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Zwei Rekorde für Lobalu bei Diamond-League-Doppel

In Oslo verbesserte Dominic Lobalu den Schweizer 5.000m-Rekord klar, drei Tage später steigerte der 25-Jährige in Stockholm auch jenen über 3.000m.
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In den letzten Tagen war die wichtigste Meetingserie der Welt in Oslo und Stockholm zu Gast, zu ihrem Skandinavien-Doppel. Dominic Lobalu nutzte die Reise für zwei Schweizer Rekorde, Hagos Gebrhiwet kratzte am 5.000m-Weltrekord und die norwegischen Topläufer*innen verzückten das Osloer Publikum. Drei Highlights von den beiden Diamond-League-Meetings im hohen Norden.

Zwei Schweizer Rekorde für Dominic Lobalu

Seit 10. Mai ist gesichert, dass Dominic Lobalu die Schweiz auch international vertreten darf – in naher Zukunft bei den Europameisterschaften von Rom und bei den Olympischen Spielen von Paris. In Besitz der Schweizer Staatsbürgerschaft ist der 2019 in die Schweiz geflüchtete bereits seit September 2023. Davor hatte er als Kind seine Heimat Südsudan aufgrund des Bürgerkriegs verlassen und war seither heimatlos.

Bei den Bislett Games in Oslo steigerte sich der 25-Jährige auf eine Zeit von 12:50,90 Minuten und lief wie Hagos Gebrhiwet aus Äthiopien, Luis Grijalva aus Guetamala, Andreas Almgren aus Schweden, Jimmy Gressier aus Frankreich und Adriaan Wildschutt aus Südafrika einen neuen Landesrekord. Lobalu und Almgren liegen nun auf den Rängen fünf und sechs der ewigen europäischen Bestenliste, Gressier auf Platz zehn. Zweiter hinter Europarekordhalter Mohamed Katir ist Thierry Ndikumwenayo aus Spanien, der eine Zeit von 12:48,10 Minuten erzielte und damit schneller etwa als der zweifache Weltmeister Jakob Ingebrigtsen je über 5.000m gelaufen ist.

Seit 40 Jahren hielt Markus Ryffel den Schweizer Rekord im 5.000m-Lauf, den er auf dem Weg zur Olympischen Silbermedaille 1984 in Los Angeles aufgestellt hatte. Die Schweizer Lauflegende sagte unlängst der Öffentlichkeit, Lobalu würde seinen Rekord beim ersten Versuch deutlich unterbieten. Kein Wunder, denn Lobalus Bestzeit lag bereits 15 Sekunden unter Ryffels Bestzeit. Es kam, wie Ryffel propheizeit hat.

Drei Tage später legte Lobalu bei der Bauhaus Galan in Stockholm nach und verbesserte in einer Zeit von 7:33,68 Minuten den Schweizer 3.000m-Rekord von Jonas Raess um eineinhalb Sekunden. Das war allerdings keine persönliche Bestleistung, Lobalu hatte das 3.000m-Rennen in der schwedischen Hauptstadt auf Aufsehen erregende Weise vor zwei Jahren gewonnen – damals in 7:29,48 Minuten.

Lobalu musste sich am gestrigen Sonntag lediglich dem Norweger Narve Gilje Nordas (7:33,49), der drei Tage nach einem desaströsen 1.500m-Ergebnis in Oslo seinen ersten Diamond-League-Sieg feierte, knapp geschlagen geben. Er hält nun vier Schweizer Rekorde im Laufsport und steht unmittelbar vor seiner Premiere im Schweizer Nationalteam bei den Europameisterschaften 2024. Interessanterweise schafften auch Andreas Almgren (Schweden) und Adriaan Wildschutt (Südafrika) das Landesrekord-Doppel in den beiden skandinavischen Hauptstädten.

Diamond-League-Meeting in Oslo

© Marta Gorczynska for Diamond League AG

Gebrhiwet kratzte am 5.000m-Weltrekord

Bereits im letzten Jahr deutete sich an, dass der 5.000m-Lauf der Männer fähig ist, 2024 große Taten zu liefern. Und tatsächlich ging das Rennen in Oslo in die Geschichte ein. Mit seiner Siegerzeit von 12:36,73 Minuten verbesserte Hagos Gebrhiwet den äthiopischen Rekord von Kenenisa Bekele um 0,62 Sekunden. Bekeles Bestmarke führte 16 Jahre lang als Weltrekord alle Statistiken an. Schneller als der 30-jährige Gebrhiwet in Oslo 2024 war lediglich Joshua Cheptegei im Sommer 2020 in Monaco bei seinem Weltrekordlauf von 12:35,36 Minuten. Der in Oslo zweitplatzierte Yomif Kejelcha lief in 12:38,95 Minuten die viertschnellste Zeit der Geschichte, etwas schneller als Haile Gebrselassie bei seinem besten 5.000m-Lauf 1998 in Helsinki (damals Weltrekord). Dritter in Oslo wurde Jacob Kiplimo in einer Bestzeit von 12:40,96 Minuten.

Weltrekordhalter Cheptegei dagegen lief hinterher: Gut zwei Monate vor den Olympischen Spielen wurde er in diesem starken Feld bei perfekten äußeren Bedingungen und nahezu Windstille nur Neunter. Der Veranstalter hatte angesichts des knackigen Olympia-Limits von 13:05,00 Minuten nicht nur für ein pfeilschnelles Rennen an der Spitze gesorgt, sondern auch Tempomacher für weitere Gruppen zur Verfügung gestellt.

Der Mann, der selbst gegen Bekele und Kipchoge nicht verlor

Laut „Let’sRun.com“ absolvierte Gebrhiwet die letzte Runde in 54,99 Sekunden, die letzten vier Runden in 3:55 Minuten und die letzten drei Kilometer in 7:28 Minuten, weshalb der dem Weltrekord noch ziemlich nahe rückte. Sein erstes Diamond-League-Meeting hat der Äthiopier übrigens vor zwölf Jahren bereits gewonnen, damals, 2012, lief er auch erstmals unter 13 Minuten und besiegte in Paris Kenenisa Bekele und Eliud Kipchoge in einem 5.000m-Rennen. Auch wenn der Vergleich unfair ist, weil die beiden Lauflegenden damals gegen Ende ihrer Bahn-Laufbahn waren: Gebrhiwet ist gegen beide ungeschlagen (3:0 lautet die Bilanz gegen Bekele, 2:0 die gegen Kipchoge).

Diamond-League-Meeting in Stockholm

© Thomas Windestam for Diamond League AG

Im Hechtflug zum Heimsieg

Ein Heimsieg von Norwegens Laufstar Jakob Ingebrigtsen beim mit Abstand wichtigsten Leichtathletik-Meeting seines Heimatlandes gehört fast schon zum guten Ton und er gelang zum dritten Mal in Folge. Aber, der 1.500m-Lauf war ein Thriller. Mit einer Zeit von 3:29,74 Minuten, neue Weltjahresbestzeit, hatte der Norweger gerade einmal 0,03 Sekunden Vorsprung auf den Kenianer Timothy Cheruiyot, ehemals sein Hauptrivale.

Gewonnen hat der Lokalmatador den Wettkampf nur, weil er den außen zum Überholmanöver ansetzenden Kenianer mit einem super getimten Hechtsprung über die Ziellinie hinter sich ließ – die schmerzhafte Landung war es für den Jubel mit dem Publikum im Bislett Stadion Wert. Der Deutsche Robert Farken steigerte seine Saisonbestleistung auf eine Zeit von 3:32,30 Minuten und landete auf Rang neun unmittelbar hinter Pietro Arese, der gut eine Woche vor Beginn seiner Heim-EM in 3:32,13 Minuten den 34 Jahre alten italienischen Rekord von Gennaro Di Napoli verbesserte. Beide erfüllten das Limit für Paris deutlich.

Grövdal erreicht endlich Waitz’ Rekord

Auch der zweite Topstar im norwegischen Laufsport begeisterte. Im 3.000m-Lauf der Frauen sorgte Karoline Bjerkeli Grövdal nach zwei schwierigen Bahnsaisonen für ein Ausrufezeichen. Die fast 34-jährige, amtierende Crosslauf-Europameisterin, brach mit einer Steigerung um über sechs Sekunden den norwegischen Rekord über 3.000m – und das war ein historischer. Die Lauflegende Grete Waitz hatte diesen stolze 45 Jahre lang gehalten, nun verbesserte Grövdal ihn um fast fünf Sekunden auf eine Zeit von 8:27,02 Minuten. „Ein Riesenereignis für mich. Diesen Rekord jage ich schon seit vielen Jahren“, jubelte die Lokalmatadorinnen, die von ihren Landsleuten auf der Tribüne lautstark angefeuert wurde. Bei den Europameisterschaften in Rom tritt Grövdal im 5.000m-Lauf und im Halbmarathon an. „Eine seltsame Kombi“, gab die erfahrene Läuferin zu.

Für die zweite Story des Wettkampfs sorgte Georgia Griffith. Bei ihrem ersten Diamond-League-Sieg verbesserte die 27-Jährige den australischen Rekord von Jessica Hull, den diese im Rahmen der Hallen-Weltmeisterschaften von Glasgow aufgestellt hatte, um knapp zwei Zehntelsekunden auf eine Zeit von 8:24,20 Minuten. Dabei überholte die Siegerin im finalen Umlauf des Wettkampfs nicht weniger als fünf Kontrahentinnen! Hull selbst war eine Kontrahentin ihrer Landsfrau in diesem Rennen und wurde Dritte hinter Likina Amebaw und vor der besten Europäerin Maureen Koster aus Holland. Weitere Landesrekorde gelangen der Finnin Nathalie Blomqvist und der Japanerin Nozomi Tanaka.

Weitere wichtige Ergebnisse

▶️ Djamel Sedjati aus Algerien verbesserte in Stockholm die Weltjahresbestleistung im 800m-Lauf auf eine Zeit von 1:43,23 Minuten. Bei seinem Erfolg ließ er Hallen-Weltmeister Bryce Hoppel aus den USA um eine Sekunden hinter sich.

▶️ Die zweifache Europameisterin Laura Muir gewann den 1.500m-Lauf in einer Zeit von 3:57,99 Minuten und feierte, ebenfalls in der schwedischen Hauptstadt, ihren zehnten Erfolg in der Diamond League alleine in dieser Disziplin. Auf die EM-Titelverteidigung verzichtet sie lieber – zu viele Runden und die Gefahr hoher Temperaturen so kurz vor den Olympischen Spielen. „Ich trainiere lieber in Manchester!“

Autor: Thomas Kofler
Titelbild: © Diamond League AG

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