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Tesfaye Deriba aus Äthiopien und Sharon Chelimo aus Kenia haben beim Barcelona Marathon neue Streckenrekorde aufgestellt. Mekdes Woldu verbesserte als Fünfte den französischen Marathonrekord bei den Frauen. Wie der zeitgleich stattfindende Rom Marathon feierte auch der Barcelona Marathon über einen deutlichen neuen Anmelderekord.
Tesfaye Deriba war der strahlende Sieger beim Barcelona Marathon der Männer. In einer Zeit von 2:04:13 Stunden blieb der 26-jährige Äthiopier um 48 Sekunden unter dem bisherigen Streckenrekord des Schweizer Vorjahressieger Tadesse Abraham. Es war der – man höre und staune – sechste Streckenrekord im sechsten Jahr bei den Männern in der katalanischen Regionalhauptstadt.
Der ehemalige 3.000m-Hindernislauf-Spezialist startete im prominenten Elitefeld der Männer nicht als Favorit. Mit einer persönlichen Bestleistung von 2:07:52 Stunden aus seinem bisher einzigen Marathon in Hangzhou im November 2023 befand er sich maximal in der Außenseiterrolle.
Topfavorit Kibiwott Kandie fehlte an der Startlinie, nachdem letzten Donnerstag bekannt wurde, dass der kenianische Star von der Athletics Integrity Unit (AIU) suspendiert worden ist (siehe RunUp.eu-Bericht). Bei der Pressekonferenz wurden der Äthiopier Mekuant Ayenew sowie die Kenianer Barselius Kipyego und Samwel Mailu als Topfavoriten auf den Sieg und auf die Jagd nach dem Streckenrekord präsentiert. Ayenew musste sich mit Platz sechs (2:06:18), VCM-Streckenrekordhalter Mailu mit Platz sieben (2:06:47), Kiyego mit Platz zwölf (2:07:59) zufrieden geben.
Die Schlussphase bestimmten andere. Aus einer vierköpfigen Spitzengruppe bei Kilometer 35 löste sich der 26-jährige spätere Sieger und vollendete einen Negativ-Split zu einer Top-Siegerzeit von 2:04:13 Stunden. Cornelius Kiplagat (2:04:54) und Enock Onchari (2:05:20) komplettierten das Stockerl. Der 30-jährige Kiplagat verpasste seinen dritten internationalen Marathonsieg, verbesserte aber seinen individuellen Bestwert um über eine Minute. Auch Onchari lief den schnellsten Marathon seiner Karriere und blieb bereits zum dritten Mal unter 2:06 Stunden. Der ehemalige Salzburg-Marathon-Sieger Victor Kipchirchir wurde in einer deutlichen neuen persönlichen Bestleistung von 2:05:43 Stunden Vierter.
Der Streckenrekord der Frauen in Barcelona lag seit 2023 bei einer Zeit von 2:19:44 Stunden. Sharon Chelimo aus Kenia lief gestern um elf Sekunden schneller als die Äthiopierin Zeineba Yimer vor zweit Jahren. Die 30-Jährige entschied den Wettkampf mit einer Attacke rund zehn Kilometer vor dem Schluss für sich und steigerte ihre persönliche Bestleistung vom Frankfurt Marathon 2023 um über zweieinhalb Minuten. Es war der zweite Erfolg im fünften Marathon für sie.
Bei Kilometer 30 lagen die Mitfavoritinnen Vicoty Chepngeno, Yebrgual Melese und Selly Kaptich noch 18 Sekunden vor der späteren Siegerin, die aber mit Linet Masai im Schlepptau nun die schnellsten Kilometersplits ihres Rennens auf den Asphalt zauberte und erst die Spitzengruppe erreichte und sich dann aus ihr löste. Der Abstand nach hinten wuchs mit einem Negativ-Split noch deutlich an: Melese wurde in einer Zeit von 2:20:47 Stunden Zweite, Linet Masai in 2:21:01 Stunden Dritte. Für die 34-jährige Äthiopierin war es der drittschnellste Marathon ihrer Karriere. Die 34-jährige Kenianerin war 2009 in Berlin Weltmeisterin im 10.000m-Lauf und steigerte ihre persönliche Marathon-Bestleistung von ihrem Debüt in Amsterdam 2018 um über zweieinhalb Minuten.
Kaptich fiel im Finale auf Rang sechs zurück, Vicoty Chepngeno, Siegerin des Peking Marathon 2024, brach komplett ein und wurde nur 15.
Bei seiner 46. Auflage feierte der Barcelona Marathon einen deutlichen Anmelderekord. Alle der 27.000 angebotenen Startplätze waren ausverkauft. Sechs von zehn Teilnehmerinnen kamen aus dem Ausland, insgesamt waren über 100 Nationalitäten vertreten. Jede vierte Marathonläuferin war weiblich, auch das ist neuer Veranstaltungsrekord. Bereits der Barcelona Halbmarathon vor einem Monat feierte einen Anmelderekord mit 30.000 Registrierungen.
Für die herausragende europäische Leistung des Tages sorgte die Französin Mekdes Woldu, die in einer Zeit von 2:23:13 Stunden den erst vor drei Wochen beim Sevilla Marathon aufgestellten französischen Rekord von Manon Trapp um 25 Sekunden verbesserte. Die gebürtige Eritreerin, die seit November 2021 für Frankreich starten darf, ließ ihre Bahnkarriere im Jahr 2022 und ein Jahr später endgültig auslaufen und konzentrierte sich voll auf die Straße. Nach guten Leistungen im 10km-Lauf und im Halbmarathon erfolgte 2023 in Hamburg ein vielversprechendes Marathon-Debüt.
Die heute 32-Jährige, die seit 2012 in Frankreich lebt, steigerte sich ein gutes halbes Jahr später in Valencia um zwei Minuten auf eine Zeit von 2:24:44 Stunden und kam dem damals aktuellen französischen Rekord von Christelle Daunay ziemlich nahe. Bei den Olympischen Spielen von Paris wurde Woldu 20., der Barcelona Marathon war ihr vierter Wettkampf über die 42,195 Kilometer. Einen, der sie laut französischen Medien in der Höhenlage Kenias vorbereitet hat. Der französische Marathonrekord wurde nun in den vergangenen 13 Monaten gleich zum dritten Mal verbessert. Sieben der besten zehn Marathonzeiten in der französischen Geschichte wurden in den letzten 15 Monaten aufgestellt.
Ein Kuriosum: Woldu hat als erste französische Läuferin das knackige WM-Limit von Tokio (2:23:30) unterboten, der französische Verband (FFA) verlangt aber ein internes Limit von – sage und schreibe – 2:21:13 Stunden – also genau zwei Minuten unter dem erneuerten französischen Rekord. Woldus Trainer Thierry Choffin sagte gegenüber der französischen Sportzeitung „L’Equipe“, dass man über die Möglichkeit nachgedacht hätte, mit der Spitzengruppe, die den Barcelona Marathon auf eine Zeit von 2:20 Stunden angelaufen ist, mitzugehen, habe diese Variante aber als zu risikoreich angesehen. „Sie hat ihr Ziel perfekt erfüllt“, sagte der Coach. Die „L’Equipe“ erinnerte auch an Rippenbeschwerden und einen grippalen Infekt im Jänner. Landsmann Nicolas Navarro beispielsweise versuchte bei den Männern mit der Spitzengruppe mitzulaufen, um das interne französische WM-Limit von 2:05:18 Stunden zu unterbieten. Mit dem drohenden Scheitern im Blick stieg er in der zweiten Marathon-Hälfte aus.
Bereits in gut einer Woche muss Woldu an den Militärcross-Weltmeisterschaften von Luzern teilnehmen, im April möchte sie den Halbmarathon im Rahmen der Straßenlauf-EM in Brüssel bestreiten – alles also ohne große Regeneration nach dem Barcelona Marathon.
Die Titel bei den im Rahmen des Barcelona Marathon ausgetragenen spanischen Meisterschaften gingen an Hamid Ben Daoud und Maria Lazaro. Ben Daoud lief bei Sonnenschein und idealen Marathon-Temperaturen eine persönliche Bestleistung von 2:06:49 Stunden und erreichte das Ziel als Neunter. Lazaro sicherte sich ihren ersten Titel in einer Zeit von 2:38:37 Stunden als Elfte der Gesamtwertung. Bei den Frauen fehlte die erste Garde der spanischen Marathonläuferinnen komplett.
🇮🇹 Zum 30. Mal ging der ACEA Run Rome the Marathon über die Bühne und auch in der italienischen Hauptstadt freute man sich über so viele Teilnehmerinnen wie noch nie. 28.000 Anmeldungen für die Marathon-Distanz übertrafen den bisherigen Veranstaltungsrekord um Längen, inklusive der Staffeln und den Teilnehmer*innen des Fun Run waren somit rund 50.000 Läufer*innen mit 126 unterschiedlichen Nationalitäten aktiv. Zwei von drei Marathonläufer*innen reisten aus dem Ausland in die „Ewige Stadt“. Der Frauen-Anteil im Marathon stieg auch dank der Initiative „Rome is Woman“ auf 30%. Vor dem Start gab es eine 42-sekündige Schweigeminute in Verbundenheit mit dem gesundheitlich angeschlagenen Papst Franziskus.
In einem flotten Männerrennen, das die drittbeste Siegerzeit der Veranstaltungsgeschichte erreichte, setzte sich Robert Ngeno vier Kilometer vor dem Ziel von seinen Landsleuten Brian Kipsang und Joshua Kogo ab und siegte in einer Zeit von 2:07:35 Stunden. Kipsang folgte 23, Kogo 26 Sekunden später. Bei den Frauen siegte die Kenianerin Betty Chepkwony in einer Zeit von 2:26:16 Stunden deutlich vor Selam Gebre aus Äthiopien und Rebecca Kangogo. Der italienische Altmeister Daniele Meucci beendete das Männerrennen in einer Zeit von 2:12:44 Stunden auf dem achten Platz.
🇺🇸 Matt Ritchman hat beim Los Angeles Marathon für eine historische Sensation gesorgt. Als erster US-Amerikaner nach Paul Pilkington im Jahr 1994 lief er als Erster über die Ziellinie. Dabei gelang dem 25-Jährigen auf der nicht einfachen, weil nicht ganz flachen Marathonstrecke in Los Angeles ein irres Solo mit einer Spitzenzeit. Ritchman lief ein konstantes Tempo über die gesamte Distanz und erzielte einen leichten Negativ-Split. Mit einer Zeit von 2:07:57 Stunden läge er auf Position acht der ewigen US-Bestenliste, allerdings ist der Marathonkurs in der kalifornischen Metropole nicht bestenlistentauglich. Es war erst der zweite Marathon in der Karriere Ritchmans nach jenem in Minneapolis und St. Paul im vergangenen Jahr, als er mit Platz vier und einer Zeit von 2:10:45 Stunden überrascht hatte. Der ehemalige Student der Montana State University stammt aus dem US-Bundesstaat Illinois.
Es ist auch die zweitschnellste Siegerzeit der Veranstaltungsgeschichte. Der zweitplatzierte Kenianer Athanas Kioko riss drei Minuten Rückstand auf, weitere ostafrikanische Athleten fielen noch weiter zurück. Bei den Frauen gewann Gebisa Tulu aus Äthiopien in einer Zeit von 2:30:14 Stunden. Über 21.000 Läufer*innen überquerten die Ziellinie des Marathon.
🇰🇷 Zwei äthiopische Siege gab es beim prestigeträchtigen Seoul Marathon. Haftu Teklu setzte sich in einem spannenden Dreikampf gegen die Keniaer Felix Kirwa und Bernard Koech durch und erzielte eine Siegerzeit von 2:05:42 Stunden. Kirwa folgte zwei, Koech acht Sekunden später. Der Sieg von Bekelech Borecha bei den Frauen fiel in einer Zeit von 2:21:36 Stunden deutlicher aus. Vorjahressiegerin Fikrte Weresa (2:22:54) und Mestawut Fikur (2:23:10) komplettierten das rein äthiopische Stockerl.
Autor: Thomas Kofler
Bild: © Pixabay / Michal Jarmoluk