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Zwei vierte Plätze beim Silvesterlauf in Peuerbach

Sebastian Frey und Lotte Seiler beendeten den traditionsreichen Silvesterlauf in Peuerbach am letzten Tag des letzten Jahres jeweils auf dem vierten Platz.
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Beim größten Silvesterlauf, den es je in Peuerbach gab, finishten Sebastian Frey und Lotte Seiler jeweils nur knapp jenseits des Stockerls. Die beiden besten heimischen Akteure in den Eliterennen waren jeweils in spannenden Endspurts verwickelt – mit unterschiedlichem Ausgang. Den Silvesterlauf in Wien gewann ein gern gesehener Gast aus den USA.

Im Interview mit dem live übertragenden ORF zählte Sebastian Frey (DSG Wien) drei Positionen auf, mit denen er noch zufriedener gewesen wäre als mit seinem vierten Platz beim Silvesterlauf in Peuerbach. Wunschlos glücklich sei man als Sportler ohnehin nur mit der eins, schickte er hinterher. Ein Sieg war freilich bei dieser Ausgabe außer Reichweite realistischer Gedanken. Dass er Position drei im Schlussspurt gegen den deutschen Hindernislauf-Spezialisten Niklas Buchholz verlor, der Schönheitsfehler des Tages aus Sicht des 22-Jährigen.

So riss auch die Mini-Serie von Stockerlplätzen österreichischer Läufer beim wichtigsten Silvesterlauf des Landes nach jenen von Andreas Vojta und Kevin Kamenschak. Der Routinier fehlte 2024 erstmals seit Jahren aufgrund seiner fehlenden Form, der junge Oberösterreicher zog ein zweites Trainingslager zur Vorbereitung der Hallensaison in der Höhenlage Südafrikas, wo zurzeit Sommer ist, dem Auftritt im winterlich-kalten Peuerbach vor. Genauso wie übrigens Österreichs Topläuferin Julia Mayer (DSG Wien), die in den letzten Jahren ebenfalls des öfteren beim Silvesterlauf gelaufen ist.

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Aktive Rolle

Frey gab seinem Auftritt trotz des undankbaren vierten Platzes eine zufrieden stellende Note. Es zeuge von einem guten Grundlagentraining in der Vorbereitung, erst seit zwei Wochen absolvierte er intensivere Einheiten. Am Beginn dieser Phase lief Frey in Houilles in Frankreich einen neuen U23-Rekord im 10km-Straßenlauf, der entgegen der im RunUp.eu-Bericht geäußerten Vermutung auf Bemühung und Nachhaken des Österreichischen Leichtathletik-Verbandes (ÖLV) doch Anerkennung erfuhr. Nun folgte zu Jahresende der Auftritt in Peuerbach über die Distanz von 6.800 Metern.

Frey ging bei Temperaturen unter dem Gefrierpunkt nicht mit dem Tempo der von Reynold Cheruiyot angeführten Spitzengruppe mit, organisierte aber initiativ die Gestaltung der Geschwindigkeit in der Verfolgergruppe. Nachdem vorne Yibeltal Gashahun aus Äthiopien früh nicht folgen konnte und zurückfiel, schien der dritte Platz für den Österreicher bis wenige Augenblicke vor der Zielankunft absolut realistisch. Am Ende fiel eine Zeit von 19:14 Minuten in die Wertung, nicht einmal eine Sekunde fehlte zu Buchholz, 26-jähriger EM-14. von München 2022 in seiner Spezialdisziplin. Das entspricht einer durchschnittlichen Laufgeschwindigkeit von 2:49 Minuten pro Kilometer – bei den topografischen und klimatischen Herausforderungen des Wettkampftages.

Top-Ten für ÖLV-Trio

Für die beiden anderen Österreicher im Feld ging es nicht so weit nach vorne wie für Frey. Timo Hinterndorfer (DSG Wien), dem Frey den U23-Rekord über zehn Kilometer abgenommen hat, zeigte sich nur in der Anfangsphase vorne und lief letztlich in einer Zeit von 20:08 Minuten als Neunter ins Ziel.

Eine Position weiter vorne lief Tobias Rattinger (LAC Amateure Steyr), der einzige Oberösterreicher im Feld, mit einer Zeit von 19:49 Minuten ins Ziel. Der 27-Jährige hielt sich im Verfolgerfeld, welches zu Rennmitte der acht zu absolvierenden Runden in zwei Teile zerbrach – mit Frey im vorderen und Rattinger im hinteren. „Ich habe mich auf einen schwierigen Wettkampf eingestellt und versucht, mitzugehen“, zog er ein positives Fazit. „Als Sebi das Tempo verschärft hat, war das einfach zu schnell für mich“, gab er im Interview mit dem ORF zu. Der zweifache EM-Teilnehmer im Jahr 2024 freute sich nicht nur über die Gelegenheit der ersten Teilnahme am Silvesterlauf in Peuerbach, sondern genoss den Rahmen sichtlich: „Einfach geil – eine unfassbare Stimmung!“

© Silvesterlauf / Andreas Mahringer

Bremm kocht Cheruiyot ab

Als großer Favorit war Reynold Cheruiyot aus Kenia nach Peuerbach gereist. Die Konkurrenz hoffte, dass die Distanz dem Mittelstreckenläufer zu lang werden würde. Vorjahressieger Florian Bremm heftete sich gleich an den 20-Jährigen, der durchaus ein hohes Tempo anschlug. Bereits nach zwei von acht Runden hatte das Duo einen beträchtlichen Vorsprung auf die Verfolgergruppe herausgeschuftet.

Ende der sechsten Runde attackierte Cheruiyot, 2022 Junioren-Weltmeister im 1.500m-Lauf in einer Finalentscheidung, in der auch Kevin Kamenschak dabei war, und erarbeitete sich eine Lücke von bis zu knapp vier Sekunden auf Bremm. Doch der deutsche Meister im 5.000m-Lauf hielt den Kontakt in Grenzen und holte seinen Rivalen, dessen Erschöpfungsgrad weit fortgeschritten war, tatsächlich wieder ein. Im Finale hatte der 24-Jährige, On-Teamkollege von Frey, dann Oberwasser und entschied das Rennen in einer Zeit von 18:45 Minuten mit einer Sekunde Vorsprung für sich.

„Bei seiner Attacke hatte ich schon den Gedanken, dass er sich verzählt hätte. Sie kam druckvoll daher und wir waren ja schon am Limit. Als ich erkannt habe, dass er nicht richtig weggekommen ist und der Abstand immer kleiner wurde, habe ich meine Chance erkannt“, erzählte Bremm im ORF-Interview. Bei seinem zweiten Sieg in Peuerbach wollte er nicht unter den Teppich kehren, welch prominenten Mann er hinter sich gelassen hatte. „Auch wenn es nicht seine Hauptdistanz sein mag, ich habe viel Respekt vor seinen Leistungen“, sagte er über den amtierenden Crosslauf-Weltmeister in der Mixed-Staffel.

Österreichs bekanntester Silvesterlauf

Rund 5.000 Zuschauerinnen wohnten der 42. Auflage des Internationalen Raiffeisen Silvesterlauf in Peuerbach bei. Mit 1.103 Anmeldungen konnte der Veranstalter einen neuen Rekord erzielen und überwand erstmals in der Veranstaltungsgeschichte die Zahl von Tausend Finisherinnen.

Seiler vernascht Vindics-Toth

Dass ungefähr eine halbe Stunde zuvor Lotte Seiler (KSV alutechnik) wie Frey auf dem vierten Platz ins Ziel kommen würde, daran hätten viele bis wenige Sekunden vor Rennende nicht gedacht. Die Steirerin, die mutig ins Rennen ging und anfänglich mit der Spitzengruppe mitlief, lag beinahe das gesamte Rennen über auf dem fünften Platz und lief alleine. Doch sie ließ den Sichtkontakt zur Ungarin Lili Anna Vindics-Toth nie abreißen und zündete ausgangs der letzten Kurve ihren berüchtigten Endspurt, mit dem die 23-Jährige schon so manchen Staatsmeistertitel auf der Bahn feiern konnte. „Man braucht nur das Gefühl, dass es sich ausgehen könnte und dann muss man nur mehr draufdrücken“, erklärte sie ihren mentalen Schlüssel für derartig erfolgreiche Endspurts.

In einer Zeit von 16:41 Minuten war Seiler die beste Österreicherin und zeigte sich sowohl von ihrer Leistung als auch der Platzierung und der hervorragenden Stimmung entlang der Start- und Zielgeraden begeistert. „Diese Stimmung ist einzigartig, sie puscht unglaublich“, betonte Seiler im ORF-Interview. Zweitbeste Österreicherin in Peuerbach war Katharina Pesendorfer (SVS Leichtathletik), die hinter einem deutschen Trio auf Rang neun ins Ziel lief. Katharina Götschl (Union St. Pölten) verpasste ebenso wie Lokalmatadorin Monika Kubai (Sportunion IGLA long life) die Top-Ten des 14-köpfigen Starterfelds im „Lauf der Asse“ der Frauen.

© Silvesterlauf / Andreas Mahringer

Burkard überrascht Embaye

Mit ähnlichen Voraussetzungen wie Cheruiyot war Axumawit Embaye in Peuerbach an den Start gegangen. Nach der kurzfristigen Absage der erkrankten Titelverteidigerin und Hauptanwärterin auf den Sieg, Edinah Jebitok, fiel die Rolle der Favoritin auf die Schultern der äthiopischen 1.500m-Spezialistin. Die 30-jährige, zweifache Hallen-WM-Silbermedaillengewinnerin im 1.500m-Lauf, legte das 5.100 Meter lange Rennen auf der hügeligen Strecke durch die oberösterreichische Gemeinde offensiv an und erarbeitete sich bereits in der zweiten von sechs Runden einen Vorsprung auf ihr deutsches Verfolgerinnen-Duo Elena Burkard und Domenika Mayer.

Doch größer als sieben Sekunden wurde der Abstand nie. Als die Äthiopierin, die seit zwei Jahren auch Distanzen über 5.000m bzw. 5km in ihr Repertoire aufgenommen hat, im dritten Rennviertel ihr Tempo etwas anpassen musste, löste sich Burkard von ihrer Landsfrau und holte die Führende eingangs der letzten Runde ein. Im schnellsten Umlauf nach der Startrunde entwickelte sich ein spannendes Duell. „Ich habe bemerkt, wie ihr Vorsprung schwand. Ich habe mir selbst gut zugesprochen“, erzählte die erste europäische Siegerin seit elf Jahren in Peuerbach, die auch die klimatischen Voraussetzungen auf ihrer Seite wähnte.

Nun hatte die EM-Sechste im 3.000m-Hindernislauf von 2018 alle Trümpfe in ihrer Hand. Die 32-Jährige setzte sich im knackigen Anstieg hinauf zur letzten Kurve außen vorbei an der 30-jährigen Afrikanerin an die Spitze und jubelte nach 15:58 Minuten über den Sieg. Nach einer schwierigen Zeit mit vielen gesundheitlichen Rückschlägen bedeute ihr dieser erfolgreiche Jahresausklang extrem viel, beteuerte sie im Interview mit dem ORF. Embaye blieb in einer Zeit von 16:00 Minuten nur der zweite Platz. Domenika Mayer, Teil des Olympischen Marathonlaufs von Paris, komplettierte in einer Zeit von 16:14 Minuten das Siegerfoto.

Silvesterlaufsieg vor Neujahrskonzert

Bereits zum 48. Mal ging der Silvesterlauf des LCC Wien auf der 5,3 Kilometer langen Strecke rund um den Ring über die Bühne. Sieger war Aaron Gruen (ÖBV Pro Team), der seit zwei Jahren in Besitz der österreichischen Staatsbürgerschaft ist und seit einigen Monaten für Österreich international an den Start geht. Der 25-Jährige hat sich die Verbesserung des österreichischen Marathonrekords zum Ziel gesetzt, den diesjährigen Chicago Marathon finishte er in einer Zeit von 2:14:21 Stunden.

Gruen ist in München als Sohn eines US-Amerikaners und einer Deutschen geboren. Sein Großvater war Anfang des Zweiten Weltkriegs im Kindesalter mit seinen Eltern aus Wien über den Atlantik geflohen, sein Vater aus beruflichen Gründen in die bayerische Landeshauptstadt gezogen. Aaron Gruen ist passionierter Cellist und ging zum Studium erst nach Prag und dann nach Providence in die USA, wie der österreichische Laufsportjournalist Olaf Brockmann erzählt. Er hat mit seiner Recherche bereits vor einigen Monaten Aaron Gruen der heimischen Laufszene vorgestellt.

Der Athlet weilte nicht zufällig über den Jahreswechsel in Wien: Sein Vater wollte unbedingt einmal das Neujahreskonzert live erleben und so baute sein Sohn den Wettkampf, sein erster auf österreichischem Boden, sowie ein paar Trainingseinheiten in Wien kurzerhand in den Trip ein.

RunUp.eu-Lesetipp: Artikel über Aaron Gruen im „Der Standard“

© Olaf Brockmann

Der Sieg bei den Frauen ging an Lemuela Wutz (DSG Wien) in einer Zeit von 18:05 Minuten. Beim Silvesterlauf in Vösendorf nahe Wien ging es über die Distanz von zehn Kilometern, Larissa Matz (ULC Riverside Mödling), ehemalige Staatsmeisterin im Halbmarathon, siegte in einer Zeit von 35:49 Minuten.

Einen heimischen Sieg gab es beim Silvesterlauf in Innsbruck, wo Hans-Peter Innerhofer (LC Oberpinzgau) die fünf Kilometer lange Strecke in einer Zeit von 14:36 Minuten absolvierte. In Seekirchen am Wallersee ging der Sieg nach 5,4 Kilometern und 15:46 Minuten an Dominik Hirczy, der nun für den Lauftreff Nussdorf antritt.

Autor: Thomas Kofler
Bilder: © Silvesterlauf Peuerbach / Andreas Mahringer & © Olaf Brockmann

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