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„Positivität“ ist ein guter Laufpartner

Druck ist nicht nur im Profisport ein großes Thema. Positive Emotionen helfen auf Freizeitsportler, Druck, Erwartungen und Hoffnungen in sich selbst in die richtigen Bahnen zu lenken.
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Druck erzeugt Stress und Stress ist nicht immer negativ behaftet. Der so genannte Eustress motiviert uns und treibt uns an, eine gute sportliche Leistung zu bringen – alles in einem gesunden Maße. Distress ist der gegenteilige Stressfaktor, nämlich jener, der hauptsächlich für die bekannten negativen Folgen von Stress verantwortlich ist und der, den wir beim Laufen bekämpfen. Genussvolles Laufen eignet sich hervorragend für die Reduktion von negativem Stress (siehe RunAustria-Bericht). Vor allem Wettkampfläufer setzen sich bestimmte Ziele, wollen gezielt ambitioniert Laufen und sich die Wirkung von positivem Stress zunutze zu machen. Im optimalen Umgang mit Hormonen, die Stress verursachen, sind positive Emotionen ein starker Partner.

Mentaltraining

Im Profilaufsport ist Mentaltraining längst etabliert. Positive Gedanken, mantraartige Botschaften an das eigene Ich, die überzeugend sind, werden gezielt eingeübt, um sie in schwierigen Situationen richtig und gewinnbringend einzusetzen. Auf der anderen Flanke geht es um die präventive Beseitigung von Versagensängsten und Zweifel auf therapeutischem Weg. In ihrem Buch „Praxis der Sportpsychologie. Mentales Training im Wettkampf- und Leistungssport“ aus dem Jahr 2011 beschreiben die Sportpsychologen Jürgen Beckmann und Anne-Marie Elbe die Emotionen als entscheidenden Faktor für die individuelle mentale Stärke. Sie sind also ausschlaggebend, das Maximum der theoretischen Leistungsfähigkeit in die Praxis umsetzen zu können.

Dr. Patrick Bernatzky beschreibt die körperliche und mentale Abwicklung eines Marathonlauf im Interview mit dem Laufmagazin RunUp im Herbst 2019 als „unheimlich dynamischen Prozess, der von Minute zu Minute in seiner Zusammenstellung total wechseln kann.“ So gebe es Phasen, in denen das Mentale 100% entscheidend und das Körperliche irrelevant seien, in denen der genau richtige Gedanke präsent sein müsse, genau so wie Phasen mit dem exakten Gegenteil. Der Sportpsychologe an der Universität Salzburg ist überzeugt, dass Mentaltraining im Freizeitbereich sinnvoll ist und in näherer Zukunft an Bedeutung gewinnen wird. „Es geht um eine gezielte gedankliche Ausrichtung, klare Zielsetzungen, Visualisierung, mentale Kompetenzen wie zum Beispiel der Umgang mit dem inneren Schweinehund oder die Moderation zwischen zweifelnden und zuversichtlichen Gedanken“, skizziert er das Potenzial von Mentaltraining im Freizeitbereich.

Be positive!

Das positive Denken, ein von Positivität geprägter innerer Dialog lassen realistische Ziele leichter erreichen als herumschwirrende Fragezeichen. Es gibt Studien, die zur Erkenntnis kommen, dass Menschen alleine durch das Auseinandersetzen mit der positiven Reaktion auf Stress (z.B. durch Anschauen eines Videos zu diesem Thema) auf mehreren Ebenen besser performen können.

Das schematische „Kann ich nicht, gibt’s nicht!“ ist nicht uneingeschränkt gültig, ein Freizeitläufer mit 85 Kilo wird am Ziel, einen Marathon unter 2:05 Stunden zu finishen, auch mit dem positivsten mentalen Setting und dem größten Vertrauen in sich selbst kläglich scheitern, denn Realismus im Denken und in der Zielsetzung, selbst bei großen Herausforderungen, sind eine fundamentale Komponente. Das Erreichen realistischer Ziele, was ein wichtiger Motivations- und Orientierungspunkt in unserem Handeln ist, präventiv zu visualisieren ist wesentlich hilfreicher beim tatsächlichen Jagen dieser als das Visualisieren eines noch so kleinen Versagens. „Jeder Gedanke entfaltet eine Wirkung“, hält Bernatzky fest. „Der Schluss daraus bedeutet, dass ich mich optimalerweise mit einer individuell passenden Strategie mental auf eine bestimmte Situation vorbereite.“

Ein Verzichten auf konkrete Zielsetzung und ein Leugnen gewisser Erwartungen andererseits, die die Relevanz des Mentalen ignorieren, widerstrebt uns übrigens aus natürlichen Gründen: Unser Gehirn ist ein Meister der Informationsverarbeitung und liebt es selbst aus komplexen und vielseitigen Einflussfaktoren Prognosen und Erwartungen zu formen.

Innere Harmonie

Eine gute mentale Vorbereitung ist das eine, ein kühler Kopf in der Hitze des Gefechts das andere. Jeder Freizeit-Wettkampfläufer findet sich in Situationen wieder, wenn bei einem Wettkampf einmal etwas nicht nach Wunsch verläuft. Hier gilt es, Ruhe zu bewahren, selbst bei der vermeintlich kleinsten Kleinigkeit, die in der Emotion übermäßige Bedeutung hat. Denn in unserem natürlichen Sein verfügen wir über einen Panik-Mechanismus, der die inneren Alarmglocken oft verfrüht zum Schwingen bringt. So wichtig dieser für das Überleben in gefährlichen Situationen ist, so unbrauchbar ist er, wenn der Pulsschlag um fünf Schläge höher ist als intendiert, wenn man an der Verpflegungsstation nach Elektrolyt greift und Wasser erwischt oder bei einer nicht gelungenen Trainingseinheit vor einem wichtigen Laufziel. Laufen, insbesondere über längere Distanzen, gelingt am besten im harmonischen Rhythmus, begleitet von positiven Emotionen.

Läufer sind positive Menschen

Der Leichtathletik-Weltverband (World Athletics) veröffentlichte im April 2021 eine Studie, die einen Befund über die internationale Laufcommunity bringen sollte. Das Unternehmen Nielsen befragte im Auftrag von World Athletics knapp 8.500 Läufer und Nicht-Läufer (zu ähnlichen Teilen) in zehn verschiedenen Nationen, alle Kontinente waren vertreten. Ein Ergebnis: Läufer schnitten in verschiedenen Kategorien ausnahmslos besser ab als ehemalige Läufer und ausnahmslos deutlich besser ab als Nicht-Läufer. Kategorien waren beispielsweise „Freundlichkeit“, „Optimismus“, „Familienorientiertheit“, „Leidenschaft“, „Selbstvertrauen“, „Energie“ oder „Fun“.

Ein Erfolgsgeheimnis

Dass positive Emotionen zu Erfolg führen, da gibt es auch ein aktuelles Beispiel aus dem Spitzensport. Andrew Whitworth, Pfeiler der Los Angeles Rams, sah darin das Erfolgsgeheimnis seines Teams, das am vergangenen Sonntag die Super Bowl für sich entschieden hat. „Wir sind relaxed, wir haben immer Spaß. Das ist energetisch. Wir haben positive Einstellung und Energie in unserem Team kultiviert“, sagte er in einem Interview nach dem Sieg. Das sei „total anders“ als bei anderen Teams.

Obwohl zu beachten ist, dass positive Einstellung sich in einer Mannschaftssportart durch die Ausstrahlung kumulieren kann und die Wirkungsentfaltung daher stärker ist, hat positive Energie auch in einer Sportart, in der man überwiegend alleine für das Gelingen verantwortlich ist, ihre positive Wirkung – und zwar unabhängig des Niveaus.

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