olympischen Spielen 1924 in Paris zurück in ihre Heimat reisten, starteten am 28. Oktober 1924 acht Läufer in den ersten Marathon in Kosice, sieben erreichten das Ziel. Karol Halla aus der Tschechoslowakei war der Schnellste. Es war der Auftakt einer Erfolgsgeschichte, die mit Siegen des Argentiniers Juan Carlos Zabala (1931), dem legendären Äthiopier Abebe Bikila (1961) oder dem dritten Platz des nachher zweifachen Olympiasiegers Waldemar Cierpinski (1974) ihre Höhepunkte an Laufprominenz erlebte. 1936 gab es mit György Balaban, ein gebürtiger Jugoslawe mit österreichischem Pass, den ersten und einzigen österreichischen Sieg in der langen Geschichte der Veranstaltung.
Mittlerweile ist der Kosice Peace Marathon, so die offizielle Bezeichnung, eine mittelgroße Marathon-Veranstaltung, die keine Weltklasseläufer*innen mehr begrüßen kann. Dennoch gab es am Sonntag eine spitzensportliche Sensation: Rebecca Tanui verbesserte in einer Zeit von 2:21:07 Stunden den Streckenrekord gleich um drei Minuten und führte Traditionslauf im Osten der Slowakei einen großen Schritt näher an die Weltklassezeiten heran. Die 32-Jährige war in den letzten beiden Jahren Dritte und Vierte beim Vienna City Marathon, jeweils mit einer 2:26er Zeit. Der Erfolg in Kosice ist ihr bisher bedeutender, verbunden mit einer Bestleistung um zwei Minuten. Sieger bei den Männern war Tanuis Landsmann Denis Chirchir in 2:07:49 Stunden.
Mit großem Abstand hat Demeke Tadesse aus Äthiopien am vergangenen Sonntag den Köln Marathon in der schnellsten Siegerzeit seit Jahren von 2:12:37 Stunden gewonnen. Erstmals seit 2016 gab es bei den Frauen keinen deutschen Sieg. Zinash Mekonnen aus Äthiopien setzte sich in einer Zeit von 2:29:41 Stunden an der Spitze der Endwertung.
Mit Unterstützung ihres Ehemanns Henrik als Tempomacher, der sich in Köln den Berlin Marathon aus den Muskeln lief, jubelte Esther Pfeiffer als Siegerin des Halbmarathons über eine persönliche Bestleistung von 1:09:49 Stunden, obwohl sie wenige Tage zuvor gesundheitlich angeschlagen war. Im Vorjahr krönte Pfeiffer sich unter ihrem Mädchennamen Jacobitz in Köln zur deutschen Marathonmeisterin.
Der Köln Marathon ist der viertgrößte Marathon-Event in Deutschland nach den drei Großen in Berlin, Frankfurt und Hamburg. Rund 23.000 Laufbegeisterte waren bei windigen Bedingungen in den drei Hauptbewerben am Start, darunter rund 5.700 Marathon*läuferinnen. Die Ziellinie des Köln Marathon befindet sich direkt vor dem weltberühmten Dom.
Bereits die 90. Ausgabe erlebte der traditionsreiche Murtenlauf in der Schweiz. Zum Jubiläum meldeten sich 15.940 Läufer*innen an, davon 3.466 Kinder für den Mini Murtenlauf, und sorgten für einen neuen historischen Bestwert. Sie wurden mit idealen Laufbedingungen belohnt.
Shadrack Kipkurui (51:42 Minuten) und Carolina Gitonga (58:08 Minuten) aus Kenia absolvierten die 17,17 Kilometer lange Strecke am Schnellsten. Etliche Schweizer Topläufer*innen waren am Start, darunter mit den zweitplatzierten Matthias Kyburz und Fabienne Schlumpf sowie Tadesse Abraham (5.) drei der vier Schweizer Olympia-Starter*innen im Marathon – die Vierte im Bunde, Hellen Bekele, wird am Sonntag den Drei-Länder-Marathon bestreiten. Stark lief auch das aus Freiburg stammende Orientierungs- und Berglauf-Talent Matthieu Bührer als Zehnter direkt hinter Julien Wanders.
Ebenfalls reichhaltig an Tradition ist der Giro al Sas in Trento, der am Samstagabend auf einem Rundkurs in der Innenstadt zum 77. Mal über die Bühne ging. Lokalmatador Yemaneberhan Crippa, amtierender Europameister im Halbmarathon, musste sich als Zweiter in einer Zeit von 28:32 Minuten hinter dem jungen kenianischen Sieger Charles Rotich einordnen. Der Giro al Sas findet traditionell als reiner Männer-Event statt. Tags darauf gewann Hosea Kiplangat aus Uganda den Trento Halbmarathon in einer Zeit von 1:00:15 Stunden, bei den Frauen siegte die 21-jährige Äthiopierin Yalemget Yaregal in einer Zeit von 1:07:56 Stunden.
Eine bedeutende Laufveranstaltung ging am Sonntag in Cardiff in Wales über die Bühne. Der Principality Cardiff Halbmarathon gehört zu den selbsternannten Super Halfs und war am Sonntag Bühne für 27.500 Läufer*innen. Die Schnellsten waren die Kenianer Patrick Mosin, der eine Zeit von 1:00:01 Stunden erreichte, und seine Landsfrau Miriam Chebet, die eine deutliche persönliche Bestleistung von 1:06:42 Stunden erzielte.
Bei Great Scottish Run in Glasgow meldete sich Callum Hawinks mit einem Erfolg zurück, es war sein dritter bei diesem Event nach 2016 und 2022. Der Lokalmatador erzielte eine Zeit von 1:03:25 Stunden. Damit blieb der 32-Jährige freilich weit hinter seinen besten Leistungen in den Jahren vor den Olympischen Spielen von Tokio zurück, als er im Halbmarathon zweimal nur knapp an der Ein-Stunden-Marke scheiterte und bei den Weltmeisterschaften von Doha 2019 Vierter im Marathon wurde. In vier Wochen bestreitet er den New York City Marathon.
Im Halbmarathon und im 10km-Lauf gingen über 30.000 Laufbegeisterte an den Start. Im Halbmarathon der Frauen siegte in Glasgow die 19-jährige Natasha Phillips in 1:13:26 Stunden.
Die Super Halfs sind ein Zusammenschluss einiger der größten und bedeutendsten Halbmarathonläufen in Europa, gebildet nach dem Vorbild der World Marathon Majors. Gegründet haben die Super Halfs die Halbmarathons in Lissabon, Prag, Kopenhagen, Cardiff und Valencia, seit diesem Jahr ist der Berliner Halbmarathon als sechster Event dabei.
Im letzten Jahr wurden sie aufgrund der sommerlichen Temperaturen am heißesten Oktober-Tag der Geschichte in Minnesota de facto von der Startlinie nach Hause gejagt – in diesem Jahr waren die Bedingungen beim Twin Cities Marathon in Minneapolis und St. Paul mit gut 10°C am Start erträglicher und knapp 29.000 angemeldete Teilnehmer*innen gingen in diversen Bewerben an den Start, darunter rund 6.700 im Marathon. Der Kenianer Shadrack Kimining (2:10:17) und die US-Amerikanerin Molly Bookmyer (2:28:52) feierten die Siege, besonders das Männerrennen war eng. Conner Mantz, US-Olympia-Teilnehmer im Marathon, stellte im Zehn-Meilen-Rennen einen neuen Streckenrekord auf: 45:13 Minuten.
Autor: Thomas Kofler
Bild: © SIP / Johannes Langer – Rebecca Tanui bei ihrem Sieg in Venedig 2023